Berlin ist wandlungsfähig. Die Stadtteile befinden sich im ständigen Veränderungsprozess, dennoch haben alle eines gemeinsam: Sie sind für Touristen wie Geschäftsreisende enorm anziehend und bieten für Verbandsveranstaltungen unzählige Möglichkeiten – ob Berlin-Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg oder Charlottenburg. Ein Beispiel dafür, wie ein Hotel die Anforderungen einer Großveranstaltung meistert, liefert das InterContinental, das seit vielen Jahren den Bundespresseball ausrichtet.
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Der Bundespräsident wirkte beim Tanz mit seiner Partnerin gelöst. Von Entspannung konnte zu diesem Zeitpunkt hinter den Kulissen noch längst keine Rede sein – doch dazu später mehr. Rund 2.700 elegant gekleidete Gäste genossen die gediegene Atmosphäre beim 62. Bundespresseball Ende November 2013 im InterContinental in Berlin. Sie erfreuten sich an Champagner, Austern und wohlschmeckenden Snacks. Ein Mehrgang-Menü wurde den rund 600 Gästen serviert, die im größten Hotelsaal platziert waren. Wie die Köstlichkeiten auf ihre Teller gelangten und welche Leistungen solch eine Veranstaltung den Hotelmitarbeitern abverlangt, blieb ihnen jedoch verborgen.
Hektisch ging es währenddessen „Backstage“ zu: überall Sicherheitspersonal mit Wachhunden, Menschen eilten von hier nach da, ständig rauschte es aus den Funkgeräten. Zahlreiche Helfer hielten sich in der Küche neben dem Festsaal bereit, um den 600 Wartenden zum richtigen Zeitpunkt ihre Speisen zu servieren. Um die Teller schnellstmöglich anzurichten, waren sogar Fließbänder in Betrieb. Klar, dass sich der Stress an den Gesichtern ablesen ließ: Es ist eben eine ungewöhnliche Situation, wenn ein Hotelmitarbeiter aus der Buchhaltung die Aufgabe hat, in Windeseile den Salat hübsch auf dem Teller zu drapieren, bevor sein Kollege sekundenschnell das Fleisch anrichtet und die Kollegin dann die Beilage zufügt. Jeder Handgriff musste sitzen. Auch die Servicekräfte, die im normalen Leben andere Jobs im Hotel haben, waren sichtlich aufgeregt, bis es schließlich hieß „Wir können!“ und sie begannen, die großen Vorspeisenteller in den Saal zu tragen. Der Bundespresseball gilt als eine der prestigeträchtigsten Veranstaltungen in Berlin – ein Malheur sollte deshalb möglichst nicht passieren, wenn Ursula von der Leyen, Frank-Walter Steinmeier, Claudia Roth und Katja Kipping bedient werden. „Das fordert uns als Hotel“, sagte Christopher Jestädt, Communications Manager im InterContinental. „Es wird sehr viel Aufwand betrieben, aber es ist eines der Highlights des Jahres und eine Möglichkeit zu zeigen: So können wir uns verändern.“
Am besten erkennbar wurde diese Wandlungsfähigkeit am Saal „Potsdam“. Der etwa 1.500 Quadratmeter große Raum, eigentlich holzvertäfelt, mit kleinen goldenen Spiegelelementen und grauem Teppich, war zum Bundespresseball komplett in Weiß getaucht. Die Wände waren mit weißem Stoff bespannt, ein weißer Teppich verlegt, Bühne und Tanzfläche eingebaut, riesige runde weiße Ballons zierten die weißen Tische. Eine Verwandlung von traditionell zu zeitlos elegant. Ein Ambiente, in dem der Bundespräsident sicher gerne speiste. Später am Abend wurde der Saal zur Bühne der Rockröhre Gianna Nannini umfunktioniert.
Während des Abends flanierten die Gäste aus Medien, Kultur, Wirtschaft und Politik durch das umgestaltete Hotelerdgeschoss: Im Glaspavillon, der eigentlich als eigener Veranstaltungsbereich dient, waren eine mobile Bühne und auch Küchenzeilen eingebaut, an denen sich die Gäste mit Häppchen versorgten. Auf einer weiteren Bühne in der Nähe der 50 Meter langen Austernbar spielte eine Band Unterhaltungsmusik. Im „L. A. Café“ wurden Spezialitäten mit Fisch angeboten, die Bar „Marlene“ diente als Treffpunkt und überall lockten süße Naschereien. Bis zum nächsten Morgen dauerte die große, glamouröse Party, bis halb sieben hielten die standfestesten Gäste – trotz Sandaletten und High Heels – durch. Erst dann konnten auch die Hotelmitarbeiter endlich durchatmen.
