Verband & Tagung - VERBÄNDEREPORT 8 / 2014

Benelux – Tagen bei den westlichen Nachbarn

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Unsere westlichen Nachbarn haben mehr in petto als Pralinen, Tulpen und niedrige Steuersätze. Die Beneluxländer sind reich an Kultur und spielen in der EU eine wichtige Rolle. Für Veranstaltungen vieler deutscher Verbände sind Belgien, die Niederlande und Luxemburg daher geeignet – auch, weil viele ihrer Einwohner Deutsch sprechen.


© Verbändereport


Jugendstilzentrum Brüssel

 

Brüssel gilt als eines der bedeutenden Jugendstilzentren in Europa. 1893 wurde das erste Jugendstilhaus in der belgischen Hauptstadt erbaut. Obwohl – besonders in den 1960er-Jahren – viele dieser Häuser verschwanden, nutzen die Brüsseler heute noch mehr als 500 Gebäude dieser Stilrichtung als Wohnhäuser, Kneipen, Läden und Museen. Die Architektur Brüssels ist mittlerweile vielfältig und aus sämtlichen Epochen ist etwas erhalten geblieben. Auch moderne Hochhausschluchten sind Teil dieser Vielfalt. Grund für die verschiedenen Stile ist die Geschichte der Stadt, die einst zum Burgunder- und zum Habsburgerreich gehörte, später unter französischer Herrschaft stand und schließlich Hauptstadt eines unabhängigen Staates wurde.

 


Mittlerweile ist Brüssel zur europäischen Hauptstadt geworden, die Stadt ist Hauptsitz der Europäischen Union und Sitz der NATO. So ist Brüssel mit seinen rund 170.000 Einwohnern in der Stadt und rund einer Million Einwohnern in der Region Brüssel-Hauptstadt nicht nur für Touristen, sondern auch für Unternehmen und Verbände ein attraktives Umfeld. Bei einem Ranking von ICCA, der International Congress and Convention Association, belegte Belgien 2013 bei der Anzahl der internationalen Meetings Platz 19. Unter den Städten mit den meisten internationalen Meetings nahm Brüssel Platz 15 ein.

 

Wo einst der Adel tagte

 

Das Concert Noble ist, wie der Name schon sagt, eine exklusive Location in Brüssel. 1873 wurde es auf Initiative von König Leopold II. erbaut, um für den belgischen Adel in der Stadt eine gediegene Residenz zu schaffen. Der Name des Concert Noble reicht bereits bis 1785 zurück: Erzherzog Albert von Sachsen-Teschen und Erzherzogin Maria Christina von Österreich gründeten eine Gesellschaft mit diesem Namen, um den Adel zusammenzuführen. Entworfen wurde das luxuriöse Gebäude Concert Noble von Henri Beyaert, der auch die Nationalbanken in Brüssel und in Antwerpen plante. Die Architektur des Concert Noble hat etwas Besonderes, da die Räume so konzipiert sind, dass jeder Raum in einen nächstgrößeren Saal führt. Von der Galerie gelangen die Gäste über den Salon, das Spielezimmer, den Büfettsaal und die Festsäle bis in den rund 400 Quadratmeter großen und 15 Meter hohen Ballsaal. Angelehnt an den Stil von Ludwig XVI. wurde das Concert Noble zu einem beliebten Treffpunkt nationaler und internationaler Persönlichkeiten. Anfang der 1980er-Jahre wurde das Gebäude grundlegend renoviert. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Räume ihren ursprünglichen Charakter bewahren. Heute können bei einem Empfang bis zu 750 Gäste das Gebäude nutzen, ein Dinner im Ballsaal ist für maximal 600 Personen möglich. Für Tagungen können auch einzelne Bereiche des Hauses genutzt werden.

