Verband & Tagung - VERBÄNDEREPORT 7 / 2020

Dresden & Chemnitz: Tagen in historischen und neu eröffneten Stätten

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Vielfältig ist das Angebot an Tagungs- und Kongressstätten sowohl in der sächsischen Landeshauptstadt als auch in Chemnitz, der drittgrößten Stadt Sachsens: Moderne Tagungshäuser und -hotels können ebenso für Events genutzt werden wie rustikale Industriedenkmäler, historische Ballsäle in alten Schlössern oder Theatern und Museen. Mit dem Anfang November eröffneten Carlowitz Congresscenter will Chemnitz seinen Status als nachhaltige Kongressstadt bekräftigen.


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Der weltbekannte Zwinger gehört zu den großartigsten Barock-Bauwerken in Deutschland. Die Ausstellung der Porzellansammlung im Zwinger ist eine der bedeutendsten und mit etwa 20.000 Einzelstücken zugleich die umfangreichste keramische Spezialsammlung der Welt. Dieser exklusive Ort kann den Rahmen eines Gala-Dinners oder eines Stehempfangs bilden. Im Herzen der Altstadt findet sich das Residenzschloss. Der Renaissancebau ist Ursprungsort und Zentrum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresdens. Auch hier sind Tagungen, Vorträge oder Lesungen möglich: Von den Wänden des rund 40 Meter langen Raums, verkleidet in roter Seide, blicken die Porträts sächsischer Herrscher auf die Gästerunde.

Modern geht es nahe der Altstadt an den Ufern der Elbe zu. Dort liegt das Maritim Hotel & Internationales Congress Center Dresden. Anfang des Jahrtausends ließ die Maritim-Gruppe den altehrwürdigen Erlweinspeicher zu einem Tagungshotel umbauen. Der Erlweinspeicher war ursprünglich ein großes Lagerhaus und gehört heute zu den architektonischen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Angeschlossen an das Hotel ist das terrassenförmig angelegte Internationale Congress Center Dresden. Das Center bietet – in Nicht-Corona-Zeiten – Raum für Großveranstaltungen mit bis zu rund 6.800 Teilnehmern. Neben dem Großen Saal und fünf weiteren angrenzenden Sälen, die sich miteinander verbinden lassen, runden kleinere Konferenz- und Seminarräume unterschiedlicher Größen das umfangreiche Angebot ab. Ein großes Foyer, das für Empfänge und andere Zusammenkünfte genutzt werden kann, führt zu einer Panoramaterrasse mit Blick über die Elblandschaft und auf die Semperoper, den Zwinger und die Brühlsche Terrasse.

Dresden zählt zu den wirtschaftsstärksten Standorten Deutschlands. Zu verdanken hat die Stadt das nicht zuletzt den zahlreichen ansässigen Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Die Technische Universität Dresden ist mit über 200 angemeldeten Schutzrechten jährlich eine der patentstärksten Universitäten Deutschlands. Der Verein Silicon Saxony, ein Netzwerk aus rund 350 Mitgliedsfirmen, Forschungsinstituten und Hochschulen, rühmt sich auf seiner Website, das größte Hightechnetzwerk Sachsens und eines der größten Mikroelektronik- und IT-Cluster Deutschlands sowie Europas zu sein. Als wissenschaftliches Ballungszentrum kann Dresden daher auch als Anziehungspunkt für thematisch verwandte Kongresse oder Tagungen infrage kommen. Eine mögliche Location für eine solche Veranstaltung findet sich im Technikmuseum und Science Center der Technischen Sammlungen Dresden. Das Museum bietet mit seiner turmförmigen Architektur einen panoramaförmigen Rundum-Blick auf die Stadt. Das Turmcafé als vielleicht höchstes Café Dresdens umfasst rund 200 Quadratmeter Fläche und einen umlaufenden Balkon. Eine Etage darüber bietet ein kleiner Konferenzraum zusätzlichen Platz.

Messe Dresden – große Veranstaltungen trotz Corona möglich

Wenige Autominuten vom Stadtzentrum entfernt findet sich die MESSE DRESDEN. Das Messegelände zählt vier Hallen mit insgesamt etwa 23.000 Quadratmeter überdachter Hallenfläche sowie einer Freifläche von rund 13.500 Quadratmetern. Mit der angeschlossenen BÖRSE DRESDEN stehen weitere Tagungsräume zur Verfügung. Die BÖRSE DRESDEN ist das renovierte ehemalige Schlachthofhotel, dessen Name an die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes vor rund 100 Jahren als Handelsbörse eines ehemaligen Schlachthofareals erinnert.

Wie alle Einrichtungen dieser Art ist auch die MESSE DRESDEN durch die Corona-Pandemie stark gebeutelt. Trotz allem ist die Messe nach wie vor und gerade jetzt für Veranstaltungen aller Größenordnungen gerüstet. So fand unter Einhaltung der gesetzlich vorgegebenen Corona-Maßnahmen die FLORIAN 2020 in den Messehallen statt. Aussteller präsentierten bei dieser Fachmesse für Feuerwehr, Zivil- und Katastrophenschutz vom 8. bis 10. Oktober moderne Fahrzeuge und Ausstattungen. Bei zahlreichen Fachbeiträgen und Workshops konnten sich die Fachbesucher unter anderem mit neuen Technologien wie „Aus- und Weiterbildung in virtuellen Räumen“ vertraut machen oder ein Symposium zum stärker werdenden Problem der Vegetationsbrandbekämpfung besuchen.

