Verband & Tagung - VERBÄNDEREPORT 8 / 2020

Erfolgreiche Messen im Wandel

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Messen haben sich in der Geschichte schon öfter als wichtige Krisenhelfer erwiesen. Wegen ihrer spezifischen Eigenschaften als Plattformen für Geschäftsbeziehungen galten sie auch in der Corona-Pandemie zunächst nicht als Großveranstaltungen wie Volksfeste, Jahrmärkte, Sport- oder kulturelle Ereignisse. Ihre Durchführung mit besonderen Hygiene- und Abstandsregeln war von den Bundesländern rechtlich geregelt worden. Laut Messe-Experten wird sich dieses wichtige Marketinginstrument enorm wandeln, aber auch in Zukunft erhalten bleiben.


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In den letzten Monaten haben viele Verbände die Erfahrung gemacht, dass Messen nur eingeschränkt durch virtuelle Tools ersetzt werden können. Der Versuch, Messen auf eine digitale Plattform zu transformieren, machte zumeist weder Besucher noch Aussteller glücklich. Es fehlen der persönliche Kontakt, die Emotionen und das Messe-Erlebnis als solches. Laut einer Studie des Bundesverband Industrie Kommunikation e. V. (bvik) waren 2020 sogar nur ein Drittel der Befragten zufrieden mit dem Besuch von virtuellen Messen.

Sicher werden digitale Instrumente wie Virtual und Augmented Reality oder Social Media die Customer Journey in Zukunft noch stärker ergänzen und verlängern. In der Messewirtschaft selbst stehen die Zeichen auf Veränderung, denn die digitale Transformation ist in vollem Gange bzw. wurde durch die Corona-Pandemie stark beschleunigt. An vielen Messestandorten wurden digitale und hybride Angebote aufgesetzt, um eine Kombination aus Live- und Online-Event anbieten zu können. Aber nicht alle Messen lassen sich in ein digitales Format überführen. Zum Beispiel, wenn es um Produkte geht, die persönlich mit allen Sinnen erlebt werden müssen.

In der Corona-Pandemie war um die Möglichkeit, Messen durchführen zu können, hart gerungen worden. Dennoch mussten rund 80 Prozent der geplanten Messen in Deutschland 2020 abgesagt oder verschoben werden, weil die unsicheren Rahmenbedingungen keine Planungssicherheit für Aussteller und Veranstalter boten. Oder auch direkt aufgrund von behördlichen Anordnungen. Am 2. November 2020 wurden Institutionen und Einrichtungen, die der Freizeitgestaltung zuzuordnen sind, geschlossen. Dazu zählen neben Theatern, Opern und Konzerthäusern auch Messen.

Rund 20 Veranstaltungen haben laut AUMA, dem Verband der deutschen Messewirtschaft, im September und Oktober 2020 ohne Probleme und mit gutem Erfolg stattgefunden. Darunter waren Publikumsmessen mit internationaler und regionaler Ausstrahlung ebenso wie Fachbesuchermessen mit regionalem bis nationalem Einzugsgebiet und internationaler Beteiligung. Rund 270.000 Besucher konnten die Messen in den beiden Monaten für sich verbuchen. Viele deutsche Veranstalter haben außerdem in den letzten Wochen bereits Messen im Ausland durchgeführt.

Laut AUMA verfügen die modernen Messegelände in Deutschland über optimale Voraussetzungen, um Sicherheitskonzepte umzusetzen. Ausgefeilte Abstands- und Hygienekonzepte an den jeweiligen Messestandorten sollen einen sicheren Messebesuch gewährleisten. Große internationale Veranstaltungen mit ein paar Hunderttausend Besuchern werden dennoch auch im nächsten Jahr schwierig bleiben. Der Trend geht zumindest kurzfristig wohl eher zu Fachmessen mit regionalem Bezug.

