Pressemitteilung | (bvse) Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.
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Altölentsorgung in Deutschland

(Bonn) - Altöl als ein wichtiger Rohstoff für die stoffliche und energetische Verwertung erfährt bundes- und europaweit gesteigerte Aufmerksamkeit durch die kontrovers geführte Diskussion über die Formen der Aufarbeitung und der sonstigen Verwertung.

Altöle werden mittels chemisch-physikalischer Verfahren aufbereitet bzw. raffiniert oder in der Zementindustrie, bzw. in Metallhütten als hochwertige Brennstoffe eingesetzt. Als weitere Verwertungswege haben die Methanolproduktion und der Einsatz als Reduktionsmittel in der Stahlindustrie Bedeutung erlangt. In der Altölverordnung vom 16.04.2002 ist der Vorrang der stofflichen Aufbereitung von Altölen mittels Raffination festgeschrieben, sofern dem nicht Sachzwänge entgegenstehen. Die Zusammensetzung des Altöls sowie der Gehalt an Schadstoffen in den Altölen bestimmen ebenfalls die Verwertung.

Die breite Palette der Mineralöle sowie der Schmier- und Kühlschmierstoffe fällt nach Gebrauch als Altöl an. Altöle sind nach Altölverordnung definiert als Öle, die als Abfall anfallen und ganz oder teilweise aus Mineralöl, synthetischem oder biogenem Öl bestehen. Das Aufkommen an Altölen in Deutschland ist seit Jahren rückläufig, da einerseits neue Techniken geringeren Ölverbrauch ermöglichen und andererseits immer mehr Hochleistungsöle zum Einsatz kommen, die längere Einsatzzeiten garantieren. Der Altölmarkt wird auch dadurch verändert, dass synthetische und biogene Öle zunehmend die Mineralöle substituieren. Außerdem nimmt der Einsatz von biologisch leicht abbaubaren Ölen weiter zu.

Für die Aufbereitung der Altöle wird insbesondere die Zweitraffination zur Herstellung von Basis- und Heizölen eingesetzt. Abschätzungen für Deutschland ergeben, dass in 2002 insgesamt rund 451.000 t Altöle gesammelt wurden. Im Jahr 2002 wurden in Deutschland insgesamt ca. 357.000 t stofflich und ca. 162.000 t energetisch verwertet, wobei etwa 67.000 t Altöle importiert wurden. Der Anteil der Altöle der Sammelkategorie 1 betrug etwa 363.000 t. Hiervon wurden im Jahre 2002 ca. 266.000 Tonnen Altöl der Kat. 1 raffiniert. Der Rest der Altöle der Kat. 1 und der überwiegende Teil der Altöle der Kat. 2 wird thermisch verwertet. Altöle, die energetisch verwertet werden, ersetzen Primärbrennstoffe und tragen damit ebenfalls zur Ressourcenschonung bei.

Altölsammler können mehr
Die Altölmengen der Sammelkategorie 1 werden in zehn Unternehmen u.a. zu Basisölen aufbereitet. Bundesweit versorgen etwa 100 Sammelunternehmen die o.g. Verwertungseinrichtungen. Viele Altölsammelunternehmen in Deutschland verfügen über diverse abfall-rechtlich genehmigte Zwischenlager, in denen eine stoffliche Differenzierung bzw. Separierung einzelner Altölströme praktiziert wird. Dieses gewährleistet eine sortenreine Übernahme gemäß den Vorgaben der Altölverordnung; die Altöle können dann einer Raffination oder thermischen Verwertung zugeführt werden. Diverse Sammelunternehmen verfügen darüber hinaus über die Möglichkeit eine Vorbehandlung der Altöle, z.B. Entsedimentierung oder auch Entwässerung an ihren Standorten durchzuführen, um so lange und unwirtschaftliche Transportwege zu einzelnen Verwertungsanlagen zu vermeiden und nachhaltig zu wirtschaften. Häufig werden die verschiedenen Parameter der Altöle analysiert. Die Altölsammler sammeln und verarbeiten zum Vorteil der bestehenden Verwertungsstrukturen, selbst Öl-Wasser-Gemische und wässrige Emulsionen.

