1. Gemeinsamer Kongress Orthopädie / Unfallchirurgie: Medizintechnik ist Innovationsmotor für den Standort Deutschland
(Berlin) - Der 1. Gemeinsame Kongress Orthopädie Unfallchirurgie ist eröffnet. Parallel findet vom 19. bis 22.10.2005 die Industrieausstellung im ICC Berlin statt. Neben der klassischen Herstellermesse zum Produkt- und Serviceangebot gibt es dieses Jahr erstmals das wissenschaftliche Industrieforum und den Industriepark, der Innovationen zum Anfassen präsentiert. Die beteiligten Unternehmen beziehen damit eine klare Position - für mehr Innovationen zum Wohl des Patienten, für ihre wissenschaftliche Kompetenz und ihre hochwertigen Produkte, für die vertrauensvolle Partnerschaft mit Ärzten und Krankenhäusern, aber auch gegen die Innovationshemmnisse im aktuellen Gesundheitssystem.
Überdurchschnittliche Investitionen in Forschung & Entwicklung
Das Motto des diesjährigen Kongresses der wissenschaftlichen Gesellschaften lautet Fundamente setzen - Brücken bauen. Die beiden Kongresspräsidenten, Prof. Rainer Gradinger und Prof. Wolf Mutschler, verstehen darunter nicht nur das Zusammenwachsen der beiden Fachdisziplinen Orthopädie und Unfallchirurgie. Medizintechnischer Fortschritt ist nur in enger Zusammenarbeit zwischen Medizinern und Industrie möglich. Das Industrieforum und der Industriepark sollen während des Kongresses das Signal setzen, dass Deutschland ein bedeutender Innovationsstandort auf dem Sektor der Medizintechnik ist und auch bleiben muss. Wir müssen gemeinsam verhindern, dass unsere hohe Forschungs- und Entwicklungskompetenz in das Ausland abwandert.
Die medizintechnische Industrie kann dies mit beeindruckenden Zahlen beantworten: Die Unternehmen investieren 8-10 Prozent ihres Umsatzes in Forschungs- und Entwicklungsprojekte und liegen damit weit über dem Durchschnitt anderer Branchen. Aufgrund steigender Investitionskosten, kürzer werdender Produktlebenszyklen und der zum Teil langen Dauer bis zur Markteinführung bzw. Erstattungsfähigkeit ist gleichzeitig das Forschungsrisiko gestiegen.
HighTech zum Anfassen
Im neuen Industrieforum referieren hochkarätige Wissenschaftler der beteiligten Unternehmen über ihre Innovationen. Im Industriepark (im Foyer des ICC) werden dieselben Themen zum Anfassen präsentiert. Hier wird u. a. ein Operationssaal der Zukunft eingerichtet. Neue Möglichkeiten der Knorpelregeneration, moderne Hochleistungskeramiken und deren Anwendungspotenzial sowie innovative Implantat-Materialien, die ursprünglich aus der Raumfahrt stammen, werden in ihrem Entstehungsprozess und als fertige Produkte präsentiert.
Innovationen für mehr Lebensqualität
Innovative Medizintechnologie spielt eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung der Patientenversorgung. Moderner Gelenkersatz ermöglicht es Patienten, wieder aktiv am Leben teilzunehmen. Für den langfristigen Erfolg künstlicher Gelenke ist das Prothesendesign und
-material mit entscheidend. Der Gelenkersatz soll in seiner Funktion möglichst dem natürlichen, d. h. ursprünglichen Gelenk entsprechen. Abrieb- und verschleißresistente Materialien sollen für eine lange Funktionsdauer (Standzeit) des Implantats sorgen.
Für die präzise Platzierung von Implantaten bietet die Industrie moderne computergestützte Navigationssysteme an; auch hier erwartet man eine entscheidende Verbesserung der Operationsergebnisse. Für so genannte minimal-invasive Operationstechniken entwickelt die Industrie die geeigneten Instrumente: Minimal-invasive Eingriffe können beim Eingriff das Gewebe und die Muskulatur des Patienten schonen und den Blutverlust reduzieren. Dadurch sind die Patienten in der Regel schneller wieder auf den Beinen - und damit schneller zurück am Arbeitsplatz.
