Flandern war schon immer eine privilegierte Region. Es liegt schließlich strategisch günstig, im Herzen Europas. Noch heute kann man in Belgiens Kernzelle die jahrhundertealte Geschichte tatsächlich spüren, sehen und erleben. Doch die Region ruht sich nicht auf ihrem kulturellen Erbe aus. Die oftmals historischen Veranstaltungsorte überzeugen auch durch professionelle Dienstleistungen und eine innovative Ausrichtung. Seit 2017 bietet das Convention Bureau VisitFlanders gezielte Unterstützung für internationale Verbandsveranstaltungen an, um stärker als internationaler Standort wahrgenommen zu werden. Dabei werden die angebotenen Serviceleistungen eng auf den jeweiligen Verband abgestimmt. Auch die Vermittlung von Kontakten in Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung sind Teil des Angebots. Auf Wunsch erhalten Organisationen im Vorfeld ihrer Veranstaltung schon umfangreiche inhaltliche Unterstützung. Darüber hinaus profitieren sie von strategischen Partnerschaften zu Brussels Airlines – einem Mitglied der Lufthansa-Gruppe – Thalys, Eurostar und der nationalen Eisenbahngesellschaft. Die drei Verbandsexperten bei VisitFlanders, Gemmeke De Jongh, Tuya Beyers und Milo Vergucht, sind Anlaufstelle für Organisationen, die gerne in Flandern tagen möchten. Jeder von ihnen hat sich auf bestimmte Wirtschaftszweige in Flandern spezialisiert, um für Verbände die richtigen Kontakte herstellen zu können.
G-STIC-Konferenz in Brüssel
Auch in diesem Jahr macht Flandern durch eine Reihe von zukunftsweisenden Konferenzen von sich reden. Besonders erwähnenswert ist die Konferenz für nachhaltige Entwicklung G-STIC, die auch vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird. Bereits im Jahr 2015 unterzeichneten alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“, die ein gemeinsames Konzept für Frieden und Wohlstand für alle Menschen und den Planeten Erde enthält. Im Mittelpunkt stehen 17 konkrete Ziele der nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs), die bis zum Jahr 2030 umgesetzt werden sollen. G-STIC findet bereits zum dritten Mal statt und ist die weltweit führende Konferenz für integrierte technologische Lösungen zum Erreichen der SDGs. Die Tagung thematisiert die Zusammenarbeit von öffentlicher und privater Politikgestaltung sowie technologischer Innovation auf globaler, regionaler und nationaler Ebene. Im Vordergrund der diesjährigen Veranstaltung stehen die Themen nahrhafte Lebensmittel, gesundes Leben, angemessene Ausbildung, sauberes Wasser, bezahlbare Energie, nachhaltiger Wohnraum und sicheres Klima für alle. Vom 20. bis 22. November 2019 werden in Brüssel marktreife transformative Technologien vorgestellt, die das Potenzial haben, die genannten Nachhaltigkeitsziele wirksam zu beeinflussen. Dabei dienen geothermische Energie, Geodatenanalyse, Wasserwirtschaft, CO2-Ausstoß und -Wiederverwertung oder die Nutzung von Abwasser als Beispiele.
Seien Sie dabei!
Interessierte Verbände lädt das Convention Bureau VisitFlanders dazu ein, diese Top-Konferenz kostenlos zu besuchen. Neben vielen Networking-Möglichkeiten mit den Experten der verschiedenen Branchen werden auch Exkursionen nach Gent, Brüssel und Antwerpen angeboten. Bei Interesse genügt eine Mail an Tuya Beyers von VisitFlanders:
tuya.beyers@meetinflanders.com
Kleine Städte, großes Angebot
Flandern mit seinen insgesamt sechseinhalb Millionen Einwohnern ist der wirtschaftliche Motor Belgiens. Die Flamen übernahmen von ihren spanischen und französischen Besatzern alles, was das Leben schöner und leichter macht. Sie gelten als ein selbstbewusstes und sinnesfrohes Volk. Doch Flame ist nicht gleich Flame. Jede Stadt hat ihren eigenen Stolz. Das trifft auch auf die kleineren Orte, abseits der bekannten Städte Brüssel, Antwerpen, Brügge und Gent zu. Nicht nur direkt am Wasser oder in historischer Atmosphäre gibt es in Flandern vielfältige Tagungsmöglichkeiten für Verbände.