Erhöhter Preisdruck feststellbar
Die Struktur der Raffinerielandschaft in Deutschland, welche ursprünglich durch mittelständige Unternehmen geprägt wurde, hat sich zwischenzeitlich zum großen Teil auf Konzernstrukturen verlagert. Strategie dieser Großunternehmen ist, die Versorgung der Raffinerien unabhängig und autark zu gestalten, um nicht in Abhängigkeiten von Altölsammelunternehmen zu gelangen. Hieraus resultiert der derzeitige Aufkauf von kleineren Sammelunternehmen in Deutschland. Die Mitgliedsunternehmen des bvse setzen sich aus mittelständischen Firmen zusammen, die unter marktwirtschaftlichen Kriterien seit Jahren eine geordnete Übernahme der Altöle gewährleisten. Durch die anziehenden Preise für Kohle, Gas, Schweröl u.a.m. werden zunehmend Altöle als Brennstoff bei vielen Unternehmen eingesetzt. Zusätzlich werden neue thermische Verwertungsanlagen für Altöle in Betrieb genommen. Sowohl durch die neuen thermischen als auch durch die erweiterten stofflichen Verwertungskapazitäten entsteht so ein erhöhter Preisdruck bei der Altölvermarktung.

Durch eine effiziente Altölsammlung wurden die verschiedenen Altölmengen und –qualitäten in Deutschland auf einem in etwa gleich bleibenden Mengenniveau den entsprechenden Verwertungswegen zugeführt. Dieser Umstand ist trotz rückläufiger Altölmengen zu verzeichnen. Der deutsche Altölmarkt ist durch Überkapazitäten der Raffinerien gekennzeichnet, wodurch ein harter Wettbewerb um die Verwertung der gesammelten Altölmengen entsteht. Diese Marktsituation wird durch sinkende Importmengen verschärft.

Ausländische Investoren drängen auf den Markt
Bedingt durch das seit Jahren ansteigende Rohölpreisniveau finden ausländische Investoren, vor allem aus den USA, Interesse an der Raffination von Altölen und kaufen bestehende Altöl-Raffinationskapazitäten auf und bauen darüber hinaus noch zusätzliche Kapazitäten auf.

Dies findet vor allem deshalb in Deutschland statt, weil hier eine hohe Bevölkerungsdichte und Industriestruktur vorhanden ist. Die Konsequenz hieraus sind große Altölströme auf kleiner Fläche. Von den Marktbeteiligten wurde über Jahre hinweg eine bundesweite Infrastruktur für die Sammlung, Aufbereitung und Verwertung von Altölen auf der Grundlage des geltenden Rechts aufgebaut, die sowohl die erforderliche Entsorgungssicherheit als auch die ökologischen Anforderungen der Kreislaufwirtschaft gewährleistet.

In Europa wurden zahlreiche Vertragsverletzungsverfahren gegen die Umsetzung der europäischen Altölrichtlinie in den einzelnen Mitgliedsstaaten eingeleitet. Hauptpunkte der Auseinandersetzung sind der Vorrang der Aufarbeitung und dessen mangelnde Umsetzung gegenüber der thermischen Verwertung. Außerdem bestehen in einigen deutschen Bundesländern unterschiedliche Auffassungen über die Andienungspflicht von Emulsionen, Wasser-Öl-Gemischen und anderen ölhaltigen Abfällen.

Thermische und stoffliche Verwertung gehören zusammen
Eine einseitige Fokussierung zu Gunsten der Aufbereitung, das ist die Raffination, gefährdet die bestehenden Sammelstrukturen. Um die Leistungsfähigkeit der bestehenden Sammelunternehmen zu erhalten, dürfen die geordneten Marktstrukturen nicht gefährdet werden. So können sich keine Oligopole in Richtung thermische oder stoffliche Verwertung bilden. Entsorgungsvielfalt wird benötigt, um Altöle, die sich nur bedingt für die Raffination eignen, zu entsorgen und um kurze Transportwege vorteilhaft zu nützen, denn der Transport entscheidet maßgeblich über die Kosten und die Erlöse. Das drastische Ausweiten der Raffinationskapazitäten über Jahre hinweg kann und darf nicht zu Lasten der Altölsammler gehen! Im Übrigen ist zu bemerken, dass alle Altölraffinerien in Deutschland nicht ausschließlich Basisöle herstellen, sondern je nach Marktlage entscheiden, ob sie Altöle zu Raffinaten umarbeiten oder anderen stofflichen Verwertungsverfahren zuführen.

Die hier vorgestellten Auffassungen stützen sich nicht zuletzt auf das Umweltgutachten 2004 des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen, der sich grundsätzlich für eine großzügige Rahmensetzung einsetzt und des Weiteren verschiedene Verwertungspfade nebeneinander präferiert. Weitere Klärungen zur Altölentsorgung erwartet sich der bvse durch das vom UBA in Auftrag gegebene Gutachten „Stoff-strom- und Marktanalyse zur Sicherung der Altölentsorgung“. Die EU-Kommission wird aufgefordert, ihre Haltung zur Altölrichtlinie, die aus dem Jahre 1975 stammt, zu überdenken.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse) Hohe Str. 73, 53119 Bonn Telefon: 0228/988490, Telefax: 0228/9884999

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