Pressemitteilung | Industrieverband Agrar e.V. (IVA)

Agrochemikalien: Plus im Pflanzenschutz / Düngemittelmarkt knapp behauptet

(Frankfurt am Main) - Die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland konnten ihren Umsatz im letzten Jahr um rund acht Prozent auf 3,7 Mrd. Euro verbessern (Vj.: 3,4 Mrd.). Die Düngemittel-Industrie blieb mit 1,43 Mrd. Euro Umsatz leicht unter dem Wert des Vorjahres. Das berichteten die im Industrieverband Agrar e. V. (IVA) zusammengeschlossenen Hersteller auf ihrer Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Main.

Wachstumsmotor im Pflanzenschutz war der Export, der 2,54 Mrd. Euro erreichte (Vj.: 2,4 Mrd.). Der Weltmarkt insgesamt wies erneut ein Minus von 2 Prozent aus. Eine der Ursachen für den Rückgang war, dass 2002 auf fast 60 Mio. Hektar gentechnisch verändertes Saatgut zum Einsatz kam.

„Das entspricht dem Sechsfachen der Ackerfläche in Deutschland; aber hier wird die Grüne Gentechnik immer noch blockiert“, kritisierte Kurt Küsgen, der Präsident des IVA. Damit werde den deutschen Landwirten ein wichtiges neues Instrument für einen umweltverträglichen Pflanzenschutz vorenthalten.

In Deutschland wurden mit Pflanzenschutzmitteln 1,13 Mrd. Euro (Vj.: 1,03 Mrd.) umgesetzt. Allerdings haben die Unternehmen hier eine längere Durststrecke hinter sich. „Inflations-bereinigt muss für den deutschen Markt über die letzten fünf Jahre hinweg von Stagnation gesprochen werden“ erläuterte Küsgen.

Die in Deutschland abgesetzte Wirkstoffmenge bewegt sich mit 26.600 Tonnen etwa auf Vorjahresniveau (26.200 t). Bei Insektiziden und Herbiziden stand der Umsatzsteigerung sogar eine deutlich rückläufige Tonnage gegenüber. Das Wachstum in 2002 war im Wesentlichen auf den Wechsel zu innovativen Produkten mit niedrigen Aufwandmengen zurückzuführen, die im oberen Preissegment angesiedelt sind.

Durchschnittlich 200 Mio. Euro kostet heute die Entwicklung eines neuen Pflanzenschutzmittels, 30 Prozent mehr als noch Mitte der 90er Jahre. „Wir investieren große Summen, damit die Mittel sicher für Mensch und Umwelt sind“, erklärte Küsgen. „Mit unseren Innovationen leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum Ziel der Bundesregierungen, die Risiken des Pflanzenschutzes zu minimieren“.

Küsgen kritisierte Überlegungen, mit der Novellierung der europäischen Pflanzenschutz-Richtlinie eine vergleichende Bewertung von Produkten einzuführen. „Damit wäre jede Planungssicherheit verloren, Innovation würde zum Vabanque-Spiel und weiterer Fortschritt behindert.“

Aufgabe der Politik sei es jetzt, ein forschungsfreundliches Klima zu sichern. Damit würde sie einer über unsere Grenzen hinaus gehenden Verantwortung gerecht. Deutschland habe sich zum weltweiten Kompetenzzentrum für Pflanzenschutz entwickelt und bestimme dadurch wesentlich Richtung und Tempo der Innovation auf diesem Gebiet.

Die Industrie will sich dafür einsetzen, den praktischen Einsatz ihrer Produkte durch intensive Ausbildung und Beratung der Anwender, durch Verwendung fortschrittlicher Gerätetechnik und durch Zusammenarbeit von öffentlicher und privater Forschung noch sicherer zu machen.

Bei Düngemitteln wurden 2002 im Inland 602 Mio. Euro umgesetzt (Vj.: 613 Mio.). Beim Export erreichten die IVA-Mitglieder 829 Mio. Euro (Vj.: 842 Mio.). „Maßnahmen zum Abbau von Überkapazitäten in Europa brachten eine Stabilisierung des Preisniveaus“, erklärte Dietrich Pradt, Geschäftsführer des Fachbereichs Pflanzenernährung im IVA. „Damit konnte ein zum Teil deutlicher Mengenrückgang ausgeglichen werden“.

Der Stickstoffabsatz ging in der Saison 2001/02 (Juli/Juni) vor allem witterungsbedingt um drei Prozent auf 1,8 Mio. Tonnen zurück. Bei Phosphat wurde ein Einbruch um zehn Prozent auf nunmehr nur noch 315.000 Tonnen registriert; der Kaliabsatz verringerte sich um sieben Prozent auf rund 500.000 Tonnen.

Die Verunsicherung durch die Agrarreformdiskussion veranlasst viele Landwirte, an Grunddüngern zu sparen. Im laufenden Düngejahr ist keine Trendwende erkennbar. „Günstigstenfalls werden die Vorjahresmengen erreicht“, sagte Pradt.

„Scharfen Wind von Ost“ spüren die Hersteller durch die Anerkennung Russlands als Marktwirtschaft und dessen künftige Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation WTO. Russland verursache mit den Subventionen für seine Stickstoff-Industrie gravierende Marktstörungen, so Pradt. Bei einem Beitritt müsse das Land auch die Wettbewerbsregeln der WTO akzeptieren.

Außerdem forderte er, bei der EU-Osterweiterung die Düngemittel-Produzenten in den Beitrittsländern in angemessener Zeit an die in Westeuropa geltenden Umwelt- und Sicherheitsstandards heranzuführen. „Sonst wären die Werke im Westen, die unter Umwelt-, Sicherheits- und Effizienzgesichtspunkten zu den besten der Welt gehören, in ihrer Lebensfähigkeit massiv bedroht."

Quelle und Kontaktadresse:
Industrieverband Agrar e.V. Karlstr. 19-21, 60329 Frankfurt Telefon: 069/25561281, Telefax: 069/236702

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