Messe Dresden: Gut aufgestellt für 2021

Auch die Messe Dresden setzte in den letzten Monaten verstärkt auf hybride Veranstaltungsformen. Als digitale Lösung bietet die Messe Dresden die Arbeit mit weframe One an. Das System ermöglicht mithilfe eines großen Touchscreens Präsentationen, interaktive Gruppenarbeit oder Hybrid-Meetings mit Video Conferencing. Das Angebot kann im nächsten Jahr bei Bedarf dazugebucht werden.

Das Messegelände zählt vier Hallen mit insgesamt etwa 23.000 Quadratmetern überdachter Hallenfläche. In dem direkt angebundenen Tagungszentrum Börse Dresden stehen weitere Tagungsräume zur Verfügung. Geschickt wurden Neubau und die denkmalgeschützte Architektur des ehemaligen Schlachthofhotels miteinander verbunden. Der Name Börse Dresden bezieht sich vor allem auf die historische Nutzung des Hauptgebäudes als Fleischbörse des Erlwein’schen Schlachthofareals.

Im April 2021 lädt Wehrfritz, ein Komplettausstatter für Krippen, Kindergärten, Kitas und soziale Einrichtungen, der auch Lern- und Lehrmaterialien vertreibt, Kita-Fachkräfte in die Börse Dresden. Bei den zweitägigen Wehrfritz-Fachtagen stehen Fachvorträge und Workshops im Mittelpunkt.

Auch verschiedene Verbände werden im nächsten Jahr nach Dresden kommen. Schweren Herzens hatte sich der Deutsche Bundesverband für Logopädie e. V. durchgerungen, seinen für Juni 2020 geplanten 49. dbl-Jahreskongress nicht stattfinden zu lassen. Da Dresden als Veranstaltungsort auf große Zustimmung gestoßen war, entschied man sich für eine Verlegung ins nächste Jahr am gleichen Ort und hofft, das Kongressprogramm so umfassend wie möglich aus diesem Jahr übernehmen zu können.

Die Mitteldeutsche Gesellschaft für Frauenheilkunde und Geburtshilfe e. V. lädt zu ihrer 14. Jahrestagung im Juni nach Dresden. „Dresden ist eine wunderschöne Stadt, in der sich Wissenschaft, barocke Kunst und Kultur vereinen. Unser Tagungsort, die Messe Dresden, befindet sich zentral im Herzen der Stadt und die kulturellen Sehenswürdigkeiten der Stadt mit Frauenkirche, Zwinger und Semperoper sind in wenigen Minuten erreichbar“, so Prof. Dr. med. Pauline Wimberger und Dr. med. Jens Schnabel in ihrem Grußwort an die Mitglieder.

Tatsächlich denken die meisten Menschen bei Dresden wahrscheinlich zuerst an die historische Altstadt oder an die Elbe. Doch bereits 1896 entstand der Dresdner Ausstellungspalast, der Dresden zu einer der ersten Ausstellungsstädte Deutschlands machte.

Ein großer Pluspunkt ist der vollständig barrierefreie Zugang zu allen Veranstaltungshallen. Durch den Umbau der Halle 1 ist in den vergangenen Jahren die größte multifunktionale Veranstaltungshalle in Dresden entstanden. Durch die technischen Modernisierungen sowie den Einbau von Akustikdecke und -wänden gibt es vor Ort ideale Rahmenbedingungen für jede Art von Event. Zudem verfügt die Halle 1 über eine direkte Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr.

Alle zwei Jahre treffen sich in Dresden über 100 Aussteller aus Deutschland und vielen Ländern Europas zum Branchenaustausch im Bereich Bestattungsbedarf und Friedhofstechnik. 2021 findet die PIETA zum 11. Mal statt, denn bereits seit 1996 wird die Fachmesse durch die Messe Dresden organisiert und durchgeführt. Der Bekanntheitsgrad der PIETA reicht inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus.

