Anstieg der Insolvenzen – Ursachen vielfältiger als vermutet
(Berlin) - Mit der heutigen Pressemitteilung veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Insolvenzzahlen von Unternehmen für den Monat Juli 2025. Laut vorläufigen Angaben ist die Zahl der Insolvenzen im Vergleich zum Juli 2024 um 19,2 Prozent gestiegen. Ein überraschend hoher Anstieg, der allerdings noch keine Trendwende bedeuten muss. Ähnliche Ausreißer eines zuletzt moderaten Anstiegs der Insolvenzahlen gab es bereits im Oktober 2024. Trotz häufig genannter Ursachen wie Zöllen, Bürokratie oder geopolitischen Spannungen zeigt sich, dass viele Insolvenzen auf tiefere, langanhaltende strukturelle Veränderungen zurückzuführen sind, die oftmals über Jahre gewachsen sind.
„Über die vielfältigen weltpolitischen Verwerfungen geraten viele branchenspezifische Veränderungsprozesse als Insolvenzursache aus dem Fokus. Zu schnell wird die Ursache der unternehmerischen Fehlentwicklung bei steigenden Zöllen oder hohen Energiekosten gesucht. Eine gefährliche Fehleinschätzung, da hierdurch Sanierungsmaßnahmen zu spät oder nicht umfassend genug angegangen werden“, sagt Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID).
Die Medienbranche ist für solche langjährigen Veränderungsprozesse ein prägnantes Beispiel. Privatsender und auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten haben schon seit vielen Jahren die Produktion ihrer Fernsehsendungen ausgelagert. Dabei sind bei vielen Produktionsfirmen existenzgefährdende Strukturen entstanden. „Die deutlich zurückgehende Nachfrage nach linearem Fernsehen und die zum Teil kurzfristigen Absagen von Sendeformaten bringen viele Produktionsfirmen in existenzielle Krisen. Eine Entwicklung, die schon lange andauert, aber noch lange nicht zu Ende sein dürfte“, so Niering weiter. Der Trend zur Programmverschlankung und der Wandel im Medienkonsum der Zuschauer verstärken diese Entwicklung zusätzlich.
Derartige Entwicklungen stellen viele Branchen vor große und zum Teil kaum beherrschbare Herausforderungen, da sich das Kunden- oder Verbraucherverhalten dauerhaft verändert. Für alternative Vertriebs- oder Produktionswege fehlen dann nicht selten die notwendigen Konzepte oder finanziellen Mittel, wie dies auch im stationären Einzelhandel festzustellen ist.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands e.V. (VID), Manuela Doss, Referent(in) Presse und Kommunikation, Am Zirkus 3, 10117 Berlin, Telefon: 030 20455525
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