Innovationen bieten volkswirtschaftliche Vorteile
Erkrankungen des menschlichen Bewegungsapparates sind ein außerordentlich hoher volkswirtschaftlicher Belastungsfaktor. In Deutschland leiden rund 34 Millionen Menschen an Gelenkbeschwerden. Das belegen aktuelle Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Emnid-Instituts (CH-Alpha Bewegungsstudie 40+, 2005). Die Volkskrankheit Arthrose fordert alljährlich zweistellige Milliardenbeträge allein für Arbeitsausfälle. Die betroffenen Gelenke werden steif und unbeweglich, die Patienten haben chronische, zunehmend stärkere Schmerzen. Die ultima ratio, wenn konservative Therapien ausgeschöpft sind, ist der künstliche Gelenkersatz. Jährlich werden nach Herstellerangaben rund 180.000 künstliche Hüftgelenke, 100.000 Kniegelenke, 5.000 Schultergelenke und 400 Ellenbogengelenke implantiert. Mit effizienteren Therapien und einer verbesserten Funktionsfähigkeit und längeren Haltbarkeit der Implantate können die Kosten des einzelnen Behandlungsfalles reduziert und die Liegezeiten im Krankenhaus sowie die Rehabilitation entscheidend verkürzt werden.
Innovationen müssen finanzierbar bleiben
Medizintechnologien dürfen deshalb nicht einseitig als Kostenfaktor abgewertet werden. Sie sind vielmehr eine Investition in das Leben und die Leistungsfähigkeit der Menschen. Die Medizintechnikindustrie sieht jedoch einen Trend zur zunehmenden Unterversorgung der Patienten. Die zunehmende Versorgung mit Implantaten geringerer Qualität birgt ein Sicherheitsrisiko nicht nur für den Patienten, sondern auch für die Krankenhäuser, die im zunehmenden Wettbewerb mit schlechten Ergebnissen ihr Image aufs Spiel setzen.
Hier sind die Politik und die Krankenhäuser gefordert: Die Finanzierung von Innovationen und Qualitätsprodukten muss im Interesse aller weiterhin gewährleistet sein. Der seit 2003 geltende Fallpauschalenkatalog zur Leistungsabrechung der Krankenhäuser (Diagnosis Related Groups; DRGs) bietet derzeit noch keine angemessene Lösung für Innovationen. Aufgrund der ökonomischen Zwänge kann das derzeitige Versorgungsniveau nicht mehr aufrechterhalten werden. Das betrifft insbesondere Behandlungsmethoden mit hohem Sachkostenanteil, zum Beispiel Endoprothesen. Im internationalen Vergleich sind in Deutschland die Implantatpreise auf dem niedrigsten Niveau! Die Industrieunternehmen befürchten eine Verlagerung der Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte ins Ausland mit nicht absehbaren Folgen für den Innovationsstandort Deutschland. Die Unternehmen fordern deshalb eine innovationsfreundlichere Gestaltung des neuen DRG-Systems.
Zum anderen plädiert die Industrie dafür, die DRGs als Chance zu begreifen: Im Fach Orthopädie kann es mit gut ausgebildeten Ärzten, mit langlebigen Qualitätsimplantaten und mit der aktiven Mitarbeit der Patienten gelingen, die Verweildauer in den Krankenhäusern zu reduzieren und die Wiedereingliederung in das Sozial- und Berufsleben zu beschleunigen.
Medizintechnik sichert Arbeitsplätze
Die Medizintechnikbranche ist ein weltweiter Wachstumsmarkt. Der Weltmarkt für Medizintechnologien betrug 2003 rund 184 Mrd. Euro. Deutschland ist mit einem Ausgabenvolumen für Medizinprodukte in Höhe von 20 Mrd. Euro als Einzelmarkt nach den USA und Japan derzeit noch der drittgrößte Markt weltweit. Der medizintechnische Fortschritt, die demographische Entwicklung mit immer mehr älteren Menschen und der erweiterte Gesundheitsbegriff werden dafür sorgen, dass dies auch zumindest in den USA und Japan so bleiben wird. Der Bedarf an Gesundheitsleistungen wird weltweit weiter steigen.
Die Medizinproduktebranche beschäftigt in Deutschland mehr als 108.000 Menschen. Es ist davon auszugehen, dass die gleiche Anzahl von Arbeitsplätzen in der Zulieferindustrie unmittelbar von der Medizinprodukteindustrie abhängt. Medizintechnologien sind damit ein wichtiger Wirtschafts- und Arbeitsmarktfaktor in unserem Lande!
Aufklärungskampagne Orthopädie bewegt!
Die wissenschaftlichen Fachgesellschaften der Orthopädie haben 2004 gemeinsam mit dem BVMed die Kampagne Orthopädie bewegt ins Leben gerufen. Ziel der Kampagne ist u. a. die Aufklärung des Patienten über Gelenkerkrankungen und deren Behandlungsoptionen.
Mehr Informationen zur Kampagne finden Sie unter www.orthopaedie-bewegt.de.
Filmmaterial zum Thema finden Sie unter:
www.tvservice.bvmed.de/player_gelenkersatz_wmv.php
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed)
Manfred Beeres, Referent, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit
Reinhardtstr. 29b, 10117 Berlin
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