Pressemitteilung | Deutscher Brauer-Bund e.V. (DBB)

„Alkoholmissbrauch wirksam bekämpfen ohne den maßvollen Genuss zu behindern“ / Deutsche Brauer kritisieren "Weißbuch Alkoholpolitik" der Europäischen Kommission

(Berlin) - Die deutschen Brauer kritisieren das von der Europäischen Kommission für Anfang 2006 angekündigte „Weißbuch Alkoholpolitik“ scharf, das nach Einschätzung des Deutschen Brauer-Bundes (DBB) nicht nur über das Ziel der Bekämpfung des Alkoholmissbrauches hinausschieße und so einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Entmündigung der Verbraucher darstelle, sondern auch einen grundsätzlich falschen Ansatz vertrete: „Die Europäische Kommission glaubt, durch eine Senkung des Gesamt-Pro-Kopf-Verbrauches an alkoholhaltigen Getränken den Alkoholmissbrauch wirksam bekämpfen zu können. Dieser Ansatz ist jedoch grundlegend falsch – und beruht auch nicht auf empirischen Erkenntnissen,“ kritisiert DBB-Hauptgeschäftsführer Peter Hahn.

Die überwiegende Mehrzahl der Deutschen trinkt nach Einschätzung der Interessenvertretung der deutschen Brauwirtschaft ihr Bier maß- und genussvoll: Diese Verbraucher würden durch die von der EU avisierten Maßnahmen auch bei maßvollem Konsum grundlos bestraft und verunsichert. Menschen, die das richtige Maß im Umgang mit alkoholhaltigen Getränken nicht einhalten können oder wollen, würden dagegen durch die vorgeschlagenen Interventionen nicht in ihrem Verhalten korrigiert. „Die EU-Kommission geht in der Alkoholpolitik mit der legislativen Machete vor, wo der zielgenaue und maßgeschneiderte Einsatz mit der Maßnahmen-Pinzette nötig wäre,“ so Hahn. „Es wird Zeit, dass die Verbraucher vor übermotivierten Verbraucherschützern beschützt werden.“

Auch die derzeit diskutierten Einzelmaßnahmen sehen die deutschen Brauer kritisch. So lehnt die deutsche Brauwirtschaft beispielsweise die Harmonisierung der Abgabealter für alle alkoholhaltigen Getränke auf 18 Jahre ab: „Ein einheitliches Abgabealter von 18 Jahren wäre in Deutschland kontraproduktiv: Alkohol würde zu einem Symbol für Erwachsensein stilisiert - und damit in der Zielgruppe der Jugendlichen eher attraktiver. Der Umgang mit alkoholhaltigen Getränken muss von jungen Erwachsenen schrittweise erlernt werden: Das ermöglichen die derzeit bestehenden Abgabealter in Deutschland,“ so Hahn. Beispiele aus anderen europäischen Ländern belegen dieses Szenario: „In Großbritannien ist bereits ein Abgabealter von 18 Jahren für alle alkoholhaltige Getränke in Kraft: Trotzdem meldet England große Probleme mit dem Alkoholkonsum Minderjähriger,“ so Hahn. Der Verbandsvertreter fordert daher eine bessere Kontrolle und Durchsetzung der bestehenden Abgabegrenzen in Deutschland, bevor über eine Änderung der Regelungen nachgedacht wird. „In Deutschland darf ein junger Erwachsener mit 16 Jahren heiraten und seine Stimme bei Kommunalwahlen abgeben, mit 17 Jahren kann er Soldat werden: Wer mündig genug für diese Entscheidungen ist, dem darf der Genuss eines Glases Bier oder Wein nicht verboten werden.“ (Hahn)

Auch die Erhöhung der Steuern auf alkoholhaltige Getränke oder die Beschränkung der Abgabeorte lehnen die deutschen Brauer ab. Beispiele wie Schweden, wo die strengsten Abgaberegelungen und höchsten Steuerabgaben auf alkoholhaltige Getränke bestehen, zeigen, dass diese Maßnahmen ins Leere führen: „Gerade in den skandinavischen Ländern werden sehr schädliche und oftmals unkontrollierte Konsummuster für Alkohol beobachtet, obwohl diese die wohl rigideste Alkoholpolitik verfolgen.“ (Hahn)

Die deutschen Brauer fordern die Kommission auf, Maßnahmen gegen den Alkoholmissbrauch zu erarbeiten, die den Missbrauch wirksam und gezielt bekämpfen, ohne den maßvollen Genuss, der wissenschaftlich erwiesen medizinische Vorteile bringen kann, zu behindern. „Die deutschen Brauer sehen sich bei gezielten Maßnahmen gegen Alkoholmissbrauch als Partner, nicht als Gegner der Verbraucherschützer. Der Kampf gegen Alkoholmissbrauch ist jedoch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe: Nur wenn die Alkoholindustrie, Eltern, Schulen, der Handel und die Gastronomie und andere gesellschaftliche Gruppen zusammenarbeiten, kann der Missbrauch alkoholhaltiger Getränke wirksam bekämpft werden,“ so Hahn.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Brauer-Bund e.V. (DBB) Birte Kleppien, Pressesprecherin, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit Neustädtische Kirchstr. 7A, 10117 Berlin Telefon: (030) 20916715, Telefax: (030) 20916798

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