Trotz Einbruch der Veranstaltungszahlen waren die rund 30 Mitarbeiter der städtischen Veranstaltungs-GmbH der Messe Dresden dennoch hinter den Kulissen beschäftigt. So wurde intensiv an Verträgen für die nächsten Jahre gearbeitet und Anfragen für Veranstaltungen bis zum Jahr 2024 und darüber hinaus beantwortet. Auch umfangreiche Renovierungen gehörten in den vergangenen Monaten zum Arbeitsplan. Die Hallen erstrahlen jetzt mit frisch verlegten Böden im neuen Glanz. „Ein großer Teil des Sanierungsstaus konnte abgearbeitet werden“, so Pressesprecherin Antje Andrich.

Als Reaktion auf die Zeichen der Zeit setzt auch die Messe Dresden jetzt verstärkt auf hybride Veranstaltungsformen. Als digitale Lösung bietet die Messe laut Andrich die Arbeit mit weframe One an. Das System ermöglicht mithilfe eines großen Touchscreens Präsentationen, interaktive Gruppenarbeit oder Hybrid-Meetings mit Video Conferencing. „Das Angebot ist in diesem Jahr noch kostenlos“, so Antje Andrich. Im nächsten Jahr könne es bei Bedarf dazugebucht werden.

Chemnitz – Green Meetings zwischen Industriedenkmälern und Kultur

Am 6. und 7. November öffnet das neue „Tagungszentrum für Wissen und Gewissen“, wie es sich selbst charakterisiert, seine Türen. Nachhaltigkeit war ein wichtiges Leitmotiv bei Planung und Bau des Centers, das sich zukunftsorientiert unter anderem an nachhaltig orientierte Kongressveranstalter richten möchte.

Nicht zufällig entschieden sich die Träger der C3 Chemnitzer Veranstaltungszentren GmbH, das neue Kongressgebäude nach dem Chemnitzer Hans Carl von Carlowitz zu benennen. Von Carlowitz schrieb mit der Sylvicultura oeconomica 1713 das erste geschlossene Werk über die Forstwirtschaft und gilt als prägender Schöpfer des forstlichen Nachhaltigkeitsbegriffs.
Vor zwei Jahren beschloss der Chemnitzer Stadtrat, den Ausbau des Kongressbereichs der Stadthalle Chemnitz zu bezuschussen, und ermöglichte der C3 GmbH als eigenständige Tochtergesellschaft der Stadt Chemnitz die Sanierung sowie den Anbau des neuen Kongresszentrums. Die Orientierung an ökologischer Nachhaltigkeit wurde pünktlich vor der Eröffnung offiziell bestätigt. Eine Auditorin des internationalen Green-Globe-Siegels überprüfte kürzlich das Congresscenter in Verbindung mit dem gesamten Gebäudekomplex der Stadthalle auf Erfüllung der strengen Richtlinien des alle zwei Jahre erneut auditierten Siegels. Die 300 Bewertungskriterien des Audits, die soziale, ökologische und ökonomische Aspekte des Nachhaltigkeitsprinzips umfassen, erfüllte das Unternehmen mit 93 Prozent – für eine erfolgreiche Zertifizierung wären 51 Prozent notwendig gewesen. Besonders die Integration des Congresscenters in die bestehende denkmalgeschützte Architektur des Stadthallengebäudes im Sinne eines nachhaltigen Bauens sowie die Erneuerung der Lüftungsanlagen und die damit verbundenen Energieeinsparungen wurden bei der Bewertung gelobt. Positiv ins Gewicht fiel auch die Förderung nachhaltigen Handelns über den Veranstaltungsbetrieb hinaus, wie beispielsweise eine Kooperation mit dem Chemnitzer André-Gymnasium bei einem gemeinsamen Bienen-Projekt. Außerdem beteiligt sich das gesamte Unternehmen am Nachhaltigkeitskodex der Veranstaltungswirtschaft mit dem Titel fairpflichtet, einer Initiative des German Convention Bureau e.  V. (GCB) und des EVVC, des Europäischen Verbandes der Veranstaltungs-Centren e. V. „Es ist ein wichtiger Schritt für die Kongress- und Tagungsmöglichkeiten in Chemnitz, den wir seit über zehn Jahren planen. Wir freuen uns, dass der Kongressanbau an der Stadthalle Chemnitz nun realisiert wird“, äußert sich Ralf Schulze, Geschäftsführer der C3 Chemnitzer Veranstaltungszentren, über das Projekt.

