Pressemitteilung | Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)

Agrarmärkte im Aufschwung

(Berlin) - Die deutschen Bauern erwarten für 2007 eine relativ positive Entwicklung ihrer Betriebe. Wie das letzte Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar von September/ Oktober 2006 zeigte, verbesserte sich das Investitionsklima spürbar. 45 Prozent der im III. Quartal 2006 befragten Landwirte planen Investitionen für die kommenden sechs Monate. Vor allem in Wirtschaftsgebäude, Maschinen und Geräte soll investiert werden. Die Stimmung der Landwirte hängt neben den politischen Rahmenbedingungen entscheidend von den Preisentwicklungen auf den Agrarmärkten ab. Vor allem die Erzeugerpreise für Getreide werden für 2007 besser beurteilt. Auch die Einschätzung der Preisentwicklung bei Milch hat sich von einem niedrigen Niveau ausgehend verbessert. Zur Entwicklung der Rind- und Schweinefleischpreise äußern sich die Landwirte vorsichtiger, inwieweit sich hier das relativ gute Erzeugerpreisniveau halten lässt. Die nationale Steuer- und Finanzpolitik wird weiter als sehr belastend angesehen. Die Märkte im Einzelnen:

Schweinemarkt

Im Jahr 2006 stieg die Schweinefleischerzeugung in Deutschland kräftig an. Mit fast 50 Mio. Tieren legte die Schlachtung um rund 3 Prozent zu. Selbst die Schweinepest im Frühjahr dieses Jahres konnte den seit Jahren bestehenden Expansionskurs der deutschen Schweineproduktion nicht stoppen. Während der Schweinebestand in Deutschland konstant blieb, stieg der Import lebender Schweine stetig an: 5 Mio. Ferkel und annähernd 3,5 Mio. Schlachtschweine wurden insbesondere aus Dänemark und den Niederlanden importiert. Bei stagnierendem Verbrauch im Inland wurde der Zuwachs in der Schweinefleischproduktion vor allem exportiert. Der Export stieg um gut 10 Prozent auf rund 1,25 Mio. Tonnen, insbesondere nach Mittel- und Osteuropa. Erstmals übertrafen damit die Ausfuhren von Schweinefleisch die Einfuhren, Deutschland ist zum Nettoexporteur geworden.

Für 2007 ist mit einem weiteren Wachstum am Schweinemarkt zu rechnen. Die Preissituation wird im Wesentlichen davon abhängen, wie sich die Auslandsnachfrage entwickelt. Dabei bietet der EU-Beitritt Rumäniens und Bulgariens neue Exportchancen. Selbst wenn das überdurchschnittliche Preisniveau des Jahres 2006 erhalten bleibt, ist angesichts der weltweit steigenden Energie- und Futterkosten damit zu rechnen, dass die Gewinnmargen 2007 kleiner werden. Die vergleichsweise gute Preissituation in den vergangenen drei Jahren lässt verstärkte Investitionen in der Schweinehaltung erwarten.

Rindfleischmarkt

Die Rindfleischerzeugung im Jahr 2006 fiel höher aus als im Vorjahr. Zwar stiegen die Rinderschlachtungen in Deutschland um gut 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die Rinderbestände gingen jedoch leicht zurück. Diese Lücke wurde durch einen deutlichen Anstieg der Importe um 21 Prozent gegenüber 2005 gedeckt.

Für 2007 ist mit einem weiteren Rückgang der Rinderbestände in Deutschland zu rechnen, da aufgrund der Leistungssteigerung in der Milchproduktion immer weniger Milchkühe bei vorhandener Milchquote benötigt werden. Die Entwicklung der Erzeugerpreise für Rindfleisch wird sich nach vorsichtigen Schätzungen etwa auf dem Niveau des Jahres 2006 bewegen. 2006 lagen sie rund 0,15 € / kg höher als im Vorjahr. Sorge bereitet das Auftreten der Blauzungenkrankheit in Deutschland und anderen EU-Ländern, die sich negativ auf den Export von Zuchtrindern auswirken kann.

