Arbeitslose besser als ihr Ruf
(Berlin) - Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Engelen-Kefer hat die Vorwürfe von Bundeswirtschaftsminister Müller und Arbeitgeberpräsident Hundt zurückgewiesen, Arbeitslose seien bei der Jobsuche nur mangelhaft engagiert und ihre soziale Absicherung sei überversorgt. Vorurteilsfreie Fakten zeigten vielmehr, dass Arbeitslose, die sich um den Job drücken, lediglich eine verschwindend kleine Minderheit darstellen. Für die Politik spiele diese Kleinstgruppe aber immer dann eine große Rolle, wenn Stimmung gegen Arbeitslose gemacht und weitere Leistungskürzungen gefordert werden sollen, sagte Engelen-Kefer am 16. Juli 2001 in Berlin.
Dabei gingen die Arbeitsämter konsequent gegen schwarze Schafe vor, teilweise schießen sie sogar nach Einschätzung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) übers Ziel hinaus. Jede zweite Klage gegen eine Sperrzeit sei immerhin erfolgreich.
Wenn Arbeitgeberpräsident Hundt von Überversorgung bei den Arbeitslosen spreche, so könne er sich offensichtlich nicht mehr vorstellen, mit wie wenig Geld Arbeitslose meist über die Runden kommen müssen. Jeder dritte bis vierte Arbeitslose gehe finanziell bei den Arbeitsämtern zwischenzeitlich leer aus.
Nur gut 40 Prozent der gemeldeten Arbeitslosen erhielten überhaupt noch Arbeitslosengeld von im Schnitt 1.355,- DM monatlich im vergangenen Jahr. Die Empfänger der niedrigeren Arbeitslosenhilfe mussten sogar im Schnitt mit einer Unterstützungsleistung von 973,- DM pro Monat leben. Bei etwa 20 Prozent von ihnen sei die Arbeitslosenhilfe so niedrig, dass sie zur Sicherung des Existenzminimums ergänzende Sozialhilfe beziehen müssen. Wer angesichts dieser Fakten von Überversorgung, spreche, wisse entweder nicht, wovon er redet, oder wolle Vorurteile gegenüber Arbeitslosen schüren und von eigenen Versäumnissen bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ablenken.
Auch die verhängten Sperrzeiten wegen Ablehnung zumutbarer Arbeit (74.000 im Jahr 2000) seien gering, gemessen an der enormen Fluktuation am Arbeitsmarkt.
Allein im vergangenen Jahr seien 6,9 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos geworden und 7,2 Millionen hätten sich wieder abgemeldet. Ein gutes Drittel konnte die Arbeitslosigkeit nach längstens drei Monaten beenden, 60 Prozent spätestens nach einem halben Jahr und rund 80 Prozent innerhalb eines Jahres. Nach den Worten Engelen-Kefers ist der Mangel an Arbeitsplätzen nach wie vor Hauptgrund für die hohe Arbeitslosigkeit. Hier müsse insbesondere angesetzt, Überstunden abgebaut und die Teilzeitbeschäftigung erhöht werden.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
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