Facettenreiche Architektur in Berlin-Mitte
Auch andere Berliner Hotelunternehmen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Großveranstaltungen zu realisieren. In Berlin-Mitte etwa, in der repräsentativen Friedrichstraße, prangen einige der bekannten Hotelnamen an den prächtigen Fassaden. In einem dieser klassizistischen Häuser beeindruckt das „Westin Grand“ mit seiner exorbitanten Freitreppe in der riesigen Lobby. Das „Melia Berlin“ mit sieben Konferenzräumen für bis zu 650 Tagungsgäste hat sich ebenfalls in der Friedrichstraße angesiedelt. Die ehemals durch die Mauer geteilte Straße, die sich etwa 3,4 Kilometer von Süd nach Nord zieht, wird durch erhabene Bauten vom Ende des 19. Jahrhunderts wie dem „Mädler-Haus“ und auch neuen Gebäuden aus den 1990er-Jahren, wie dem „Atrium“ oder den „Galeries Lafayette“, umsäumt.
Der Gendarmenmarkt mit dem klassizistischen Konzerthaus vom Anfang des 19. Jahrhunderts, dem Deutschen und dem Französischen Dom vom Ende des 18. Jahrhunderts erzählt die Geschichte von Juden und Calvinisten, die einst in Berlin investierten und der Innenstadt zu Wohlstand verhalfen. Im Bereich des Gendarmenmarktes siedelten sich im 17. Jahrhundert französische Protestanten an, Hugenotten, die großen Einfluss auf die Stadtentwicklung hatten; im Französischen Dom ist heute ein Hugenottenmuseum eingerichtet.
Ein Beispiel für gelungene zeitgenössische Architektur in Berlin-Mitte ist sicherlich der Erweiterungsbau des Deutschen Historischen Museums. Das Zeughaus, in dem ein Teil der Ausstellung zu sehen ist, wurde 1720 fertiggestellt. Ergänzend zu diesem barocken Bauwerk, das als ältestes erhaltenes Gebäude „Unter den Linden“ gilt, wurde 2003 ein Erweiterungsbau errichtet. Der gläserne Teil der Fassade spiegelt tagsüber die Barockfassade des Zeughauses. Die Berliner hatten für diese Aufgabe keinen unbekannten Architekten verpflichtet: Ieoh Ming Pei entwarf auch die Glaspyramide im Innenhof des Louvre in Paris. Sowohl im Deutschen Historischen Museum als auch im Erweiterungsbau stehen Räume für Veranstaltungen zur Verfügung.
Spektakuläre Architektur ist jedoch nicht immer von außen zu erahnen. Dafür ist die Eventlocation „Axica“ ein Beispiel. In bester Lage direkt am Brandenburger Tor lassen eine schlichte Sandsteinfassade und das Firmenschild der DZ Bank nicht vermuten, dass sich innen eine besondere Location befindet. Der Gebäudekomplex beherbergt nicht nur die Bank und ist Sitz von mehreren Unternehmen, sondern Star-Architekt Frank Gehry hat mithilfe von Holz, Stahl und Glasdreiecken eine Tagungsstätte aus organischen Formen erschaffen, die Besucher zum Staunen bringt. Bis zu 650 Menschen tagen und feiern im Souterrain des Axica und können dabei dank des fantasievollen Einsatzes von Glas bis in den Himmel schauen.
Gedenken – ein großes Thema für Berlin
Direkt hinter dem Axica befindet sich das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das Holocaust-Mahnmal – die geometrische Anordnung zahlreicher Betonblöcke. An vielen Stellen erinnert Berlin an die Geschichte Europas und des geteilten Deutschlands. Manchmal abstrakt und der eigenen Interpretation überlassen, manchmal konkret, mithilfe von Bildern und Bauwerken. Im Stadtteil Kreuzberg beispielsweise befinden sich zahlreiche Gedenkstätten, Mahnmale und Museen. Die Zimmerstraße, durch die einst die Mauer verlief, ist dafür prädestiniert: Im Gebäude, das „Stasi. Die Ausstellung zur DDR-Staatssicherheit“ beherbergt, können ehemalige DDR-Bürger ihre Stasi-Akten einsehen. Seit Herbst 2012 zeigt das asisi Panometer „Die Mauer“ ein Panoramabild vom geteilten Berlin, das die Besucher nachfühlen lässt, wie bedrückend das Leben mit der Mauer war. Die benachbarte „BlackBox“ beleuchtet anhand vieler Fotos die Vorgänge während des Kalten Kriegs.
