Pressemitteilung | ICC Germany e.V. - Internationale Handelskammer

Aktuelle Zahlen zur Seepiraterie / Abnahme der Piratenüberfälle verlangsamt sich

(Köln) – Heute (27. Juli 2006) kommt der Piratenfilm „Fluch der Karibik 2“ in die deutschen Kinos. Er hat in Amerika bereits alle Rekorde gebrochen. Der aktuelle Halbjahresbericht des International Maritime Bureaus, das von der Internationalen Handelskammer unterhalten wird, zeigt jedoch die erschreckende Realität. Seepiraterie ist für die Wirtschaft national und international immer noch eine ernste Bedrohung. Schiffe werden überfallen und entführt, Seeleute als Geisel genommen oder getötet.

Die Zahlen der Seepiraterie für das 1. Halbjahr 2006 zeigen, dass sich der leichte Rückgang der Vorfälle weltweit verlangsamt hat. Das International Maritime Bureau (IMB) registriert die Anzahl und den Umfang der bewaffneten Raubüberfälle. Unterhalten wird das IMB von der Internationalen Handelskammer (ICC), der weltweit 7.500 global tätige Unternehmen angehören.

Piraten – bewaffnet mit Schusswaffen und Messern – operieren meist in Gruppen und attackieren die Schiffe aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig. Im ersten Halbjahr wurden laut dem IMB weltweit folgende Vorkommnisse verzeichnet:

- 127 Schiffe wurden attackiert. Mehr als 10 Prozent dieser Schiffe wurden von Deutschland aus gemanagt;
- 74 Schiffe von Piraten geentert ;
- 11 Schiffe entfĂĽhrt;
- 156 Besatzungsmitglieder als Geisel genommen;
- 13 Besatzungsmitglieder gekidnappt und sechs getötet.

Obwohl im Vergleich zum ersten Halbjahr 2005 die Anzahl der Überfälle konstant blieb, ist das IMB darüber besorgt, dass sich die Situation insbesondere in den am häufigsten von Piraterie betroffenen Teilen der Meere verschlimmert hat. Die östlichen und nordöstlichen Küsten von Somalia bleiben Hochrisikogebiete für Entführungen. Dort wurden alleine in diesem Jahr acht Attacken von Piraten gemeldet, die mit Granaten und Maschinengewehren bewaffnet waren. Das IBM rät Schiffen, die nicht im regelmäßigen Kontakt mit den Hafenbehörden stehen, sich mindestens 200 Meilen oder mehr von den östlichen Küsten Somalias entfernt zu halten.

Die höchste Anzahl der Fälle im ersten Halbjahr wurde für Indonesien gemeldet, wo insbesondere eine hohe Gewaltbereitschaft und die Einschüchterung der Besatzungsmitglieder ein besonderes Kennzeichen der Piraterie ist. Auch Bangladesh, wo 22 Vorfälle verzeichnet wurden, gehört zu den gefährlichsten Gebieten.

Der Direktor des IMB Captain Pottengal Mukundan sagte: "Es haben sich neue Risikozonen herausgebildet. Es ist besonders wichtig, dass die Regierungen in diesen Regionen der Seepiraterie höchste Priorität einräumen und die Strafverfolgungsbehörden das Problem in Angriff nehmen“.

Positiv vermerkt der Report, dass insbesondere in den Straßen von Malacca die Anzahl der Überfälle weiter zurückging. Über diesen Schifffahrtsweg, der zu den wichtigsten der Welt gehört, werden zwischen einem Fünftel und einem Viertel der Waren im Seehandel befördert. Mit Bezug auf die Straßen von Malacca und anderen Gebieten, wo die Piraterie zurückgegangen ist, sagte Captain Mukundan: „Es ist enorm wichtig, dass die erfolgreichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Seepiraterie weitergeführt werden. Wenn der Druck nachlässt, wird auch in diesen Gebieten die Zahl der Vorfälle wieder steigen“.

Das IMB Piracy Reporting Centre (PRC) ist die einzige Institution seiner Art. Sie ermöglicht Kapitänen, zu jeder Zeit und von jeden Ort aus Schiffsvorfälle zu melden, die dann in dem täglichen Online-Warnbericht vermeldet werden. Darüber hinaus gibt das Piracy Reporting Center Ratschläge für Überfallene, koordiniert über die lokalen Behörden medizinische Hilfe und hilft bei der Strafverfolgung.

Quelle und Kontaktadresse:
ICC Deutschland Internationale Handelskammer Pressestelle Mittelstr. 12-14, 50672 Köln Telefon: (0221) 2575571, Telefax: (0221) 2575593

(sk)

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