„2025 bleibt ein forderndes Jahr“ / Konsumflaute trifft Brauereien / Alkoholfrei im Aufwärtstrend
(Berlin) - Der Bierabsatz in Deutschland ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im 1. Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,3 % oder 262 Millionen Liter auf rund 3,9 Milliarden Liter gesunken. In den amtlichen Zahlen sind jedoch alkoholfreie Biere und Malztrunk nicht enthalten.
Fast 82 % des gesamten Bierabsatzes waren im 1. Halbjahr 2025 für den Inlandsverbrauch bestimmt: Der Absatz im Inland sank im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 % auf 3,2 Milliarden Liter. Die restlichen 18 % beziehungsweise 711 Millionen Liter wurden steuerfrei als Exporte und teils auch als Haustrunk abgesetzt. Das waren rund 7 % weniger als im Vorjahr. Davon gingen rund 407 Millionen Liter (-5,0 %) in EU-Staaten, knapp 300 Millionen Liter (-9,9 %) in Nicht-EU-Staaten. Bei den Biermischungen wie etwa Radler war im 1. Halbjahr dagegen ein Plus zu verzeichnen: Gegenüber dem Vorjahr wurde 8 % mehr Biermix abgesetzt, dieses Segment macht mit rund 221 Millionen Litern gut 6 % des gesamten Bierabsatzes aus.
Die Zahlen zeigen, dass die deutsche Brauwirtschaft weiterhin vor großen Herausforderungen steht: „In Deutschland ist wie in vielen Ländern Europas der Bierkonsum deutlich rückläufig. Dies hat zum einen demografische Gründe. Zum anderen bekommen die Brauereien weiterhin die massive Konsumzurückhaltung der Verbraucher zu spüren“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, am Freitag in Berlin. Ähnlich wie bei Gastronomie und Handel schlage das schlechte Konsumklima auch auf die Brauereien voll durch. Die Situation der Gastronomie sei besorgniserregend, viele Betriebe kämpften ums Überleben und hätten sich seit der Pandemie nicht mehr erholt. Eichele: „Umso wichtiger ist es, dass der Bundestag schnell die vereinbarten Entlastungen auf den Weg bringt, insbesondere die 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Essen. Dieser Schritt wird entscheidend dazu beitragen, die Gastronomie in der Fläche zu stabilisieren. Davon werden auch Partnerbranchen wie die Brauwirtschaft und alle weiteren Lieferanten im Lebensmittelhandwerk profitieren.“ Gleichzeitig sieht der Brauer-Bund mit großer Sorge, „dass sich die geopolitischen Risiken dramatisch vergrößern und die Unsicherheiten im Exportgeschäft zunehmen“. So werde das umstrittene Übereinkommen der EU mit den USA den Druck auf die exportierenden deutschen Brauereien auf dem zweitgrößten Drittlandsmarkt nochmals deutlich erhöhen.
„2025 bleibt für uns ein extrem forderndes Jahr“, so das Fazit des Brauereiverbandes zum Halbjahr. Schon in den ersten Monaten sei abzusehen gewesen, dass für dieses Jahr mit keiner positiven Bilanz für den deutschen Biermarkt zu rechnen sein würde. Zumal die knapp 1.500 Brauereien in Deutschland weiterhin unter einem enorm hohen Kostendruck stehen. „Gestiegene Kosten für Rohstoffe, Energie, Personal, Verpackung und Logistik setzen die Brauereien nach wie vor stark unter Druck und machen den Betrieben umso mehr zu schaffen, als sie die Kostensteigerungen allenfalls nur zu einem kleinen Teil über Preiserhöhungen an den Lebensmittelhandel weitergeben können“, erklärte Eichele. Gerade auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern habe Deutschland niedrige Bierpreise und schon lange keine wirklich auskömmliche wirtschaftliche Situation für die Brauereien mehr, wie eine aktuelle Untersuchung der Unternehmensberatung Roland Berger im Juli nochmals bestätigt habe.
Der Deutsche Brauer-Bund verweist aber auch auf positive Entwicklungen: „Ein Erfolgsfaktor der deutschen Brauwirtschaft ist ihre Innovationskraft, die sich am besten am Boom der alkoholfreien Biere zeigt“, so Eichele. Hier liege Deutschland an der Weltspitze – mit mehr als 800 nach dem Reinheitsgebot gebrauten alkoholfreien Marken und einem Marktanteil von 9 Prozent am nationalen Bierabsatz. Bald werde jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein. Nach Branchenschätzungen betreffen die Absatzrückgänge im ersten Halbjahr 2025 fast ausschließlich alkoholhaltige Biersorten, während die alkoholfreien Sorten teilweise stark zulegen konnten – alkoholfreies Pils im Frühjahr um ca. 9 Prozent, alkoholfreie Radler sogar um 15 Prozent. Kein anderes Segment der Brauwirtschaft hat in den letzten zehn Jahren so stark gewonnen wie alkoholfreie Biere und alkoholfreie Biermischgetränke: Deren Produktionsmenge hat sich in den vergangenen 20 Jahren von 329 Millionen Litern in 2004 auf rund 700 Millionen Liter im Jahr 2024 mehr als verdoppelt. Alkoholfreie Biere werden von der amtlichen Statistik dennoch weiterhin nicht erfasst.
Bundesweit bleibt Pils mit einem Marktanteil von knapp 50 Prozent die mit Abstand beliebteste Biersorte in Deutschland, gefolgt von Hellbieren (11%) und alkoholfreien Bieren, die sich mit 9 Prozent Marktanteil bereits auf den dritten Platz vorgearbeitet haben.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Brauer-Bund e.V. (DBB), Nina Göllinger, Pressesprecher(in), Neustädtische Kirchstr. 7a, 10117 Berlin, Telefon: 030 2091670