Insgesamt elf Seminar- und Tagungsräume stehen im neu eröffneten Gebäudekomplex Carlowitz/Stadthalle zur Verfügung. Große Foyers mit Tageslicht ermöglichen begleitende Ausstellungen und Gastronomie. Direkt angeschlossen an das Congresscenter ist das angrenzende Dorint Kongresshotel, das bei Bedarf weitere Tagungs- und Seminarräume bieten kann. Lounge-Bereiche ermöglichen Kommunikation im kleinen Kreis oder Erholung in den Pausen. Schulze fasst das nachhaltige Tagungskonzept so zusammen: „In allen Bereichen rund um die Tagung wird Nachhaltigkeit gelebt: von der Energiegewinnung über regionale, saisonale Speisen und Getränke bis hin zur sozialen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern.“
Jährlich wird in Chemnitz der Hans-Carl-von-Carlowitz-Nachhaltigkeitspreis vergeben. Ab 2020 soll die Verleihung passenderweise im Carlowitz Congresscenter stattfinden. Im Rahmen der Eröffnung findet diese erstmals am 6. November im Center des Namenspatens statt. Am 7. November sind auf Einladung der Betreiber Interessierte im Rahmen des Kongressfestivals Denk weiter eingeladen, das neue Haus zu erkunden und an Veranstaltungen teilzunehmen. Auch die ersten großen Kongresse haben sich bereits angemeldet: So ist für 2021 eine Agrarministerkonferenz geplant und 2025 soll der Deutsche Umweltpreis im Carlowitz Congresscenter Chemnitz verliehen werden.

Messen und Tagungen auf historischem Grund im Wanderer-Viertel

Das Wanderer-Viertel ist ein Zeugnis der Geschichte von Chemnitz als Industriestadt. Die Halle 1 der Messe Chemnitz, die heute dieses Viertel wirtschaftlich prägt, war in den 1950er-Jahren eine Produktionshalle mit Prüfungstürmen für den Bau von Flugzeugteilen. Dabei hat alles mit der Produktion von Fahrrädern angefangen: Im Jahr 1885 gründeten Ingenieur Johann Baptiste Winkelhofer und der Kaufmann Adolf Jaenicke das Chemnitzer Velociped-Depot Winkelhofer & Jaenicke. Die Firma, die zunächst Hochräder der Marke Wanderer herstellte, florierte derart, dass bald in den heutigen Chemnitzer Stadtteilen Schönau und Siegmar Grundstücke zur Erweiterung der Produktion erworben werden konnten. Neben Fahrrädern produzierte die Firma nun Fräsmaschinen, Motorräder und sogar Kleinwagen. Viele Chemnitzer fanden damals in Schönau Arbeit. Ihre Wanderersiedlung zählt heute noch zu den schönsten Werkssiedlungen der Stadt. Die Messe Chemnitz wird heute ebenfalls von der C3 Chemnitzer Veranstaltungszentren GmbH verwaltet. Bei dem Umbau des Wanderer-Viertels und der Messehalle wurden insgesamt 190 Kilometer Kabel, etwa 1.300 Tonnen Stahl und rund 12.000 Kubikmeter Beton verarbeitet. Heute bieten die ehemaligen Wanderer-Werke mit zwei Messehallen, zahlreichen Tagungsräumen sowie etwa 11.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und rund 8.000 Quadratmetern Freigelände Platz nicht nur für Messen, sondern auch für Sportereignisse oder Konzerte.

Chemnitz auf dem Weg zur Kulturhauptstadt

Industrie und Kultur gehören in Chemnitz zusammen. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einer der bedeutendsten Industriestädte Deutschlands. Textil-, Werkzeug- und Maschinenfabriken brachten Wohlstand und enormes Bevölkerungswachstum. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert wurde Chemnitz in Verwaltungsberichten und Adressbüchern als „Fabrik- und Handelsstadt“ ausgewiesen. Als „Stadt der Macherinnen und Macher“ hat sich Chemnitz nun als Kulturhauptstadt Europas 2025 beworben. Mit dem Motto der Bewerbung „C the unseen“ richtet Chemnitz2025 den Blick auf Ungesehenes: auf das Überraschende, das Neue, auf ein Chemnitz, das Besucher so nicht erwartet hätten. „Gäste, die noch nie in Chemnitz waren, sind immer wieder positiv überrascht, begeistert, staunen“, so Susan Endler, Leiterin Marketing bei der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft, welche auch das Kongressbüro Chemnitz betreibt. Chemnitz überrascht dabei mit den eindrucksvollen Sammlungen in den Chemnitzer Kunstsammlungen, authentischer Geschichte im Sächsischen Industriemuseum und Schauplatz Eisenbahn oder herausragenden Aufführungen im Fünf-Sparten-Theater. Architekturliebhaber sind begeistert von einzigartigen Beispielen im Stil des Bauhauses oder der Neuen Sachlichkeit, dem mehr als 100 Jahre alten Rathaus in der von namhaften Architekten neu gestalteten City oder von einem der größten zusammenhängenden Jugendstilviertel Europas, dem Kaßberg. „So sind auch Veranstalter, Verbände und ihre Gäste herzlich willkommen, die Stadt zu besuchen und sich ihr eigenes Bild von Chemnitz zu machen“, lädt Susan Endler ein.(AB/BL)

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