Verbändereport AUSGABE 2 / 2004

Netzwerk für Finanzprofis: Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC), Bonn

Der Verband für Führungskräfte des Finanz- und Rechnungswesens im Profil

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Wie wohl kaum eine Berufsgruppe müssen sich Bilanzbuchhalter und Controller ständig neuen Anforderungen stellen. Als anerkannte Führungskräfte des Finanz- und Rechnungswesens tragen sie in erster Linie durch ihre Analysen und Beratung zum strategisch geplanten wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens bei. Neben den ständigen Anpassungen an handels- und steuerrechtliche Änderungen und an neue Entwicklungen in der EDV gilt es für sie, unter anderem Auswirkungen der Globalisierung im Griff zu haben. In diesem Spannungsfeld bietet die Interessenvertretung fachliche Unterstützung an – durch die Kommunikation von wirtschafts- und berufspolitischen Interessen der Mitglieder und ihre zukunftsorientierte Förderung durch einen umfangreichen und fachlich breit gefächerten Katalog von Qualifizierungsmaßnahmen.

Der BVBC wurde im Jahre 1976 gegründet, um die wirtschaftlichen und berufspolitischen Interessen der Bilanzbuchhalter zu vertreten. Im Jahr 1994 öffnete sich der Verband auch für Controller, da sich das Aufgabenspektrum beider Berufe immer mehr überschneidet. Mitglied kann jeder Bilanzbuchhalter oder Controller werden, der die Prüfung vor einer Industrie- und Handelskammer oder einer vom Verband als gleichwertig anerkannten Institution abgelegt hat. Für Unternehmen gibt es die Möglichkeit einer Firmenmitgliedschaft.

Warum eine Interessenvertretung für Bilanzbuchhalter und Controller?

Veränderte Rahmenbedingungen in der Wirtschaft verlangen, dass Analysen und vergangenheitsbezogene Auswertungen in immer kürzeren Abständen vorliegen müssen, was durch den Einsatz der IT auch gefördert worden ist. Die Aufgaben sind mittlerweile so komplex und umfangreich geworden, dass eine zunehmende Spezialisierung auf die Bereiche Buchhaltung und Steuern sowie Kostenrechnung notwendig wurde. Darüber hinaus galt es, Ausblicke in die Zukunft zu entwickeln. Auf Basis der aufbereiteten Zahlen der Vergangenheit, wurde es die Aufgabe der Bilanzbuchhalter und zunehmend auch von Controllern, die finanziellen Perspektiven möglichst genau zu prognostizieren und mittels „Frühwarnsystemen“ steuernd einzugreifen.

Der einzelne Bilanzbuchhalter und Controller oder selbst ein Unternehmen ist in der Regel damit überfordert, die wechselnden Rahmenbedingungen im Blick zu behalten. Denn neue Aufgaben kommen insbesondere durch Gesetzesänderungen kontinuierlich hinzu und „traditionelle“ Tätigkeitsfelder wandeln sich oder verschwinden möglicherweise ganz. Deshalb lässt sich eine dauerhaft gültige Skizze des Berufsbildes Bilanzbuchhalter und Controller nur begrenzt zeichnen. Bilanzbuchhaltern und Controllern wird ein immer höheres Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit abverlangt.

Und genau hier setzen die Leistungen des Verbandes an. Als kompetentes Netzwerk für die Vermittlung von Fachwissen und gleichzeitig als schlagkräftige politische Interessensvertretung, ebnet er für eine Berufsgruppe mit unternehmerischer Verantwortung den Weg in die Zukunft.

