Pressemitteilung | Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) - Bundesvorstand

Allein in diesem Jahr fehlen fast 50.000 AusbildungsplÀtze

(Berlin) - "Wir mĂŒssen jungen Menschen eine Chance auf Ausbildung geben, die bisher durch den Rost fielen", erklĂ€rte Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende, am Donnerstag in Berlin zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt:

"Trotz einer guten Wirtschaftsentwicklung bleibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt enttĂ€uschend. Die Wirtschaft hat ihre satten Gewinne aus dem Jahr 2011 kaum genutzt, um die jungen Menschen auszubilden, die bisher keine Chance hatten. Jeder junge Mensch sollte die Chance erhalten, seinen Lebensunterhalt durch eigene Anstrengungen sicherzustellen. Davon sind wir noch weit entfernt. Gerade große Betriebe könnten hier mit gutem Beispiel vorangehen.

Das Plus von 1,8 Prozent bei den abgeschlossenen VertrĂ€gen liegt weit hinter den Erwartungen und AnkĂŒndigungen der Arbeitgeber zurĂŒck. Die Zahl der NeuvertrĂ€ge liegt mit 570.140 weit unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2008. Damals erhielten 616.342 junge Menschen einen neuen Ausbildungsvertrag.

GlĂ€nzende Chancen fĂŒr junge Menschen sind noch immer eine Fata Morgana. Zurzeit sind 76.642 Jugendliche unversorgt. Sie haben keinen Ausbildungsplatz bekommen und halten sich mit Bewerbungstrainings, Einstiegsqualifizierungen und Praktika ĂŒber Wasser. Und das bei nur 29.500 offenen PlĂ€tzen. In Wahrheit ĂŒbersteigt die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber die Zahl der offenen PlĂ€tze um mehr als das Doppelte. Allein in diesem Jahr fehlen folglich fast 50.000 AusbildungsplĂ€tze.

Viele Branchen, die lautstark ĂŒber fehlende Auszubildende klagen, haben oft inakzeptable Ausbildungsbedingungen. Viele Betriebe sind einfach nicht ausbildungsreif: Sie bieten eine niedrige VergĂŒtung. Sie halten viele Überstunden und unregelmĂ€ĂŸige Arbeitszeiten fĂŒr normal. Hohe Abbrecherquoten von mehr als 40 Prozent und geringe Übernahmequoten sind nicht selten, gerade in Hotels und GaststĂ€tten. Wenn junge Menschen als billige ArbeitskrĂ€fte ausgenutzt werden, bewerben sie sich in diesen Unternehmen nicht mehr. So kommen auf 100 gemeldete Stellen in der Gastronomie nur 37 registrierte Bewerber. Wenn Betriebe fĂŒr Bewerber attraktiv sein wollen, mĂŒssen sie ihre Azubis besser bezahlen, die QualitĂ€t der Ausbildung verbessern und mehr Azubis ĂŒbernehmen.

WĂ€hrend der Ausbildungspakt Jahr fĂŒr Jahr eine entspannte Lage verkĂŒndet, ist gleichzeitig laut Statistischem Bundesamt die Zahl der jungen Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren ohne abgeschlossene Ausbildung mittlerweile bei 1,5 Millionen angekommen. Das sind immerhin rund 17 Prozent dieser Altersgruppe.

Es ist höchste Zeit, dass Jugendliche, die nicht zu den Spitzenleistern in der Schule gehörten, jetzt mit ausbildungsbegleitenden Hilfen und starken Partnern in den Unternehmen zum Zuge kommen."

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Bundesvorstand Sigrid Wolff, Leiterin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin Telefon: (030) 24060-0, Telefax: (030) 24060-324

(tr)

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