Dass Vergangenheitsbewältigung und Erinnerungen auch Spaß machen können – und manchmal dürfen –, zeigt die „Trabiworld“ zwischen Potsdamer Platz und Checkpoint Charlie. 120 Trabis sammeln sich auf dem Gelände, bunt bemalt, gestreift, in Zebra-Optik oder als Trabi-Stretch-Limousine. Das Unternehmen bietet verschiedene Thementouren durch die Stadt an. So führt „The wall ride“ zu den Resten der Mauer.
Industrieflair in der City
Direkt neben der Trabiworld können Veranstaltungsplaner seit 2006 das E-Werk, ein ehemaliges Umspannwerk, als Location mit besonderem Flair nutzen. Halle C und Halle F, beide etwa 650 Quadratmeter groß, sind beigefarben gekachelt. Industrieflair mitten in der City. Das Umspannwerk wurde 1924 gebaut und war bis 1980 in Betrieb. In den 1990er-Jahren war es als Techno-Club angesagt. Auf dem Dach der Halle F dienen eine riesige Dachterrasse und ein rund 330 Quadratmeter großer Raum als eigene Eventlocation – mit 360-Grad-Rundblick über die Dächer der Stadt.
Eine besondere Tagungslocation mit sozialistischem Charme ist das „Café Moskau“ auf der Karl-Marx-Allee. Diese Straße, die früher einmal „Stalinallee“ hieß, beeindruckt durch ihre enorme Breite von rund 90 Metern und ihre Bebauung mit mehrstöckigen, oft mit Ornamenten verzierten Häusern aus den 1950er-Jahren. Heute gilt die Allee als Beispiel für den stalinistisch-neoklassizistischen Stil.
Das Café Moskau wurde 1964 fertiggestellt, dieses Jahr steht eine Feier zum 50-jährigen Bestehen ins Haus. Das ehemalige Nationalitätenrestaurant, das gebaut wurde, um die russische Küche in Ostberlin zu etablieren, empfängt seine Gäste mit einem riesigen Fassaden-Mosaik, das das Leben der Bürger in der Sowjetunion romantisch verklärt darstellt. Das Gebäude, das in fast allen Räumen bodentiefe Pano-ramafenster, oft auf zwei Seiten, bietet, stellt insgesamt rund 2.400 Quadratmeter Tagungsfläche zur Verfügung. Im Untergeschoss wurde im Dezember 2013 ein Club wiedereröffnet, passend zum restlichen Gebäude im Stil der 1960er-Jahre renoviert.
Berlin für Kulturfans
Berlin-Besucher, die eine alternative Lebensweise mögen, besuchen heute gerne den Südosten der Stadt. Bis 2012 hatten Künstler und Kunstfans mit dem Kulturhaus Tacheles in der Oranienburger Straße einen Ort für sich. Das Kulturhaus, ein Bauwerk vom Anfang des 20. Jahrhunderts, das Künstler seit 1990 nutzten, obwohl – oder weil – es eher einer Ruine gleicht, wurde 2012 geschlossen. Mittlerweile haben sich einige der Tacheles-Künstler in Marzahn angesiedelt, wo gerade ein Künstlerdorf entsteht. Im Norden zweigt die Oranienburger Straße von der Friedrichstraße ab. Neben den renovierten Gebäuden und der Neuen Synagoge, die 1866 erbaut, im Krieg zerstört und bis 1993 rekonstruiert wurde, finden sich auch verfallene Häuser in der Oranienburger Straße.
Heute sind es hauptsächlich die Stadtteile Friedrichshain und Kreuzberg, die von Jungen und Junggebliebenen besucht werden. Auch hier, wie überall in Berlin, bringt die Hotelszene immer wieder Neues hervor: Das „Wyndham Grand Berlin Potsdamer Platz“ ist in ein ehemaliges Postverteileramt aus dem Jahr 1930 eingezogen. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde mithilfe von Naturmaterialien – viel Holzoptik und Natursteine in Erdtönen – in ein Hotel im gemütlichen Stil verwandelt.
