Pressemitteilung | Deutsche Kinderhilfe - Die ständige Kindervertretung e.V.

ADHS-Symposium der Stiftung Kindergesundheit und der Deutschen Kinderhilfe e.V. / Zu viele Kinder werden nur mit Medikamenten ruhiggestellt - es fehlen meist ganzheitliche Therapien und Unterstützung in Elternhäusern, Kitas und Schulen

(München / Berlin) - Im Dr. von Haunerschen Kinderspital in München kamen heute auf Einladung der Stiftung Kindergesundheit und der Deutschen Kinderhilfe Wissenschaftler, Fachärzte, Pädagogen, engagierte Eltern und Experten aus der Selbsthilfe zum Thema "ADHS" (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom) zusammen. Unter der Schirmherrschaft der bayerischen Landesregierung in Person der Staatsekretärin Melanie Huml wurden die neuesten Erkenntnisse aus Forschung und Praxis ausgetauscht und gemeinsam Forderungen an Politik und Gesellschaft diskutiert.

Nach aktuellen Prävalenzschätzungen des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys KiGGS (Robert-Koch-Institut Berlin) haben insgesamt 4,8 Prozent aller 3- bis 17-Jährigen eine ärztlich oder psychologisch diagnostizierte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, Jungen mit 7,9 Prozent wesentlich häufiger als Mädchen
(1,8 Prozent). Der große Unterschied zwischen den Geschlechtern besteht in allen Altersgruppen. Am häufigsten wurde ADHS mit 11,3 Prozent bei den 11- bis 13-jährigen Jungen festgestellt. Bei Kindern aus Familien mit einem niedrigen sozioökonomischen Status wurde ADHS häufiger diagnostiziert (6,4 Prozent) als bei Kindern aus Familien mit mittlerem (5,0 Prozent) und höherem sozioökonomischen Status (3,2 Prozent).

"Es mangelt aber an notwendiger Unterstützung für die Betroffenen und ihre Eltern in ihrer Lebens- und Lern-Umwelt", berichtete heute Univ.-Prof. Dr. med. Berthold Koletzko vom Vorstand der Stiftung Kindergesundheit, "wir erhoffen uns deshalb ein Umdenken in der Öffentlichkeit und der Gesundheitspolitik. Die Fachleute sind sich einig, dass eine ausschließlich medikamentöse Behandlung von ADHS ungenügend ist. Notwendig sind vielmehr ganzheitliche Therapien, die sowohl die medikamentöse Behandlung als auch psychotherapeutische Maßnahmen und entsprechende Rahmenbedingungen in den Regeleinrichtungen der Betreuung, Bildung und Ausbildung umfassen."

"Die Deutsche Kinderhilfe setzt sich daher für einen multimodalen Therapieansatz ein, der in Deutschland bislang leider eher die Ausnahme darstellt", forderte Georg Ehrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe. Statt überall Ausgrenzung und übersteigerten Leistungsdruck zu erfahren, benötigen betroffene Familien frühzeitige, flächendeckende und ausreichende Unterstützung. Das ist ein Gebot der Fairness, aber auch ein Rechtsanspruch auf Teilhabe, der sich aus der UN-Behindertenrechtskonvention ergibt. Dazu bedarf es des politischen Willens auf Bundes- und Landesebene, damit Schulen, Jugendhilfe und Gesundheitsdienste besser zusammenarbeiten - diesen fordern die Veranstalter ein.


Für Rückfragen und weitere Informationen stehen Ihnen zur Verfügung:
• Prof. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit, 089 51607933
• Georg Ehrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe e.V., 01603645685
• Rolf Stöckel, Vorstandsprecher der Deutschen Kinderhilfe e.V., 0173 2993729

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Kinderhilfe e.V. Rolf Stöckel, Sprecher des Vorstandes Schiffbauer Damm 40, 10117 Berlin Telefon: (030) 24342940, Telefax: (030) 24342949

(cl)

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