Mechelen – Metropole im Taschenformat
Mechelen ist möglicherweise nicht das erste Ziel, das einem bei der Planung einer europäischen Verbandstagung in den Sinn kommt. Bei der Besichtigung vor Ort wird man dann aber positiv überrascht. Die kleinste der fünf flämischen Kunststädte liegt im Herzen des Landes, auf halbem Weg zwischen Brüssel und Antwerpen. Vom Brüsseler Flughafen nach Mechelen sind es sogar nur 11 Minuten (!) mit dem Zug. Vor Ort entführen das elegante historische Zentrum und die engen Gassen auf eine Zeitreise. Fast 300 denkmalgeschützte Gebäude reihen sich auf weniger als drei Quadratkilometern aneinander. Einige von ihnen, wie der St. Romboutsturm, der Belfried des Rathauses und der Große Beginenhof wurden bereits ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Im 97 Meter hohen Turm der St. Rombouts-Kathedrale, dem Wahrzeichen der Stadt, erklingen regelmäßig zwei Glockenspiele. Die Glockenspielkultur hat in Belgien eine lange Tradition, die nach wie vor in vielen Städten gepflegt wird. Die UNESCO zeichnete dies im Jahr 2014 sogar als Beispiel für den vorbildlichen Umgang mit dem immateriellen kulturellen Erbe aus. Ein schönes Kompliment und ein Anreiz für die Königliche Glockenspielschule Jef Denyn in Mechelen, die älteste und größte Glockenspielschule der Welt. Zu den Highlights von Mechelen gehört auch der Palast von Margarete von Österreich. Von hier aus wurde einst regiert, der Palast der Statthalterin war Regierungssitz und zudem der erste Renaissancebau der damaligen Niederlande. Doch Mechelen ist nicht nur reich an Sehenswürdigkeiten, die alle in fußläufiger Entfernung zueinander liegen. Auch der weitläufige Grüngürtel mit Parks und Wasserläufen ist schnell erreicht.
Tagen abseits des Mainstreams
Im kleinen Mechelen mit den 86.000 Einwohnern gibt es eine ganze Reihe ungewöhnlicher Tagungsorte. Mit Blick auf den Fluss Dyle können bis zu 500 Personen etwa im Centrum Lamot tagen. Bis in die 1980er-Jahre wurde hier noch das legendäre Lamot-Bier gebraut, heute gilt die ehemalige Brauerei als Aushängeschild für zeitgenössische Architektur in Mechelen. Der Komplex, mit gewagten modernen architektonischen Eingriffen eindrucksvoll restauriert, fungiert jetzt als Kongress- und Kulturzentrum.
Veranstaltungen können ab September 2019 auch im Barockkloster Het Predikheren stattfinden. Als ausgewählter Ort des flämischen Kulturerbes hat das Kloster den Sprung auf die Liste der besonders inspirierenden Tagungsorte von VisitFlanders geschafft. Das vollständig restaurierte Predigerkloster aus dem 17. Jahrhundert stand lange leer und öffnet Ende 2019 als Eventlocation, Stadtbibliothek und Treffpunkt für die breite Öffentlichkeit wieder seine Türen. Dabei möchte sich die neue Bibliothek zu einem kulturellen Hotspot in der Region entwickeln. Zur Einrichtung gehören ein Restaurant, eine Kaffeebar ebenso wie Kultur- und Ausstellungsräume, Gemeinschaftsräume und sogar ein Kräutergarten. Tagungen sind im großen Saal für 100 Personen oder etwa in den geräumigen Besprechungszimmern mit Blick auf den Tinelpark möglich. Auch der Klostergarten und die Kirche stehen für Events zur Verfügung.
Ein weiterer besonderer Veranstaltungsort öffnet Mitte November 2019 seine Pforten. In einem ehemaligen Schwimmbad entsteht eine neues Viersternehotel. Das von der Van der Valk-Gruppe betriebene Haus bietet neben 124 Hotelzimmern sechs Besprechungs- und Bankettsäle für bis zu 400 Personen.
