Arbeitslosigkeit nicht schönreden, sondern bekämpfen
(Berlin) - Die Berechnungen von Professor Reinhard Miegel, die im Spiegel dieser Woche veröffentlicht werden, stellen nach Auffassung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) den Versuch dar, das Problem der Arbeitslosigkeit statistisch herunterzuspielen, statt die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Die von Miegel dargestellten Beispiele des Bezugs von Arbeitslosenhilfe entsprechen nicht der Wirklichkeit, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer am Montag in Berlin. Durchschnittlich liege die Arbeitslosenhilfe bei rund 1.000 DM. Nur 2 Prozent der Arbeitslosenhilfeempfänger erhielten 1.800 DM oder mehr im Monat. Bei mindestens 20 Prozent der Arbeitslosen sei die Arbeitslosenhilfe so niedrig, dass sie noch ergänzend Sozialhilfe beziehen müssten. Dies sei Miegel sehr wohl bekannt, trotzdem versuche er wieder das alte Märchen der Überversorgung der Arbeitslosen aufzutischen.
Es sei völlig klar, dass die von den Arbeitsämtern genannten Arbeitslosenzahlen Bewegungszahlen seien. Jeden Monat meldeten sich 500.000 Menschen arbeitslos, ebenso viele verlassen die Arbeitslosigkeit. Dies gelte übrigens auch für die angeblich 1,5 Millionen offenen Stellen. Trotzdem seien die Personen, die eine neue Stelle in Aussicht hätten, zu Recht arbeitslos gemeldet.
Völlig unakzeptabel sei es, 55-jährige pauschal als nicht vermittelbar einzustufen. Diese Gruppe sei keinesfalls generell unqualifiziert und gesundheitlich beeinträchtigt. Dass trotzdem bei den Arbeitgebern beträchtliche Vorbehalte vorhanden seien, könne nicht den Arbeitsämtern angelastet werden. Erst recht sei dies kein Grund, die Älteren aus der Statistik zu nehmen. Allzu leicht werde die Beweglichkeit bei den Arbeitnehmern eingefordert; mit gleichem Recht müsse aber auch von einem Arbeitgeber eingefordert werden, dass er zumindest einen über 50jährigen zum Vorstellungsgespräch einlädt.
Tatsache sei weiter, dass acht Arbeitslose im Westen sich eine freie Stelle teilen müssen, im Osten sind es sogar 23. Trotzdem können einige Stellen nicht besetzt werden, dies liege aber eher an ungenügender Qualifikation als an zu hohen Lohnerwartungen der Arbeitnehmer.
Die Gewerkschaften hätten kein Interesse daran, die Statistik der Arbeitslosen künstlich aufzublähen, aber schöngeredet werden dürfe sie auch nicht, meinte Engelen-Kefer. Damit sei die Arbeitslosigkeit nicht wirksam zu bekämpfen.
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