Pressemitteilung | Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.

125 Jahre industrielle Kalksandsteinfertigung - seit 1894 unter Dampf!

(Hannover) - Die beeindruckende Geschichte der Kalksandsteinindustrie beginnt 1894 in Schleswig-Holstein mit der Aufstellung der ersten maschinellen Presse in Neumünster. 125 Jahre später ist der natürliche Systembaustoff Kalksandstein aus dem Wohnungsbau nicht mehr wegzudenken. Im mehrgeschossigen Wohnungsbau ist er sogar Marktführer. Der Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. (BV KSI) feierte diese 125-jährige Erfolgsgeschichte und das Jubiläum der industriellen Kalksandsteinproduktion am 20. September 2019 mit einem großen Festakt. Über 200 Gäste sind der Einladung in den Historischen Rathaussaal nach Nürnberg gefolgt und waren Teil einer Reise durch die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Kalksandsteinindustrie.

"Heute Abend sehen und hören wir einiges über unseren weißen Stein. Wir haben Zeitzeugen von damals, Macher von heute und Akteure von morgen hier. Und ich freue mich besonders, dass wir zudem die Gewinner unseres ersten Architektur-Nachwuchswettbewerbs 'Collaborative Living 2018.19' verkünden werden", sagte der Vorstandsvorsitzende des BV KSI Jochen Bayer bei der Begrüßung der Jubiläumsgäste. "Der Aufwand im Vorfeld war groß und der eine oder andere mag denken: Und das alles nur für einen weißen Stein? Ja, genau! Denn der hat vieles zu bieten", wie Bayer in seiner Rede weiter erläuterte. Aber nicht nur das: "Hinter all diesen technischen Innovationen und Fortschritten bei Material, Produktion und Verarbeitung stehen seit 125 Jahren Menschen, die das eigentliche Fundament für den Erfolg des Kalksandsteins bilden und ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist. Ein Stein, der aus Kalk, Wasser und Sand ein Zuhause, einen Platz zum Leben macht. Unser Stein tut das auf eine zurückhaltende und unaufgeregte Art: natürlich, aus heimischen Rohstoffen, klimaschonend und nachhaltig, einfach zu transportieren, vielfältig einsetzbar und recyclingfähig."

Sichtlich stolz war auch der 2. Bürgermeister der Stadt Nürnberg, Christian Vogel, in seinem Grußwort: "Es freut mich außerordentlich, dass die Stadt Nürnberg Teil der Kalksandsteingeschichte sein darf! Denn hier feiern Sie nicht nur Ihr 125-jähriges Industriejubiläum. In unmittelbarer Nähe zur Stadt Nürnberg, in Schwaig-Behringersdorf, steht auch Süddeutschlands erstes Kalksandsteinwerk, das seit 1899 in Betrieb ist und damit zu den drei ältesten Werken in ganz Deutschland gehört. "

Ehrenredner an unserem Jubiläumsabend war der Bayerische Staatsminister der Finanzen und für Heimat, Albert Füracker. "Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Jubiläum! Industriell hergestellter Kalksandstein hat in Deutschland und in Bayern zurecht eine lange Tradition. Mit einem Marktanteil von über 34 Prozent ist er der am häufigsten eingesetzte Baustoff im Geschosswohnungsbau und damit ein wichtiger Baustein, um bezahlbaren Wohnraum in Stadt und Land zu schaffen", betonte Füracker. "Zugleich wird Kalksandstein mit geringem Energieeinsatz aus natürlichen Rohstoffen nachhaltig und ökologisch produziert. Das sind beste Voraussetzungen für klimaschonendes Bauen und Wohnen auch in der Zukunft!"

Kurzweiliger Abend mit vielen Höhepunkten

Nach den Grußworten startete das Programm des festlichen Abends mit starken und emotionalen Bewegtbildern. Zukunft braucht Herkunft! Wer weiß dies besser zu berichten als Kalksandsteiner, die viele Jahrzehnte in unserer Industrie verbracht und diese durch ihre Tätigkeit nachhaltig geprägt haben. Im Film "ZEITZEUGEN" berichten die teils weit über 90 Jahre alten Männer in bewegenden Worten, durch welche Höhen, aber auch durch welche Tiefen sie im Laufe ihres Arbeitslebens gehen mussten. Wie Kriege, Wirtschaftswunder und Wiedervereinigung starken Einfluss sowohl auf ihr privates wie auch ihr berufliches Leben hatten und welche Wünsche und Hoffnungen sie auch mit einem solchen Industriejubiläum verbinden. Einer der Protagonisten, Wolfgang Burtscher, seit 56 Jahren Geschäftsführer des Kalksandsteinwerks Wemding in Bayern, stand anschließend auf der Bühne noch einmal Rede und Antwort. Der Film "ZEITZEUGEN" ist ab sofort im YouTube-Kanal der Kalksandsteinindustrie unter https://www.kalksandstein.de/zeitzeugen abrufbar.

Ein besonderes Highlight des Abends war die Bekanntgabe der Gewinner des ersten Architektur-Nachwuchswettbewerbs der Kalksandsteinindustrie "Collaborative Living 2018.19". Bianca Jacobsen und Lara Weiler von der Universität Stuttgart setzten sich mit ihrem Entwurf "Fast Forward" gegen eine starke Konkurrenz durch und konnten sich unter anderem über eine Urkunde und eine finanzielle Würdigung freuen.

Spaß und Freude hatten aber auch alle anderen Gäste, denn für eine besondere Überraschung sorgten die Auszubildenden aus den Kalksandstein-Mitgliedsunternehmen mit einer Videobotschaft. Stellvertretend für alle überreichte Florian Todt, Auszubildender im Kalksandsteinwerk in Behringersdorf bei Nürnberg, die Glückwünsche an den Verbandsvorsitzenden Jochen Bayer und seinen Stellvertreter Rudolf Dombrink in Form einer großen Torte.

