Pressemitteilung | Bund der Selbständigen (BdS) Baden-Württemberg e.V. - Hauptgeschäftsstelle

Aktuelle BDS-Umfrage zum Fachkräftemangel / Drei Viertel aller Handwerker haben Schwierigkeiten gute Mitarbeiter zu finden

(Stuttgart) - "Der Fachkräftemangel ist nicht nur ein Problem der hochqualifizierten IT- und Ingenieursberufe und Akademiker, sondern auch ein Problem der klassischen Ausbildungsberufe wie dem Handwerk oder der Gastronomie. Wichtiger als Zuwanderung ist daher Aus- und vor allem Weiterbildung der Menschen, die bereits bei uns leben." Dies sagte Günther Hieber, Präsident des Bundes der Selbständigen Baden-Württemberg (BDS).

Der Selbstständigenverband hat seine Mitglieder befragt und dabei festgestellt, dass der Fachkräftemangel vor allem ein Problem der kleineren Betriebe ist. Von den 1.026 Befragten gaben 65 Prozent an, es sei für sie problematisch, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Vor fünf Jahren lag dieser Anteil noch bei nur 49 Prozent, in der konjunkturellen Krise im Sommer 2009 bei 61 Prozent.


Kleinunternehmen besonders betroffen

Die größten Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und diese an den eigenen Betrieb zu binden haben derzeit vor allem die Kleinunternehmen und kleineren Mittelständler zwischen fünf und neun Mitarbeitern. Etwa 72 Prozent von ihnen fällt die Personalsuche schwer. Mit abnehmender Unternehmensgröße entschärft sich die Lage wieder leicht. Von den Kleinunternehmen mit weniger als fünf Mitarbeitern etwa, haben 'nur' 65 Prozent Probleme, qualifizierte Bewerber zu finden.

Die größeren Betriebe über 50 Mitarbeiter haben aktuell ebenfalls noch etwas weniger Probleme (65 Prozent). Viele nutzen derzeit noch flexible Arbeitszeitmodelle oder das Ende von Kurzarbeit um Kapazitäten aufzubauen. Auch vertrauen sie oft auf eine höhere Attraktivität und Bekanntheit.


Handwerk leidet seit Jahren an Fachkräftemangel

Der Branchenvergleich der BDS-Umfrage zeigt, dass das Handwerk und auch Betriebe aus Hotellerie und Gastronomie aktuell vom Fachkräftemangel am stärksten betroffen sind. Fast drei Viertel der Handwerksbetrieb (73 Prozent) haben Schwierigkeiten gute Mitarbeiter zu finden. "Diese Entwicklung ist bereits seit einigen Jahren zu beobachten. Wir dürfen deshalb nicht nur über Akademiker diskutieren, sondern auch über die klassischen Ausbildungsberufe, die für viele nicht mehr so attraktiv sind", so Hiebers Appell. Vergleichsweise gering sind derzeit noch die Probleme bei den Industriebetrieben (45,5 Prozent), wo die aktuellen Werte im Vergleich zum Winter sogar noch einmal zurückgegangen sind (Winter 58,3 Prozent).


Fachkräftebedarf aus den Menschen im Land decken

BDS-Präsident Hieber sieht die Ergebnisse der Studie mit Sorge. "Fachkräftemangel und gleichzeitig drei Millionen Arbeitslose, das passt nicht zusammen. Wir müssen alles dafür tun, dass wir den Fachkräftebedarf erst einmal aus den Menschen im Land decken, die bei uns leben. Dafür brauchen wir Aus- und Weiterbildung, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie einen noch größeren Willen dieser Menschen, flexibel in anderen Regionen und anderen Berufen zu arbeiten, als sie ursprünglich ausgebildet sind. Von den Betrieben wünsche ich mir da genauso großes Engagement und Offenheit wie von den Betroffenen", so Hieber.


Vorzüge des Mittelstands besser vermarkten

Grundsätzlich sieht er viele Mittelständler dabei aber gut aufgestellt, sie müssten jedoch mehr mit ihren Vorzügen werben. "Auch wenn sie es sich oft nicht leisten können, mehr zu bezahlen als andere, haben sie viel zu bieten." Ein besonders angenehmes Arbeitsklima, eine familiäre Atmosphäre und die Möglichkeit etwas bewirken zu können, seien dabei die größten Vorteile. Nicht zuletzt die Krise zeigt, wie sicher ein Arbeitsplatz bei einem Mittelständler sein kann. Während viele Dax-Konzerne tausende Mitarbeiter entlassen haben, haben hingegen in den letzten 12 Monaten nur 12 Prozent der KMU Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt. "Man geht miteinander durch dick und dünn, unternehmerische Verantwortung wird im Mittelstand immer noch gelebt", so Hieber abschließend.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Selbständigen - Deutscher Gewerbeverband Landesverband Baden-Württemberg e.V. (BDS-DGV) Wolfgang Becker, Geschäftsführer, Mittelstandspolitik und Kommunikation Taubenheimstr. 24, 70372 Stuttgart Telefon: (0711) 954668-0, Telefax: (0711) 954668-33

(tr)

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