 


Das Théâtre du Vaudeville stammt aus der gleichen Zeit wie das Concert Noble. Das Theater wurde 1884 eröffnet und ist heute so restauriert, dass es wieder wie zu seinen Glanzzeiten wirkt. Es verkörpert noch immer den Stil des 19. Jahrhunderts. Moderne Technik aber, die etwa die Sitze verschwinden lassen kann, macht das Theater zu einer Eventlocation für ein gesetztes Dinner und für Tagungen.

 


Die Brüsseler können aber auch zeitgenössisch: Eines der großen Veranstaltungszentren in zeitgenössischer Architektur ist das Square – Brussels Meeting Centre. Rund 13.000 Quadratmeter umfasst dieses Veranstaltungsgebäude, die beiden großen Hallen 1 und 2 ergeben zusammen über 3.650 Quadratmeter.

 

Amsterdam: Grachten und Backsteinexpressionismus

 

Die zahlreichen Grachten, umsäumt von verzierten Grachtenvillen aus dem 17. Jahrhundert und überspannt von Ziehbrücken, geben Amsterdam ein eigenes Flair. Der Grachtengürtel von Amsterdam gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist ein wesentlicher Teil des historischen Erbes der Stadt, die heute als einwohnerreichste Stadt der Niederlande rund 800.000 Menschen beherbergt.

 


Aber auch die Amsterdamer Schule, ein Architekturstil, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts durchsetzte und gerne Backsteinexpressionismus genannt wird, ist vor allem im Süden der niederländischen Hauptstadt weit verbreitet. Charakteristisch für diesen Stil ist die Verwendung von runden Formen, Türmen, verziert mit Steinarbeiten und Schmiedeeisen. In diesem Architekturstil wurden Schulen, Arbeitersiedlungen und auch Regierungsgebäude errichtet. Ein ausdrucksstarkes Beispiel für diese Art des Bauens ist ein Häuserblock namens Het Ship (Das Schiff) im Bezirk West. Von 1917 bis 1921 wurden dort über 100 Arbeiterwohnungen gebaut, seit 2001 befindet sich darin ein Museum zur Amsterdamer Schule. Das Besondere an diesem Stil ist vielleicht, dass er ein Gesamtkonzept für alle Bereiche der Stadtarchitektur bietet, deshalb wurden auch Briefkästen, Straßenlampen und sogar Mülleimer gestaltet.

 

 

Erfolgreiche Tagungsstadt

 

Amsterdam mit seinem vielfältigen Kulturangebot ist bei Tagungsveranstaltern sehr beliebt. Beim bereits erwähnten ICCA-Ranking kamen die Niederlande 2013 bei der Anzahl der internationalen Meetings unter die Top Ten, sie nahmen Platz 10 ein. Platz 12 ging beim weltweiten Vergleich der Städte mit den meisten internationalen Meetings an Amsterdam.
Einige dieser großen Tagungsveranstaltungen wurden im Amsterdam RAI Convention Centre, im Zentrum der Stadt, abgehalten. Es ist mit rund 106.500 Quadratmetern Fläche das größte Konferenzzentrum mit Messen der Niederlande. Elf multifunktionale Hallen können für Ausstellungen und Events genutzt werden. Über 60 Meetingräume für bis zu 1.750 Menschen stehen zur Verfügung. Der größte Tagungsraum im Amsterdam RAI Convention Centre in Amsterdam misst 1.985 Quadratmeter. Das RAI Convention Centre öffnete 1961 und wurde immer wieder erweitert, etwa 2009 um einen 47 Meter hohen futuristischen Turm. Bis zu zwei Millionen Menschen besuchen es jedes Jahr: Rund 50 internationale Konferenzen und etwa 70 Messen finden jährlich im RAI statt. Der RAI-Gebäudekomplex beinhaltet außerdem eine Konzertfläche.  

