Pressemitteilung | Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed)
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Antimikrobielle Resistenzen (AMR): „Infektionsprävention muss oberste Priorität haben“

(Berlin) - Im Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen (AMR), die Gesundheitssysteme und Menschenleben weltweit gefährden, muss Infektionsprävention oberste Priorität haben. Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) fordert deshalb anlässlich der „World AMR Awareness Week 2025” ein verstärktes und sektorübergreifendes Vorgehen gegen AMR.

Für den Fachbereich „Infektionsprävention und -kontrolle (FB IPIK)“ des BVMed sind dafür sechs Punkte zentral:

1. Prävention prioritär fördern: Ausweitung von konkreten Programmen in der Prävention, verbesserte Hygienestrukturen und Einbindung von Evaluationen im Sinne von „Infection Prevention and Control“ (IPC-Strukturen) in medizinischen Einrichtungen sowie Zugang zu Dekolonisations- und weiteren Präventionsmaßnahmen.
2. Antibiotic-Stewardship konsequent umsetzen: Verbindliche Stewardship-Programme in Kliniken, ambulante Leitlinien und Monitoring des Antibiotikaeinsatzes.
3. Anreize für Forschung und Entwicklung im Präventionsbereich schaffen: Gezielte Förderinstrumente und regulatorische Beschleuniger für Impfstoffe, Antikörper und weitere Lösungen für präventive Maßnahmen.
4. Surveillance und Daten-Transparenz stärken: Ausbau nationaler Melde- und Analysesysteme, enge Verzahnung mit internationalen Studien, beispielsweise Lancet/GBD-Analysen, zur besseren Steuerung von präventiven Maßnahmen.
5. Öffentlichkeitsarbeit und Ausbildung: Verstärkte Patient:innen-Aufklärung, Fortbildung für Gesundheitsfachkräfte und Informationskampagnen zur Stärkung der regelmäßigen Umsetzung von präventiven Maßnahmen.
6. One-Health-Ansatz rigoros umsetzen: Koordinierte Maßnahmen zwischen Human-, Tier- und Umweltgesundheit, Reduktion des antibiotischen Drucks in der Tierhaltung und Umweltschutz.

„Infektionsprävention und der konsequente Einsatz präventiver Therapien sind zwei Seiten derselben Medaille. Denn Vorsorge verringert die Krankheitslast, reduziert den Antibiotikaeinsatz und schwächt damit den Selektionsdruck für Resistenzen. Jetzt müssen Politik, Forschung und Gesundheitswesen gemeinsam handeln“, fordert Dr. Ingrid Wanninger, Mitglied des BVMed-Fachbereichs und Vorstandsmitglied der BEAM Alliance, die im Oktober 2025 ein neues Positionspapier („ Prevent Before You Treat: Accelerating Access to Preventive Therapies in the AMR Era“) veröffentlichte, das präventive Therapien als komplementären, dringend benötigten Pfeiler gegen AMR hervorhebt.

AMR zählen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und EU-Kommission zu den größten Gesundheitsgefahren weltweit. Ihre Bekämpfung ist eine zentrale Herausforderung des Gesundheitssystems. Nosokomiale Infektionen (NI), also Behandlungs-assoziierte Infektionen, sind in diesem Zusammenhang ebenso bedeutsam, „denn auch hier ist der Einsatz von Antibiotika teilweise notwendig“, so BVMed-Hygieneexpertin Miriam Rohloff.

Aktuell wird in Deutschland nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Krankenhaus-Hygiene (DGKH) von jährlich über 700.000 betroffenen Patient:innen ausgegangen. Besonders schwerwiegend sind nosokomiale Infektionen durch Antibiotika-resistente Erreger. Das Nationale Referenzzentrum (NRZ) verweist in seiner letzten Erhebung von 2022 darauf hin, dass sich die „NI-Prävalenz in Deutschland in einer gleichbleibenden Größenordnung bewegt“. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit gezielter Präventions- und Versorgungsmaßnahmen.

Eine Lancet-Studie aus dem Jahr 2024 weist auf massive globale und regionale Belastungen durch AMR hin. Dabei wird global eine Mortalitätsrate in Höhe von 4,71 Millionen Betroffenen berichtet, die mit bakterieller AMR in Verbindung gebracht werden. Davon waren 1,14 Millionen Fälle direkt auf eine bakterielle AMR zurückzuführen. Diese Analyse umfasst 204 Länder und Gebiete im Zeitraum von 1990 bis 2021.

Die aktuelle Prognos-Studie weist darauf hin, dass AMR in der EU und dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) jährlich Kosten von etwa 11,7 Mrd. Euro verursachen. Davon entfallen 6,6 Mrd. Euro auf Behandlungskosten resistenter Infektionen. Gegenmaßnahmen umfassen eine Reduzierung des Gesamtverbrauches von Antibiotika und eine Verringerung der Gesamtinzidenzen verschiedener Blutstrominfektionen.

Die Antibiotika-Resistenzstrategie der Bundesregierung ( DART) ist nach Ansicht des BVMed ein guter Ansatz, der jedoch weiter gestärkt und über das Jahr 2030 hinaus fortgeführt werden muss. Weitere Ansätze zur Bekämpfung von Infektionen und Resistenzen bieten aktuelle Gesetzesvorhaben auf nationaler und europäischer Ebene.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed), Manfred Beeres, Leiter(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Georgenstr. 25, 10117 Berlin, Telefon: 030 246255-0

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