AOK-Navigator mit umfassenden Qualitätsdaten zu Knie- und Hüftoperationen / Große Qualitätsunterschiede zwischen Kliniken beim Wechsel von Knieprothesen
(Berlin) - Die AOK hat ihr Informationsangebot zu klinikbezogenen Qualitätsdaten für Knie- und Hüftoperationen ergänzt: Seit heute sind im Online-Portal der AOK zur Krankenhaussuche auch Informationen zu Knieprothesenwechseln abrufbar. Sie basieren auf dem Verfahren zur "Qualitätssicherung mit Routinedaten", das vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) seit 2002 stetig weiterentwickelt und auf weitere Behandlungen ausgedehnt wird. Die Ergebnisse machen allen interessierten Patienten und Ärzten die Qualitätsunterschiede zwischen den 264 Kliniken in Deutschland transparent, die von 2014 bis 2018 Knieprothesenwechsel bei mehr als 16.000 AOK-Versicherten vorgenommen haben. Sie vervollständigen die bereits verfügbaren Qualitätsdaten zur Erstimplantation von Knie- und Hüftgelenken sowie zum Wechsel von Hüftprothesen. "Damit bieten wir jetzt zu allen großen OPs an Hüfte und Knie wertvolle Informationen an, die bei der Wahl der passenden Klinik nach Qualitäts-Gesichtspunkten helfen", sagt Martin Litsch, Vorstandvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. Für jede einzelne Klinik lässt sich im AOK-Navigator ablesen, ob sie bei der Behandlungsqualität überdurchschnittlich, durchschnittlich oder unterdurchschnittlich abschneidet.
Bei knapp 8 Prozent der Patienten kommt es zu Komplikationen
Beim Knieprothesenwechsel zeigen sich - wie auch bei den anderen planbaren chirurgischen Eingriffen - deutliche Unterschiede in der Behandlungsqualität zwischen den einzelnen Krankenhäusern. Im Mittel kommt es bei knapp 8 Prozent aller Patienten zu Komplikationen. Im Viertel der Kliniken, die am besten abschneiden, liegt die Gesamt-Komplikationsrate bei höchstens 5,1 Prozent. Im Viertel mit der schlechtesten gemessenen Behandlungsqualität ist die Komplikationsrate mit mindestens 10,8 Prozent dagegen mehr als doppelt so hoch.
Die Ergebnisse spiegeln wider, dass der Wechseleingriff am Kniegelenk komplikationsträchtiger ist als die Erstimplantation eines künstlichen Knies. Mögliche Komplikationen sind zum Beispiel eine fehlerhafte Lage des Implantats oder das Entstehen von Wundinfektionen. Als Folge müssen im Mittel 7,6 Prozent der Patienten innerhalb eines Jahres nach dem Prothesenwechsel erneut operiert werden. Erst die Weiterverfolgung über den ersten Klinikaufenthalt hinaus zeigt Erfolg oder Misserfolg der Wechsel-OP. Darum wird in den QSR-Analysen der gesamte Behandlungsverlauf der AOK-versicherten Patienten ausgewertet.
Viele Kliniken machen nur wenige Knieprothesenwechsel pro Jahr
In den QSR-Vergleich einbezogen wurden nur Kliniken, die innerhalb von fünf Jahren mindestens 30 AOK-Versicherte operiert haben. Daraus ergibt sich die Zahl von bundesweit 264 Kliniken, die eine ausreichende Fallzahl erreichen. Insgesamt bieten aber rund 1.000 Krankenhäuser in Deutschland die OP an. "Die meisten dieser Häuser können nur sehr geringe Fallzahlen vorweisen - und das, obwohl es sich beim Knieprothesenwechsel um eine komplizierte OP handelt, die viel Routine und Erfahrung erfordert", so Martin Litsch. Auch wenn bei diesen geringen Fallzahlen keine klinikindividuelle Qualitätsbewertung möglich ist, haben die WIdO-Experten festgestellt, dass diese Kliniken im Mittel erhöhte Komplikationsraten haben. Darauf werden die Nutzer des Navigators explizit hingewiesen.
Litsch: Bei der Klinikwahl auf Erfahrung setzen
"Die Auswertungen des WIdO zeigen erneut, dass schwierige Operationen in vielen Kliniken selten und in wenigen Zentren häufig stattfinden", sagt AOK-Vorstand Martin Litsch. "Die Bündelung von Operationen in Kliniken mit großer Erfahrung ist möglich und notwendig, um die Behandlungsqualität zu verbessern." Patientinnen und Patienten könnten selbst aktiv werden, indem sie sich für eine geeignete Klinik mit ausreichender Erfahrung entscheiden. "Die Daten im AOK-Navigator geben angesichts der großen Unterschiede bei den Komplikationsraten eine wichtige Orientierung." Ausreichend Zeit für die Klinikwahl ist meist gegeben, da sich ein Prothesenwechsel in der Regel lang-sam ankündigt. Hinzu kommt, dass derzeit aufgrund der Corona-Pandemie in einigen Regionen wieder planbare Operationen verschoben werden.
Statistisches Verfahren sorgt für fairen Klinikvergleich
Im QSR-Verfahren wertet das WIdO Abrechnungsdaten der AOK-Versicherten aus der stationären und aus der ambulanten Versorgung aus. Das ermöglicht eine Analyse der Behandlungsergebnisse der Patientinnen und Patienten auch über den eigentlichen Klinik-Aufenthalt hinaus. Dadurch können Komplikationen nach der OP oder Folgeereignisse wie ungeplante Revisions-OPs mit in die Bewertung einbezogen werden.
Die Qualitätsindikatoren, die im QSR-Verfahren zum Einsatz kommen, werden vom WIdO gemeinsam mit Expertinnen und Experten der jeweiligen medizinischen Fachrichtungen entwickelt und laufend überprüft. Ein statistisches Verfahren, in dem Unterschiede bezüglich Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen der Patienten ausgeglichen werden, gewährleistet einen fairen Vergleich zwischen den einzelnen Kliniken.
Die Ergebnisse der Auswertungen werden automatisch angezeigt, wenn ein Nutzer des AOK-Navigators nach Informationen zu einer der Behandlungen sucht, zu denen QSR-Daten vorliegen. Aktuell sind dies neben dem Knieprothesenwechsel folgende Behandlungen: Einsatz eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenkes bei Arthrose, Operation nach hüftgelenksnahen Oberschenkelbruch, Hüftprothesenwechsel, Gallenblasenentfernungen bei Gallensteinen, Blinddarmentfernungen, Leistenbruch-OPs, Operationen bei gutartiger Prostatavergrößerung und zur Prostataentfernung bei Prostatakrebs sowie therapeutische Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt. Auch für diese Behandlungen sind die Bewertungen der Krankenhäuser jetzt aktualisiert worden.
Quelle und Kontaktadresse:
AOK - Bundesverband
Dr. Kai Behrens, Pressesprecher
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