Das Messegelände verfügt zudem über eine Freifläche von rund 13.500 Quadratmetern. Im Juli 2021 finden hier bereits die US Car Convention 2021 und die Holi Festival Of Colours Dresden – Big Sensation Tour statt. Und es werden weitere Veranstaltungen dazukommen. „Zum Außengelände erreichen uns gerade auch für den Sommerzeitraum viele Anfragen“, so Pressesprecherin Antje Andrich.

Messe Karlsruhe: Zwei Standorte – viele Möglichkeiten

Die Messe Karlsruhe wartet mit zwei Standorten auf: Das Kongresszentrum liegt zentral und gut erreichbar in der Karlsruher Innenstadt. Das Messegelände vor den Toren der Stadt in Rheinstetten ist weitläufig und funktional. Beide Standorte sind mit moderner Technik ausgestattet und dienen regelmäßig als Austragungsort für nationale und internationale Messen, Tagungen und Kongresse, auch von Verbänden.

Das Messegelände überzeugt durch vier Hallen und eine rundherum verglaste Aktionshalle, die sich auf 52.000 Quadratmeter Hallenfläche verteilen. Im Konferenz-Center werden zusätzliche Versammlungsräume für Konferenzen und Tagungen geboten. Das 90.000 Quadratmeter große Freigelände kann als zusätzliche Ausstellungsfläche genutzt werden.

Seit 1996 veranstaltet zum Beispiel der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e. V. (VSSE) auf dem Karlsruher Messegelände jährlich die europäische Spargel- und Erdbeerbörse, heute expoSE und Europas Leitmesse für die Spargel- und Beerenproduktion. 2011 kam mit der zeitgleich stattfindenden expoDirekt Deutschlands größte Fachmesse für die landwirtschaftliche Direktvermarktung hinzu. Vom 20. bis 21. November 2019 kamen rund 6.700 Fachbesucher aus ganz Deutschland nach Karlsruhe. 445 Aussteller aus zwölf Nationen präsentierten ihre Innovationen für den Spargel- und Beerenanbau sowie die landwirtschaftliche Direktvermarktung.

Nach drei Jahren in der Landesmesse Stuttgart entschied sich auch das Microsoft Business User Forums e. V. (mbuf) für die Messe Karlsruhe als Veranstaltungsort und organisierte am 7. und 8. Mai 2019 seinen 11. Jahreskongress im Konferenz Center des Messegeländes. Die Veranstaltung, die für viele IT-Verantwortliche aus den gehobenen mittelständischen Anwenderunternehmen mit internationaler Ausrichtung inzwischen ein fester Termin im Jahreskalender ist, bot an zwei Tagen über 50 Vorträge, Diskussionen, Praxisberichte und Produktpräsentationen.

Auch religiöse Verbände schätzen das Raumangebot der Messe Karlsruhe: Der 11. Kongress Christlicher Führungskräfte (KCF) des idea e. V. versammelte vom 28. Februar bis 2. März 2019 rund 3.500 Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, die sich mit Verantwortungsträgern über die Umsetzung christlicher Werte im Berufsleben austauschten und Fragen ethischen Handelns diskutierten. Eine Fachausstellung in der dm-arena mit mehr als 200 werteorientierten Unternehmen sowie christlichen Verbänden und Organisationen gehörte ebenfalls zum Programm.

Der zweite Standort der Messe Karlsruhe gilt als Deutschlands größtes innerstädtisches Kongresszentrum und bietet mitten im Herzen Karlsruhes vier Veranstaltungshäuser, 34 Räume, 13.000 Sitzplätze und 20.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Vom geschichtsträchtigen Konzerthaus im klassizistischen Stil über die Schwarzwaldhalle im Bauhausstil und die helle Gartenhalle bis hin zur modernen, multifunktionalen Stadthalle, die gerade technisch und gestalterisch aufwendig renoviert wird, hat jedes Haus seinen eigenen Charakter.  Hinzu kommen 10.000 Quadratmeter Freigelände auf dem Festplatz.