Geflügel

Der Schlachtgeflügelmarkt war 2006 vom Auftreten der Vogelgrippe beeinflusst. Erste Schätzungen gehen von einem Rückgang des Geflügelfleischverbrauchs um 700 g auf 17,0 kg pro Person im Jahr 2006 aus. Obwohl die Geflügelhalter mit einer Drosselung ihrer Produktion reagiert hatten, führte die Verbraucherzurückhaltung zu Produktionsüberhängen, was nicht ohne Auswirkungen auf die Preise blieb. Besonders ausgeprägt waren die Preisbewegungen am Putenmarkt, wo Preissenkungen von über 20 Prozent stattfanden. Der Hähnchenmarkt war weniger starken Schwankungen ausgesetzt.

In 2007 könnte sich der Geflügelfleischverbrauch erholen. Preise und Produktionskosten werden ansteigen. Schwer abzuschätzen sind die Auswirkungen für den Geflügelfleischmarkt durch das Abkommen zwischen der EU und Brasilien bezüglich der Importquoten von Geflügelfleisch. Ebenso ist der weitere Verlauf der Vogelgrippe nicht absehbar. Jedoch ist damit zu rechnen, dass die Verbraucher bei einem erneuten Auftreten in Deutschland das Gefährdungspotential sachkundiger und damit realistischer einschätzen.

Eier

2006 ging der Eierverbrauch voraussichtlich weiter zurück. Schätzungen gehen von 205 Stück pro Kopf, nach 206 in 2005 und 220 in 2001 aus. Gründe hierfür sind veränderte Verzehrsgewohnheiten und nicht zuletzt auch die Diskussionen um Cholesterin und Salmonellen, die ihre Auswirkungen zeigen. Deutsche Eier aus Freilandhaltung waren bedingt durch die Stallpflicht als Schutzmaßnahme gegen die Vogelgrippe zeitweise nicht verfügbar und haben somit Marktanteile verloren. Der Selbstversorgungsgrad bei Eiern insgesamt sank 2006 erstmals unter die 70 Prozent-Marke. Für 2007 ist bei den momentanen Rahmenbedingungen mit einem leichten Rückgang der Eiererzeugung in Deutschland zu rechnen.

Das Thema Haltungsform verunsichert Verbraucher und Geflügelhalter. Die nicht enden wollende Diskussion über die Kleingruppenhaltung und das Käfigverbot ab 1.1.2007 drücken die Produktionsplanungen. Dazu kommen stagnierende Eierpreise, die die Rentabilität der Eiererzeugung bei steigenden Produktionskosten in Folge der durch die Umstellung der Haltungssysteme verbundenen Mehrkosten und steigenden Futterkosten stark einschränken. Diese Entwicklung wird vermutlich kleinere Betriebe zur Aufgabe der Produktion zwingen. Nicht ausgeschlossen wird, dass größere Betriebe ihre Produktionsstätten teilweise ins benachbarte Ausland verlegen, da das Verbot der Käfighaltung von Legehennen in der EU erst fünf Jahre später gilt. Drastische Verschiebungen zwischen den Haltungsformen in Deutschland sind aufgrund der zweijährigen Umstellungsphase nach Verbot des Käfigs erstmal nicht zu erwarten.

Milch

Seit Mitte 2006 befindet sich der Markt für Milch und Milchprodukte in einer stabilen und positiven Entwicklung. Die Preise für Magermilchpulver, Molkepulver, Käse etc. sind in diesem Zeitraum deutlich angezogen. Die Butterpreise sind im Herbst 2006 aufgrund der steigenden Nachfrage und eines knappen Angebotes in der zweiten Jahreshälfte ebenfalls gestiegen. Aufgrund dieser positiven Marktentwicklung konnten auch die Erzeugerpreise für die Milchbauern in der zweiten Jahreshälfte 2006 zulegen. Da die Preise um 0,2 Cent/kg Milch über den Herbstpreisen des Vorjahres liegen, sprechen Milchexperten von einer Trendwende in 2006 bei den Erzeugerpreisen. In der Vergangenheit gingen die Milchpreise stetig zurück.

Auch für 2007 wird eine stabile Situation auf den Märkten für Milch und Milchprodukte erwartet. Bei allen Risiken, die auch 2007 die Milchmärkte beeinflussen können, überwiegen für 2007 doch die Chancen. Der Weltmarktverbrauch von Milch und Milchprodukten wächst um jährlich 3 bis 5 Prozent. Für eine weiterhin positive Marktentwicklung sprechen eine rückläufige Milcherzeugung in der EU und gestiegene Nachfrage, eine weiter wachsende Nachfrage im Binnenmarkt insbesondere in Südostasien und China, zurückgehende Milchproduktion in Australien wegen der Trockenheit in 2006 sowie nur noch begrenzte Möglichkeiten der Produktionssteigerung in Neuseeland. Die Zunahme der Bioethanolproduktion in den USA lassen auch Auswirkungen auf die dortige Milchproduktion erwarten. Es hat sich bereits in der zweiten Jahreshälfte 2006 gezeigt, dass derzeit die gute Marktlage den beschlossenen Abbau der EU-Marktordnungen durchaus kompensieren kann.

