Pressemitteilung | Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH)

Arbeitnehmer im Handwerk: Ausbildungsplatzabgabe führt nicht zu neuen Lehrstellen / Arbeitnehmer-Vizepräsidenten der 55 Handwerkskammern tagen in Chemnitz

(Berlin) - Die Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter im Handwerk sind überzeugt, dass weder die Jugendlichen, noch die Betriebe von einer Ausbildungsplatzabgabe profitieren. Im Gegenteil. "Viele Betriebe werden ihre Lehrstellen erst einmal zurückhalten, zumindest so lange bis Klarheit herrscht." Das erklärt Arbeitnehmer-Vizepräsident und Vorstandsmitglied des Deutschen Handwerkskammertages (DHKT), Heidulf Masztalerz, am 23. April in Chemnitz. Anlass ist eine Tagung der Arbeitnehmer-Vizepräsidenten aller Handwerkskammern zum Thema "Qualifizierung für die Zukunft".

Masztalerz weist auf zahlreiche Unklarheiten des Gesetzes hin. "Es sollen auch diejenigen Betriebe zur Kasse gebeten werden, die aufgrund ihrer Struktur überhaupt nicht ausbilden können oder die keine Lehrlinge für die angebotenen Lehrstellen finden konnten."

Vor den ordnungspolitischen Auswirkungen einer Ausbildungsplatzabgabe warnt der Geschäftsführer des Deutschen Handwerkskammertages (DHKT), Wolf-Hermann Böcker: "Das bewährte System der dualen Ausbildung, das weltweit hohe Anerkennung genießt und in der EU als best-practice gilt, wird durch eine Abgabe aufgeweicht. Die Folge ist eine Zunahme an verschulter, außerbetrieblicher Ausbildung, die weitgehend an den Erfordernissen des Marktes vorbei erfolgt."

Übereinstimmend kritisierten Masztalerz und Böcker, dass bei der Diskussion um eine Abgabe die eigentlichen Probleme unberücksichtigt bleiben. So sind immer mehr Schulabgänger nicht ausbildungsfähig. Gerade das Handwerk muss sich aber mit den leistungsschwächeren Bewerbern auseinander setzen, denn es bildet zu rund 60 Prozent Abgänger aus Hauptschulen aus. "Mit sog. Qualifizierungsbausteinen wollen wir leistungsschwache Jugendliche schrittweise an den Einstieg in eine Ausbildung heranführen", so Böcker.

Einig sind sich Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter darin, dass letztlich nur bessere wirtschaftliche Aussichten durch verbesserte Rahmenbedingungen für die Betriebe mehr Ausbildungsplätzen bringen. Das Handwerk nimmt seine Verantwortung zur Ausbildung ernst. Deshalb ist auf die Ausbildungsleistung des Handwerks, die drei mal höher liegt als in anderen Bereichen, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Verlass. Nach wie vor ist jeder zehnte Beschäftigte in einem Handwerksbetrieb ein Lehrling.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH) Mohrenstr. 20/21, 10117 Berlin Telefon: 030/20619-0, Telefax: 030/20619-460

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