Für Verbände, die ihr nachhaltiges Engagement noch stärker in den Vordergrund stellen wollen oder Wert auf ein lebendiges Umfeld legen, ist Zoo Planckendael eine gute Option. Die beeindruckende Veranstaltungshalle mit Blick in den Tierpark mit seinen über 3.000 Quadratmetern Grünfläche, kann ebenfalls für Events genutzt werden. Der Location entsprechend wird auch ein passendes Rahmenprogramm angeboten: Ausritte mit Pferd und Wagen, geführte Touren durch den Park oder Adventure Trails.
Eine Stadt mit vielen Gesichtern
Stolz ist man in Mechelen auf die starken Cluster in den Bereichen Gesundheitswesen, Kreislaufwirtschaft, Multimedia und Menschenrechte. Im Dezember 2012 wurde die Kaserne Dossin als „Gedenkstätte, Museum und Dokumentationszentrum für den Holocaust und die Menschenrechte“ eröffnet. Die im 18. Jahrhundert errichtete Kaserne beschäftigt sich vorrangig mit der Verfolgung der Juden sowie Sinti und Roma in Belgien. Darüber hinaus möchte das Museum auch über zeitgenössische Erscheinungsformen des Rassismus aufklären: den Ausschluss von Bevölkerungsgruppen sowie die Diskriminierung aufgrund der Herkunft, des Glaubens, der Hautfarbe oder etwa des Geschlechts.
Die Stadt Mechelen beherbergt mit OVAM die flämische Regierungsbehörde, die sicherstellt, dass in Flandern mit Abfällen, Materialien und Böden auf eine nachhaltige und umweltbewusste Art und Weise umgegangen wird. Um eine umweltfreundliche, nachhaltige Kreisstadt zu werden, sucht man in Mechelen auch den Dialog zwischen Anwohnern, Unternehmern und den städtischen Stellen. Die Stadt selbst startete das Projekt STROOM, das intelligente, rohstoffsparende Lösungen für die alltäglichen Bedürfnisse der Bewohner und Besucher in Stadtvierteln anbietet. Das Ziel ist es, Mechelen zu einer Stadt zu machen, in der dank einer gut funktionierenden Kreislaufwirtschaft, Abfall komplett vermieden oder wiederverwertet wird. Mechelen ist außerdem Heimat des Thomas More College, der größten Fachhochschule in Flandern, die über 30 Bachelor-Studiengänge anbietet. Dabei reicht die Palette von Landwirtschaft, Gartenbau und Logistik über Multimedia bis hin zu nachhaltigem Design, nachhaltiger Mobilität und Kreislaufwirtschaft.
Limburg – Der grüne Garten Flanderns
Angrenzend an Nordrhein-Westfalen liegt die Provinz Limburg. Die Region ist geprägt durch ihr Industriekulturerbe und eine Vielzahl von historischen Städten. Dazu gehört auch Tongeren, die älteste Stadt Belgiens. Vor einigen Jahren wurde ein großer Schritt in Richtung Umstrukturierung und Nachhaltigkeit unternommen. Sieben Kohlebergwerke und Industrieanlagen wurden in der Region Limburg geschlossen und durch hochmoderne Wissenszentren ersetzt. Die ehemaligen Gebäude an den Standorten wurden zu Eventlocations und Bildungseinrichtungen. Darüber hinaus fördert man gezielt die Ansiedlung neuer Unternehmen und Start-ups. Die Namen der Wissenszentren wie Greenville, BioVille, Agropolis oder BikeVille spiegeln ihre jeweilige Ausrichtung wider. Für Konferenzen, Kongresse und Tagungen gibt es breites Angebot von Räumlichkeiten.
Aufgrund der Nähe zu Brüssel lassen sich Verbandsveranstaltungen auch gut an zwei Orten miteinander kombinieren, weiß Tamara Weide vom belgischen Limburg Convention Bureau. „Einige Verbände entscheiden sich für eine Hauptkonferenz in Brüssel und für eine zweite Veranstaltung hier bei uns in Limburg. Andere wechseln für ihre Hauptveranstaltung direkt an einen Standort in Limburg. Mit sechs Flughäfen in der Nähe ist auch die Erreichbarkeit kein Problem“, meint Weide.