Getreidemärkte

Zur Jahreswende 2006/2007 befinden sich die Märkte und Erzeugerpreise für Getreide in einer guten Verfassung. Experten sprechen von einer Hausse. Ursache sind erhöhte Nachfrage und weltweit niedrigere Ernten. Nach umfangreichen Freigaben von Getreide aus der Intervention für den Binnenmarkt hat sich die Preisentwicklung erst einmal beruhigt.

Die Erzeugerpreise auf dem deutschen Getreidemarkt liegen zurzeit bei Qualitäts- und Brotweizen sowie Mahl-/Brotroggen um bis zu 44 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Erzeugerpreis für Brotweizen lag im Vorjahr noch bei 95 Euro pro Tonne, aktuell bei 137 Euro pro Tonne. Noch deutlicher ist der Preisanstieg bei Braugerste (Anstieg um 68,3 Prozent von 111 Euro pro Tonne in 12/2005 auf 188 Euro pro Tonne in 12/2006). Andererseits sind die Produktionskosten im Ackerbau seit Jahren kontinuierlich ansteigen. Die Preise für Düngemittel haben sich seit dem Jahre 2000 um 28 Prozent erhöht, Energie und Treibstoffe sogar um 38 Prozent.

Die erhöhte Nachfrage nach Saatgut zur Herbstaussaat 2006 lässt vermuten, dass zur Ernte 2007 der Anbau von Wintergetreide und Winterraps ausgedehnt wird. Bei Winterroggen wird derzeit eine Ausdehnung um 100.000 Hektar gesehen, auch Weizen könnte sich regional noch ausdehnen. Der Anbau von Winterraps wird voraussichtlich um 90.000 Hektar ausgedehnt und erreicht damit einen Anbauumfang in Höhe von knapp 1,5 Millionen Hektar. Demzufolge kann davon ausgegangen werden, dass der Anteil an Sommergetreide abermals zurückgeht.

Biomarkt

Nach einem zweistelligen Umsatzwachstum auf dem deutschen Markt für Biolebensmittel in 2006 ist auch für das Jahr 2007 mit anhaltendem Umsatzwachstum zu rechnen. Rund 5 Mrd. Euro werden schätzungsweise in 2007 erreicht, nach rund 4,5 Mrd. Euro im Jahr 2006. Hauptgrund hierfür wird eine zunehmend breite Angebotspalette im herkömmlichen Lebensmitteleinhandel und bei Discountern sein. Daneben boomen Neugründungen von Biosupermärkten. Die bereits 2006 aufgetretenen Angebotsengpässe für Bioprodukte aus Deutschland werden zumindest im ersten Halbjahr 2007 zunehmen, da zum einen witterungsbedingt die Erntemengen 2006 geringer als erwartet ausfielen und andererseits die Zunahme der ökologisch bewirtschafteten Fläche in Deutschland weit hinter dem Umsatzwachstum zurückbleibt.

Bei einer notwendigen zwei- bis dreijährigen Umstellungszeit der landwirtschaftlichen Betriebe ist auch für 2007 mit keiner marktgerechten Ausdehnung des heimischen Bioangebotes zu rechnen. Die zunehmende Nachfrage wird im Wesentlichen über zusätzliche Importe zu decken sein. Im Vergleich zur Situation in Deutschland halten viele europäische Nachbarländer an einer attraktiven finanziellen Förderung der Umstellung auf ökologischen Landbau fest. Der DBV geht davon aus, dass auch in Deutschland mit Beginn der neuen Förderperiode ab 2007 wieder ein flächendeckendes Angebot zur Umstellungsförderung durch die Bundesländer eingeführt wird, wenn auch auf geringerem Niveau als in der Vergangenheit.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Dr. Michael Lohse, Pressesprecher, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 31904-0, Telefax: (030) 31904-205

(bl)

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