Im Süden endet die Friedrichstraße am Halleschen Tor. Geht der Berlin-Besucher Richtung Osten durch Kreuzberg, stößt er auf das Kottbusser Tor, ein Platz, der ein wenig wie ein Tor in das multikulturelle Berlin wirkt: Rundherum werben Schilder mit bunten Aufschriften für süße und herzhafte Snacks aus vielen Ländern. Weiter Richtung Osten führt die Oberbaumbrücke über die Spree. Die Backstein-Brücke mit den Rundbögen ist im Sommer Treffpunkt für junge Leute, Musiker und Künstler. Die Brücke ist eine Verbindung zwischen den ehemals durch die Mauer getrennten Stadtteilen Kreuzberg und Friedrichshain. Nördlich der Brücke verläuft die East-Side-Gallery, ein Teil der Berliner Hinterlandmauer direkt an der Spree, der in den 1990ern künstlerisch gestaltet wurde.
Im ehemaligen Berliner Osten liegt der Stadtteil Friedrichshain, der sich zum beliebten Wohnort für junge Menschen entwickelt hat. In dieser Gegend haben mittlerweile Hotels eröffnet, die diese Zielgruppe ansprechen. Das „Andel’s Hotel“, in Prenzlauer Berg, an der Grenze zu Friedrichshain gelegen, hat seine Zimmer im Retro-Design gestylt, Farben und Muster der wilden Siebziger überwiegen. Das große Haus bietet mit rund 3.800 Quadratmetern eine große Eventfläche.
Im Tempelhof-Bunker
Südlich von Friedrichshain-Kreuzberg liegt der ehemalige Flughafen Tempelhof. Die große Freifläche – das gesamte Gebiet umfasst rund 400 Hektar – wird heute wie ein Park genutzt. Im Sommer treffen sich die Berliner zum Entspannen auf dem Rasen oder fahren mit Skateboards über die ebenmäßigen Asphaltflächen der früheren Landebahnen. Das Flughafengebäude ist zum Teil zur Eventlocation geworden, die Abflughalle mit einem Gepäckband dient Veranstaltern als Kulisse.
Stadtführer zeigen ihren Gästen verschiedene Bereiche des Gebäudes, auch den „Filmbunker“, den Keller, indem höchstwahrscheinlich Filmbänder von Luftaufnahmen aufbewahrt wurden. Bei einem Feuer verbrannten die hochentzündlichen Zelluloid-Bänder und erzeugten eine so große Hitze, dass die Bunkergänge heute noch tiefschwarz gefärbt sind. Es ist gruselig, durch die beengten verkohlten Gänge zu gehen und nicht zu wissen, was tief unter dem Flughafen in den Wirren des Zweiten Weltkriegs wirklich passierte.
Glamour in Charlottenburg
Eine schicke Gegend im Westteil Berlins ist Charlottenburg mit der Prachtstraße Kurfürstendamm – sie steht für große Marken aus der Mode, aber auch für Großkonzerne. Apple hat beispielsweise eine Filiale in einem reich verzierten Gebäude auf dem Ku’damm eingerichtet. Trotzdem wirkt Charlottenburg offen, auch dort ist man an Experimentelles und mutige modische Kombinationen gewöhnt.
Da Charlottenburg für den Glamour steht, hat sich dort ein Tagungshotel angesiedelt, das das Mediengeschäft zu seinem Motto macht. Das „Hollywood Media Hotel“ versteht sich als Hommage an das Medium Film. Jedes der Zimmer ist einem Schauspieler gewidmet. Damit sich auch die Gäste wie Stars fühlen, rollt das Hotel ihnen einen roten Teppich aus. Prominente Gesichter und Kunst bestimmen das „art’otel City Center West“: Die Zimmer sind Andy Warhol und seinen Werken gewidmet.
Die Messe wächst
Im Westen von Charlottenburg ist die Messe beheimatet. An der Stelle, an der früher die Deutschlandhalle stand, entsteht nun der „City Cube“. Der Bau soll im Januar 2014 fertig werden, danach erfolgt die Abnahme der Baubehörde. Als erste Veranstaltung ist der Bundeskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am 10. Mai 2014 geplant. Der City Cube Berlin wird zukünftig rund 11.000 Menschen fassen und zusammen mit der Halle 7 der Berliner Messe, die auf 3.500 Personen ausgelegt ist, größer sein als das Internationale Congress Centrum (ICC). Dieser funktionale Bau könnte seinen Teil dazu beitragen, dass Berlin auch zukünftig Deutschlands Tagungsstadt Nummer eins bleibt. (AB)