Durch die einzelnen Programmpunkte des kurzweiligen Abends leitete der gut gelaunte ntv-Moderator, Thomas Gerres. Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von Susanne Czech, Teilnehmerin der 8. Staffel der TV-Sendung "The Voice of Germany" und dem Pianisten Peter Schnur. Begleitet wurden sie bei ihren Aufritten von Sarah Kiesecker und Dominik Höß von der Jazzaret Dance-Company Karlsruhe, die mit ihren sinnlichen Bewegungen eine ideale Ergänzung zur Musik waren. Nach dem offiziellen Teil des Abends feierten die Gäste ausgelassen bis in die Morgenstunden.

Rückblick auf 125 Jahre Kalksandsteinindustrie: Den Beginn machte eine importierte Presse

Den Grundstein für 125 Jahre industrielle Kalksandsteinproduktion legte Friedrich August Anton Bernhardi. "Er hat das Verfahren zur Herstellung von Kalksandstein erfunden", so Rudolf Dombrink, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des BV KSI, am Rande der Jubiläumsveranstaltung. Bernhardi war eigentlich Arzt, aber auch Erfinder. Er verfasste bereits 1856 die Anleitung zur Herstellung von Kalksandstein. Das Patent dazu wurde dann 1880 in Berlin an den Baustoffchemiker Dr. Wilhelm Michaelis erteilt. Nachdem zu Beginn die Steine noch einzeln mit einer Handpresse hergestellt wurden, war 1894 das Geburtsjahr der industriellen Produktion. Die erste automatische Presse mit einer Produktionskapazität von 3.000 Steinen pro Stunde wurde aus England importiert und durch die Firma Amandus Kahl im Werk des Maurermeisters Mechlenburg in Neumünster, Schleswig-Holstein aufgebaut. Dombrink fügte hinzu: "Das war der Beginn unserer Erfolgsgeschichte. Die Presse erledigte drei Arbeitsgänge selbsttätig: Füllen, Pressen und Ausstoßen. Plötzlich konnte in kurzer Zeit das Vielfache an Kalksandsteinen hergestellt werden. Von diesem Zeitpunkt an begann ein beispielloser Siegeszug des neuen Baustoffs."

1972 war das bisher erfolgreichste Kalksandsteinjahr

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden nahezu wöchentlich neue Kalksandsteinwerke gebaut, sodass es 1910 bereits 310 Produktionsstätten in Deutschland gab. Einschneidend für die gesamte Industrie war der Zweite Weltkrieg. Die Werke standen still und wurden nur teilweise wieder in Betrieb genommen. Am folgenden Wiederaufbau Deutschlands war dann auch die Kalksandsteinindustrie stark beteiligt. Die bisher höchsten Produktions- und Absatzahlen in 125 Jahren KS-Geschichte wurden schließlich im Jahr 1972 erreicht. 7 Milliarden Volumen-NF (Normalformat Kalksandstein) wurden abgesetzt. In dieser Zeit entwickelt sich Kalksandstein auch zum Marktführer unter den Wandbaustoffen im mehrgeschossigen Wohnungsbau. So entstanden im Jahr 1972 allein aus Kalksandstein umgerechnet 280.000 Wohneinheiten. Eine unglaubliche Zahl, im Vergleich zu den 286.000 fertiggestellten Wohnungen, die in 2018 insgesamt nur fertiggestellt worden sind. In den 80er-Jahren gingen die Absatzzahlen dann zurück. Mit der Wiedervereinigung kam es in den 90er-Jahren, wie in der gesamten Mauersteinindustrie, zu einem erneuten Aufschwung. Aktuell sind in Deutschland 78 Kalksandsteinwerke über den Bundesverband organisiert, die im Jahr 2018 mit rund 2.000 Mitarbeitern insgesamt knapp 2 Milliarden Volumen-NF Kalksandsteine produziert haben.

Die Zukunft kann kommen

"Doch auf diesen Zahlen ruhen wir uns nicht aus!", sagte Roland Meißner, Geschäftsführer des BV KSI. "Wir sind auf die Anforderungen von morgen vorbereitet. Das gemeinsame, zukunftsgerichtete Engagement unserer Unternehmer, Mitglieder, Mitarbeiter und aller in den Verbandsgremien ehrenamtlich Tätigen schafft eine ideale Ausgangsbasis, um Innovationen rund um unser tolles Produkt und modernes Bauen mit vereinter Kraft weiter voranzubringen." Dabei gelte es heute und zukünftig aus den Herausforderungen des digitalen Zeitalters reale Zukunftschancen zu machen. Die Umsetzung und Weiterentwicklung moderner Technologien sichere langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Verbandsmitglieder und verbessere auch die Marktchancen für die Partner. Mehr denn je müsse dabei der Klimaschutz bei allen Entwicklungen einbezogen werden. "Schon deshalb, weil wir überzeugt davon sind, dass es für die beste Sache ist: Unser Blauer Planet, der einzige seiner Art in dem uns bekannten Universum, hat es verdient, dass wir sorgsamer mit ihm umgehen. An dessen Zukunft müssen wir denken, wenn wir auch unseren Platz erhalten wollen", führte Meißner weiter aus.

Bayer ergänzte abschließend: "Einen kleinen Beitrag dazu leisten wir mit unserem weißen Baustoff, der aus dem gemacht ist, was wir lieben: aus Kalk, Sand und Wasser - aus Natur eben. Sonst nichts!"

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. Roland Meißner, Geschäftsführer Entenfangweg 15, 30419 Hannover Telefon: (0511) 279540, Fax: (0511) 2795454

(df)

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