Lebendige Kulturdenkmäler
Eine der ehemaligen Industrieanlagen hat sich als „Flanders Heritage Venue“ qualifiziert. In Genk begrüßt seit April 2017 das ehemalige Hauptgebäude des Bergbauwerks Waterschei – Thor Central – bis zu 2.000 Personen zu Events und Ausstellungen. Das Industriegebäude im Herzen des Thor Parks, einem Technologiepark auf dem Gelände der stillgelegten Zeche, bietet auf 10.000 Quadratmetern und 19 mit Veranstaltungsräumen vielfältige Möglichkeiten für Veranstalter.
Ebenfalls in Genk wurde das stillgelegte Steinkohlebergwerk C-mine zu einem Kultur- und Designzentrum, das im Rahmen von interaktiven Expeditionen offen für Besucher steht und als Eventlocation genutzt werden kann.
In unmittelbarer Umgebung von Genk liegt ein weiterer interessanter Tagungsort mit historischem Flair: Die Domäne Bokrijk ist ein ehemaliges Landgut, das heute als Freilichtmuseum bekannt ist. Neben 140 historischen Gebäuden, von denen zwei auch für Tagungen genutzt werden können, ragte vor allem das historische Schloss und die weitläufige grüne Landschaft heraus.
Wer ein besonderes Flair sucht, wird noch an anderer Stelle fündig. Die Landkommende Alden Biesen in Bilzen bei Tongeren wurde im Jahr 1200 vom Deutschen Ritterorden gegründet. Im Laufe der Zeit wandelte sie sich aber zum luxuriösen Barockschloss, inklusive Lustgarten nach französischem Vorbild. Nachdem die flämische Regierung die Ruine nach einem verheerenden Brand gekauft und wiederaufgebaut hat, kann man das liebliche Wasserschloss heute für Konferenzen mieten. Musikliebhaber kennen das Wasserschloss auch als Kulisse für stimmungsvolle Sommerkonzerte.
Mobilität auf zwei Rädern
Wegen des fruchtbaren Bodens wird die Region Limburg auch als der Obstgarten Flanderns bezeichnet. Nach Südtirol befindet sich hier die größte Obstregion Europas, in der sogar Wein wächst. Ein absolutes Highlight ist die Obstblüte im April, wenn sich die Landschaft in ein riesiges buntes Blütenmeer verwandelt.
Die Provinz gilt zudem als eine der besten Fahrradregionen in Europa. In den letzten Jahren wurden hier außergewöhnliche, preisgekrönte Radwege geschaffen. So radelt man in der weitläufigen Seenlandschaft wortwörtlich durchs Wasser. Auch international genießt dieses Projekt der Landschaftsarchitektur besondere Anerkennung und gewann einen Award in Australien und Amerika. Im Jahr 2017 war der Fahrradweg quer durch den See, bei dem man zu einem bestimmten Zeitpunkt beidseitig auf Augenhöhe mit der Wasseroberfläche radelt, der populärste Fahrradweg von Flandern. Das „American Time Magazine“ setzte „Radfahren durchs Wasser“ im Oktober 2018 auf die Liste der hundert „Must-See‘s“ der Welt.
Mit einem neuen, noch ungewöhnlicheren Radweg wird das Angebot für Radfahrer weiter ausgebaut. Beim „Radeln durch die Bäume“ wird ein einzigartiges Naturerlebnis mit 360-Grad-Blick in luftiger Höhe geboten, inmitten der Baumkronen. Auf einer Länge von 700 Metern steigt die markante Fahrradbrücke in einem Doppelkreis mit einem Durchmesser von 100 Metern langsam bis auf 10 Meter Höhe an, um dann wieder nach unten zu führen.
So ist es auch kein Zufall, dass hier im Februar 2021 der Winter Cycling Congress stattfindet. Zu der dreitägigen Konferenz werden insgesamt etwa 600 Delegierte aus der ganzen Welt, allesamt Spezialisten für Fahrradmobilität, in der Provinzhauptstadt Hasselt erwartet. Beim Winterradeln geht es nicht um Radfahren im Winter, sondern darum, Radfahren das ganze Jahr über attraktiv zu machen. Im Jahr 2018 fand die Konferenz in Moskau und 2019 in Calgary statt, 2020 geht es nach Finnland. Neben dem herausragenden Know-how im Fahrradtourismus konnte Limburg auch durch die gemeinsame Bewerbung mit dem Limburg BikeValley (Campus für Fahrradtechnologie) und Imob, der Mobilitätsschule der Universität Hasselt, überzeugen. ?(KS)