„Bei uns erhält der Kunde ein Location-Portfolio, das hinsichtlich der Mischung aus Vielfältigkeit, Größe und Kombinierbarkeit einzigartig ist – und das alles aus einer Hand“, so Holger Klanfer, Bereichsleiter Kongress & Kultur der Messe Karlsruhe. Er ergänzt: „Veranstaltungsplaner aus Verbänden schätzen die hervorragenden Netzwerke aus Wissenschaft, Forschung, Medizin und Kultur, deren Kontakte die Messe Karlsruhe gerne vermittelt. Vor allem mit der Exzellenzuniversität Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem städtischen Klinikum verbinden sich eine Vielzahl von Verbandskongressthemen.“

Bereits seit Jahrzehnten findet der Deutsche Heilpraktikertag Karlsruhe der fünf Mitgliedsverbände des Dachverbands Deutscher Heilpraktikerverbände e. V. im Kongresszentrum Karlsruhe statt. Am 15. und 16. Juni 2019 wurde die Gartenhalle zuletzt zum Treffpunkt für Heilpraktiker: 32 Fachvorträge in vier Seminarsträngen und eine Fachmesse boten die Möglichkeit zur intensiven Fortbildung, zur Anbahnung neuer Kontakte und zum Austausch. Unter den circa 160 Ausstellern befanden sich namhafte biologisch-pharmazeutische und medizinisch-technische Firmen sowie Hersteller anderer medizinischer Bereiche.

Ebenfalls zu den langjährigen Kunden der Messe Karlsruhe gehören der Arbeitskreis Grundwasserschutz e. V. und die Überwachungsgemeinschaft „Bauen für den Umweltschutz“ e. V., die gemeinsam mit der ICP Ingenieurgesellschaft Prof. Czurda und Partner mbH das Karlsruhe Deponie- und Altlastenseminar veranstalten. Bedingt durch die COVID-19-Pandemie, war die 30. Ausgabe der Seminarreihe, die im März 1994 begann und 2019 658 Experten für Deponien und Altlasten nach Karlsruhe zog, am 14. und 15. Oktober 2020 anders als alle vorherigen: Das Seminar 2020 wurde als hybrides Konferenz-Konzept mit einer Präsenzveranstaltung auf Abstand in der Gartenhalle und einem interaktiven Online-Webinar mit Livestream, Chatrooms, Ausstellungs- und Diskussionsräumen umgesetzt.

Messe Hannover: H'Up mit Bühnen und Streaming-Studio

Die Corona-Pandemie hat auch der Deutschen Messe mit Sitz in Hannover heftig zugesetzt. Die Perspektive für neue Messen sieht laut Messe-Chef Jochen Köckler eine Kombination aus Präsenz-Veranstaltungen und Streaming-Formaten vor. Und zwar auch dann, wenn die Corona-Pandemie beherrschbar geworden sein wird. Die Mischung aus digitalen Elementen und Vor-Ort-Angeboten soll flexibel auf die jeweilige Situation ausgerichtet werden können. Gibt es viele Corona-Infektionen, fällt der digitale Anteil größer aus, gibt es wenige, überwiegen die Veranstaltungen vor Ort.

Für dieses Konzept hat die Messe in den vergangenen Wochen eine der Hallen auf dem Messegelände in Hannover umgebaut. Halle 18 heißt nun H'Up und beherbergt unter anderem mehrere Bühnen sowie ein Streaming-Studio. Weitere 15 Studios in der Nähe können Firmen mieten, wenn sie ihre Produkte online präsentieren wollen.

Messechef Jochen Köckler ist überzeugt, dass der Bedarf an Messen nach wie vor da ist und das Interesse der Firmen demnächst zurückkehrt. "Die Unternehmen brauchen Messen", heißt es auch vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft.(KS)

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