Pressemitteilung | Institut Arbeit und Technik

Arbeitsmarkt im Wandel? / Studie aus dem Institut Arbeit und Technik untersucht Arbeitsmarktmobilität und Beschäftigungsstabilität im Zeitverlauf

(Gelsenkirchen) - Das Berufsleben scheint in den letzten Jahrzehnten immer turbulenter und unsicherer geworden zu sein. Statt der „Lebensstellung“ von der Lehre bis zur Rente in einem krisensicheren Großbetrieb eile heute der flexible „Arbeitskraftunternehmer“ von befristetem Job zum nächsten Projekt, lautet die These. Diese Vorstellungen stimmen allerdings nicht mit der Wirklichkeit überein, wie eine soeben erschienene Studie aus dem Institut Arbeit und Technik /Wissenschaftszentrum NRW (IAT/Gelsenkirchen) zeigt. Wie Dr. Marcel Erlinghagen anhand theoretischer Überlegungen und empirischer Ergebnisse deutlich macht, lässt sich in der Vergangenheit keine fundamentale Beschleunigung des Arbeitmarktgeschehens nachweisen. Er bezweifelt auch, dass dem ultraflexiblen „Arbeitskraftunternehmer“ tatsächlich die Zukunft gehört.

Die Veröffentlichung basiert auf einer Dissertation, die in enger Anbindung an das von Erlinghagen am IAT bearbeitete DFG-Projekt „Restrukturierung des Arbeitsmarktes“ entstand und 2003 an der Universität Duisburg/ Essen eingereicht wurde. „Unbestreitbar haben in den vergangenen Jahrzehnten fundamentale Veränderungen stattgefunden. Jedoch ist weitgehend unklar, wie diese Veränderungen auf das Arbeitsmarktgeschehen gewirkt haben“, so Dr. Erlinghagen. Ausgehend von einer umfassenden theoretischen Auseinandersetzung u. a. mit dem Begriff der Arbeitsmarktflexibilität wird ein neues Arbeitsmarktschema entwickelt, auf dessen Basis die im Zuge des Übergangs zur Dienstleistungsgesellschaft veränderten Rahmenbedingungen nachgezeichnet werden können. Anhand der Indikatoren „Arbeitsmarktmobilität“ und „Beschäftigungsstabilität“ wird überprüft, ob die Fluktuation von Beschäftigten im Zeitablauf tatsächlich zugenommen hat und die Bindungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wirklich brüchiger und instabiler geworden ist.

Letztlich wird durch die vorgenommenen Analysen keine der Thesen bestätigt. Auch scheint Skepsis gegenüber dem Argument einer umfassenden „Erstarrung“ des Arbeitsmarktes angebracht, meint Erlinghagen. Stattdessen zeichne sich im Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft vielmehr ein Restrukturierungsprozess ab, der insgesamt zu einer Stabilisierung von Beschäftigungsverhältnissen geführt hat, wenngleich es jenseits dieser generellen Entwicklung auch Gewinner und Verlierer gab. Dieser anhaltende Restrukturierungsprozess ist gestaltbar, wie Dr. Erlinghagen zeigt, so dass sich politische Konsequenzen ergeben für eine verstärkte Qualifizierung, die bessere Vereinbarkeit von Erwerbs- und Eigenarbeit und die Bewahrung der sozialen Sicherungssysteme. „Eine angepasste Regulierung des Arbeitsmarktes wird auch in Zukunft notwendige Voraussetzung sein, um sowohl den gesellschaftlichen Wohlstand weiter zu vergrößern als auch soziale Gerechtigkeit zu garantieren“.
Dr. Marcel Erlinghagen arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen sowie an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut Arbeit und Technik Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen Telefon: 0209/17070, Telefax: 0209/1707110

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