10. Internationaler bvse-Altpapiertag: China und Indien benötigen immer mehr Altpapier / BMU: Getrennte Sammlung von Altpapier ist alternativlos
(Berlin) - Wir müssen in Zukunft erheblich effizienter mit Rohstoffen umgehen, denn wir haben keine zweite Welt, so gab BMU-Abteilungsleiter Dr. Helge Wendenburg ein Zitat von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel auf dem 10.
Internationalen Altpapiertag des bvse in Berlin wieder. Zentrales Anliegen von Dr. Helge Wendenburg war die deutliche Botschaft, dass die stoffliche Verwertung im Vordergrund stehen müsse, wenn funktionierende Kreisläufe vorhanden seien.
Er begrüßte daher auch die in dem Entwurf der neuen EU-Abfallrahmenrichtlinie enthaltene fünfstufige Abfallhierarchie, die der stofflichen Verwertung vor der energetischen Verwertung den Vorzug gibt.
Wendenburg gab in diesem Zusammenhang bekannt, dass das Bundesumweltministerium beabsichtige, bis zum Juni eine politische Entscheidung zur Abfallrahmenrichtlinie auf europäischer Ebene herbeizuführen.
Wenn die Abfallrahmenrichtlinie verabschiedet sei, werde umgehend auch eine Anpassung des deutschen Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetzes in Angriff genommen. Wendenburg wies auch darauf hin, dass beim Altpapier die Qualitätsanforderungen der das Altpapier einsetzenden Papierindustrie entscheidend seien. Von daher sei eine getrennte Sammlung des Altpapiers alternativlos, denn nur eine hochwertige Verwertung führe zu einer optimalen Ressourcenproduktivität.
Zuvor machte schon der Vorsitzende der bvse-Fachvereinigung Papierrecycling, Hubert Neuhaus, deutlich, dass sich Altpapier als akzeptierter und weltweit begehrter Rohstoff durchgesetzt habe und dass sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren noch weiter verstärken werde. Neuhaus: Das darf nicht zu Übermut verleiten, aber unsere Branche kann mit gesundem Selbstbewusstsein auftreten.
Grund zur Besorgnis sieht der Vorsitzende der bvse-Fachvereinigung Papierrecycling, Hubert Neuhaus, im Anhang VII der neuen Abfallverbringungsverordnung, die am 12. Juli 2007 in Kraft treten wird.
Hier wird vom Altpapierhandel beim innereuropäischen grenzüberschreitenden Transport gefordert, Kundendaten offen zu legen. Neuhaus: Wir fordern hier eine praxisgerechte Lösung und haben dem BMU einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Es kann nicht sein, dass wir gezwungen werden, den Abnehmern unseres Altpapiers unsere Altpapieranfallstellen zu offenbaren und uns damit unserer Geschäftsgrundlage zu berauben.
Der mit Spannung erwartete Vortrag von Ranjit Singh Baxi, J & H Sales International Ltd, Vize-Präsident im Vorstand Papier des BIR, beleuchtete die Altpapiermärkte in China und Indien. Baxi erklärte, dass die örtliche Nachfrage nach Altpapier in China und Indien ständig anwachse. Diese Entwicklung begründe sich darauf, dass die Produktionskapazitäten für Papier stetig gesteigert werden, um den wachsenden Bedarf der Bevölkerung decken zu können und auch, um die Exportgüter aus diesen Staaten verpacken zu können.
So habe sich die chinesische Papierproduktion in den letzten vier Jahren sogar verdoppelt. Inzwischen sei China der zweitgrößte Papierhersteller nach den USA. Nach seiner Schätzung importiere China inzwischen 22,4 Millionen Tonnen Sekundärfasern. Er prognostizierte, dass der Bedarf in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen werde. Zentrales Thema sei inzwischen auch in China die Qualität des Altpapiers. Baxi erinnerte daran, dass die Unternehmen, die Altpapier exportieren, gleichzeitig auch europäische Exportbotschafter seien. Gute Botschafter, so Baxi, seien daher verpflichtet, die Qualität nicht nur zu halten, sondern sie ständig weiter zu verbessern.
Nach seiner Ansicht sei dies der Schlüssel dafür, dass Europa seinen Importanteil für Altpapier deutlich steigern könne. Eine ähnliche Entwicklung zeige sich nach den Worten von Baxi ebenfalls in Indien. Auch hier wachse die Papierproduktion stetig und damit auch der Bedarf an Altpapier. Der indische Markt könne jedoch bei weitem nicht die benötigten Mengen bereitstellen, so dass auch hier der Import von Altpapier eine wesentliche Funktion habe.
Die heimische Wertschöpfungskette nahm aus Sicht der Papierindustrie Hans-Henning Junk von der Albert Köhler GmbH & Co KG unter die Lupe. Als Vorsitzender des Ausschusses Altpapier im VDP-Verband Deutscher Papierfabriken e.V. machte er deutlich, dass der Altpapierverbrauch im Vergleich zwischen den Jahren 2005 und 2006 im Durchschnitt um 5,7 Prozent gewachsen sei.
Besonders kräftiges Wachstum konnte dabei bei den krafthaltigen Sorten verzeichnet werden (+ 10,2 Prozent), während bei den besseren Sorten ein leichter Rückgang um 3,1 Prozent zu verzeichnen war. Rückläufig sei auch der Nettoexport von Altpapier aus Deutschland, wie Junk ausführte, der für die Zukunft davon ausging, dass sich Importe und Exporte weiter angleichen würden. Nach seinen Worten müsse insgesamt die Kooperation und die Kommunikation der Wertschöpfungskette intensiviert werden. Es gehe dabei, so Junk, im Endeffekt darum, das Erfolgsmodell Papierrecycling für Deutschland zu sichern.
Quelle und Kontaktadresse:
bvse Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Hauptgeschäftsstelle
Jörg Lacher, Leitung, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit
Hohe Str. 73, 53119 Bonn
Telefon: (0228) 988490, Telefax: (0228) 9884999
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
- NKWS erfüllt Erwartungen nicht - bvse fordert Privilegierung von Recyclingprojekten
- Forderungskatalog zur Bundestagswahl 2025 - Kreislaufwirtschaft als Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts
- Textilrecycling steht vor historischer Krise – Dringender Appell an Kommunen und Politik