Gegenwart und Zukunft

„Wir müssen verstärkt in eine Diskussion eintreten, in welcher Form die von unserem Verband weitergebildeten Mitglieder dem Arbeitsmarkt und damit dem Arbeitgeber als besonders qualifiziert bekannt gemacht werden“, so BVBC Geschäftsführerin Heike Kreten-Lenz, „Dies verbürgt einerseits Qualität und erhöht andererseits den Markt- und Stellenwert unserer Mitglieder.“ Aufgrund der aktuellen Entwicklungstendenzen kommen auf die Bilanzbuchhalter und Controller und damit auf ihre Interessenvertretung vielfältige Aufgaben zu. Denn das Rechnungswesen mit Bilanz und Kennziffern ist im Zeitalter der Informationstechnologie sowie der Globalisierung und Internationalisierung wesentlich stärker gefragt als je zuvor. Zudem wird sich das Controlling weiter wandeln und den Bedürfnissen einer weltweiten Verflechtung in immer kürzeren Abständen Rechnung tragen müssen.

In Zukunft wird es neben dem klassischen Bilanzbuchhalter und dem klassischen Controller ein neues Berufsbild, nämlich die Verschmelzung zwischen beiden Berufen, geben. Der Verband sieht sich deshalb durchaus als Visionär für die „Biltroller“ und fördert die Perspektiven. Hierzu gehört unter anderem die regelmäßige Überprüfung und aktive Mitarbeit bei der Anpassung der Rahmenstoffpläne an geänderte Berufsbilder. Aufgrund seiner traditionell guten Beziehungen zu Universitäten, Fachhochschulen und vor allem auch den Berufsakademien nimmt der Verband hier erfolgreich Einfluss im Sinne seiner Mitglieder.

Informationsmanager

Der Bedarf an Weiterbildung für Bilanzbuchhalter und Controller ist nicht zu unterschätzen: Internationalisierung bedingt Fremdsprachenkompetenz, nach Möglichkeit Auslandserfahrung und Kenntnisse im interkulturellen Management. Soziale Kompetenz, Coaching und Teamfähigkeit werden als erforderliches Merkmal progressiven Führungsverhaltens vorausgesetzt. Und die Werkzeuge der Informations- und Kommunikationstechnologie müssen ohne Vorbehalt beherrscht werden.

Deshalb hat sich der BVBC ein „Life-Long-Learning“ Weiterbildungsprogramm auf die Fahne geschrieben. Mit ziel- und sachorientierten, bausteinmäßig aufbauenden Weiterbildungsmodulen . Da die „Halbwertzeit“ des Wissens ständig sinkt, sind die Weiterbildungsmaßnahmen des Verbandes darauf hin abgezielt. Die „Aufstiegsfortbildung“ vermittelt lediglich Kernqualifikationen, alle anderen Qualifikationen werden in der Folge nur noch als Wahlfachqualifikationen mit modularem Aufbau vermittelt.

Dies erfordert speziell auf den Bilanzbuchhalter und Controller zugeschnittene Lehrgänge und Seminare, wie etwa die Weiterbildung zum Euro-Bilanzbuchhalter. Weitere Optionen: Bilanzbuchhalter mit Zusatzausbildung im Office-Management, Netzwerkmanagement, Cashmanagement und Controller mit Zusatzausbildung in speziellen Controllinginstrumenten und Unternehmensführung.

Ein Qualifizierungssystem bestätigt den Mitgliedern diese Weiterbildung und kommuniziert sie auch nach außen hin in den Markt. Hierzu kooperiert der Verband in engem Kontakt mit dem DIHK und dem Bundesinstitut für berufliche Bildung.

Vertretung für Selbstständige und Angestellte

Die Bilanzbuchhalter und Controller verstehen sich als Dienstleister für die Unternehmen. Sie bilden die Keimzelle interner oder externer Unternehmensberatung. Aufgrund der modernen Kommunikationstechnologien lassen sich die Aufgaben des Bilanzbuchhalters und Controllers genauso gut von einem externen Büro aus erledigen.