 


Wer ein Konzertgebäude mit langer Geschichte für eine Tagung in Amsterdam sucht, könnte mit dem Royal Concertgebouw richtigliegen. Es ist ein imposantes 125 Jahre altes Konzerthaus am Museumplein (Museumplatz), das auch als Tagungsstätte genutzt wird. Es wurde 1888 fertiggestellt und zur Heimat der klassischen Musik in den Niederlanden. Im Konzerthaus wird hauptsächlich Klassik gespielt, aber auch Größen aus anderen Musikgenres sind dort bereits aufgetreten, darunter Pink Floyd und Led Zeppelin. Im November spielt der chinesische Pianist Lang Lang Mozart und Chopin im Royal Concertgebouw. Jedes Jahr wird das Haus von über 800.000 Gästen besucht und rangiert damit ganz oben unter den weltweit bestbesuchten Konzerthäusern.

 


Fünf neoklassizistische Säle und mehrere Foyers können bei Tagungen im Royal Concertgebouw einzeln und zum Teil kombiniert genutzt werden. Im größten Raum, dem rund 760 Quadratmeter großen Hauptsaal, ist Platz für über 1.900 Personen. Der Hauptsaal wird von einem Foyer umgeben und eignet sich für exklusive Dinner. Die 220 Quadratmeter große Recital-Halle ist für Tagungen mit knapp 440 Teilnehmern buchbar.

 

Grünes Luxemburg

 

Luxemburg ist – nach Malta – das flächenmäßig zweitkleinste Land der Europäischen Union, in der Hauptstadt Luxemburg befindet sich der Verwaltungssitz der EU. Luxemburg ist Sitz des Europäischen Gerichtshofs und des Europäischen Rechnungshofs. Im Großherzogtum Luxemburg leben rund 550.000 Menschen, fast die Hälfte davon sind Ausländer, so vereint das kleine Land über 150 verschiedene Nationalitäten. Ein Grund für die große Zuwanderung ist das enorme Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahrzehnten, wodurch sich der Arbeitsmarkt in Luxemburg immer weiter vergrößerte. Auch als Finanzplatz mit günstigen Bedingungen ist Luxemburg bekannt. Sicherlich ist die Stadt aber auch aufgrund ihres Landschaftsbildes für viele anziehend. Etwa ein Drittel der Stadt ist von Wiesen und Grünflächen bedeckt und die Stadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe: Luxemburg hat Charme, weil Ruinen von Burgen und Schlössern durch zeitgenössische Bauten ergänzt werden.

 

 

Auch an Kulturveranstaltungsstätten, die sich für Tagungen eignen, ist Luxemburg reich. „Den Atelier“ ist solch eine Location, eine Konzertbühne für Musiker aus Europa und der ganzen Welt. Internationale Bands treten auf, im Februar 2015 beispielsweise „Fettes Brot“ aus Deutschland und „Simple Minds“ aus Großbritannien. 1995 wurde aus der früheren Lkw-Werkstatt ein Musikclub. Die multifunktionale Halle ist bei Konzerten groß genug für bis zu 1.000 Gäste, mit Theaterbestuhlung für rund 250 Personen.

 


Ein klassisches Konferenzcenter hat Luxemburg zuletzt mit dem Nouveau Centre de Conférences Kirchberg hinzubekommen. Es liegt zentral auf dem Kirchberg-Plateau, im Geschäftsdistrikt, in der Nähe mehrerer großer 4- und 5-Sterne-Businesshotels. Der lichte Bau ist für Großveranstaltungen gemacht: Die Ausstellungshalle misst rund 2.600 Quadratmeter, zwei große Konferenzräume sind rund 730 und 785 Quadratmeter groß. Über 1.000 Gäste kann das Haus bei Kongressen mit Ausstellungen empfangen. Erweitert wird das Raumangebot durch kleine Seminarräume. Das Hémicycle liegt direkt neben dem Konferenzcenter und ergänzt den Neubau. Im Stil der 1970er-Jahre wie ein Amphitheater aufgebaut, ist es bei Theaterbestuhlung groß genug für etwa 650 Personen. Die Bar im Hémicycle bietet den Blick weit über Luxemburg. (AB)

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