Arzneimittel-Ausgaben der GKV: Gesetzliche Maßnahmen greifen
(Eschborn) - "Die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen steigen zwar, es kann aber nicht von einer Ausgabenexplosion gesprochen werden." Mit diesen Worten kommentierte Prof. Dr. Rainer Braun, Hauptgeschäftsführer der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, die aktuelle Entwicklung bei den Arzneimittelausgaben. Die bisherige Entwicklung im Jahr 2002 stellt sich auf Basis der Abrechnungszahlen der Apotheken im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten wie folgt dar:
Januar 2002: + 5,5 Prozent
Februar 2002: + 6,6 Prozent
März 2002: + 0,3 Prozent
April 2002: + 13,2 Prozent
Insgesamt sind damit die Ausgaben in den ersten vier Monaten des Jahres 2002 um 6,3 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum gestiegen. Rechnet man die Entwicklung dieser bisherigen vier Monate auf das Gesamtjahr 2002 hoch, ergibt sich ein Anstieg von 3,6 Prozent gegenüber 9,7 Prozent im Gesamtjahr 2001. Dieser Anstieg ist ausschließlich auf die vermehrte Verordnung teurer Innovationen zurück zu führen, da weder die Arzneimittelpreise, noch die Zahl der verordneten Arzneimittel-packungen gestiegen sind. "Damit wird deutlich, dass die Maßnahmen des erst im Frühjahr 2002 in Kraft getretenen Arzneimittelausgaben-Begrenzungsgesetzes (AABG) beginnen, ihre Wirkung zu entfalten." Diese Maßnahmen des AABG sind zeitlich gestaffelt:
- Die einmalige Zahlung der forschenden Arzneimittelhersteller mit einem Jahresvolumen von 200 Mio. Euro reduziert die Steigerungsrate im Jahr 2002 monatlich um rund 1 Prozentpunkt.
- Seit 1. Februar 2002 ist der Rabatt, den die Apotheken den Krankenkassen auf den gesetzlich vorgeschriebenen Arzneimittelabgabepreis gewähren müssen, von 5 auf 6 Prozent erhöht worden. Dieses apothekenspezifische Sonderopfer entlastet die Arzneimittelrechnung der Gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2002 um voraussichtlich 250 Mio. Euro. Insgesamt führen die Apotheken damit 1,5 Mrd. Euro ab.
- Zum 1. Juli 2002 sind - einhergehend mit der sogenannten
aut-idem-Regelung - erhebliche Preisabsenkungen bei Arzneimitteln zu
erwarten, die ein jährliches Absenkungsvolumen von bis zu 250 Mio.
Euro erwarten lassen.
Braun verwies darauf, dass die isolierte Betrachtung nur eines Monatswertes aufgrund statistisch relevanter Effekte zu Fehlinterpretationen führen kann. So hatte beispielsweise der März 2002 zwei Arbeitstage weniger, der April 2002 dagegen zwei Arbeitstage mehr als der jeweilige Vorjahresmonat. Diese Kalender-unregelmäßigkeiten führen dazu, dass sich die Arztbesuche der Patienten im Vorjahresvergleich verschieben. Zudem finden insbesondere für chronisch Kranke verstärkt zum Beginn eines Quartalsmonat oder vor Ferienbeginn Arztbesuche sowie damit einhergehend Arzneiverordnungen statt.
Quelle und Kontaktadresse:
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