Zum Selbstverständnis des Verbandes gehört es, die Mitglieder zu begleiten und die entsprechenden Rahmenbedingungen zu fordern und konstruktiv zu beeinflussen. Der BVBC tritt dafür ein, dass Bilanzbuchhalter und Controller nicht nur als Mitarbeiter in der Wirtschaft volle Anerkennung finden, sondern auch im Rahmen der selbstständigen Berufsausübung ihre Qualifikationen in vollem Umfang einsetzen können. Dahinter steht die strategische Überzeugung, dass ein Berufsstand, der nur im Rahmen von Angestelltenverhältnissen arbeiten dürfte, in der Wirtschaftslandschaft der Zukunft auf Dauer nicht überleben kann.

Interessenvertretung bottom-up statt top-down

Nur mit einem Netzwerk von Spezialisten lassen sich nach Auffassung des Verbandes zukünftig die geforderten Leistungen auf hohem Niveau erbringen. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit den zuständigen Ministerien, Institutionen und anderen Verbänden. Darüber hinaus wird sich die organisatorische Struktur von „top-down in bottom-up“ verwandeln, so dass sich auch andere, bisher nicht integrierte Berufsverbände der Bilanzbuchhalter und Controller unter einem starken Dachverband effektiv politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches Gehör verschaffen werden.

Mehr denn je wird der BVBC deshalb neben den traditionellen, kollektiven Leistungen zukünftig Service- und Dienstleistungen für die Mitglieder anbieten. Der Verband wird auch weiterhin seine Position als Vordenker und Wegbereiter wahrnehmen und ausbauen, um die Auswirkungen des Wandlungsprozesses in der Wirtschaft auf die Berufsstände mit zu berücksichtigen. Ein wesentlicher Punkt betrifft die politische Lobbyarbeit. Der Verband wird seine politische Arbeit zur Liberalisierung der selbstständigen Berufsausübung konsequent fortsetzten.

Zur wirksamen Interessenvertretung der Mitglieder gehört für den BVBC auch die kontinuierliche Beobachtung des Arbeitsmarktes sowie der Datenverarbeitungs- und Informationstechnologien. Der Verband analysiert die Veränderungen in diesen Bereichen genauso wie die zukünftigen Anforderungen der Unternehmen an Flexibilität und Geschwindigkeit, die sich mit Arbeitsplätzen konventionellen Zuschnitts nur schwer erbringen lassen.

Mehrwert-Angebote für Mitglieder

Zum unmittelbaren und konkreten Vorteil seiner Mitglieder hat der Verband mit einer Reihe von Unternehmen attraktive Rahmenverträge ausgehandelt. So erhalten Mitglieder bei ausgewählten Partnerunternehmen ermäßigte Dienstleistungen und Einkaufskonditionen. Dazu gehören unter anderem Rabatte bei den wichtigsten Autoherstellern, Ermäßigungen bei Hotels, günstige Karriereberatung, reduzierte Telekommunikationstarife, kostenfreie Kreditkarten, sowie Rabatte auf online-Dienste und IT-Leistungen.

Aktionskreis Leistungsträger

Beide Berufsgruppen innerhalb des BVBC sind aufgrund ihrer Qualifikationen prädestiniert für Führungsaufgaben. Eine Aussage, die von allen Industrie- und Handelskammern und dem Deutschen Industrie- und Handelkammertag ausdrücklich bestätigt wird. Da ist es nur konsequent, dass sich auch der BVBC dem Netzwerk „Aktionskreis Leistungsträger“ angeschlossen hat, das gegenüber den politischen Institutionen und der Öffentlichkeit gemeinsame Anliegen mit gebündelter Kraft durchsetzen will.

Die Mitgliedsverbände des Ende 2002 in Berlin gegründeten Netzwerks vertreten insgesamt 130.000 Mitglieder. Der BVBC und die neun weiteren Gründungsmitglieder setzen sich dafür ein, dass gute Leistung weiterhin angemessen honoriert wird — unabhängig davon, ob sie von Leistungsträgern als Angestellte, Beamte oder Selbstständige erbracht wird. Der Aktionskreis kämpft dafür, dass Leistungsträger auch den entsprechenden politischen Einfluss erhalten. (MH)

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