Pressemitteilung | DWA - Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.

ATV-DVWK Arbeitsbericht: Hormone im Abwasser / Kläranlagen als Hormonemittenten?

(Hennef) - Mehr als 90 Prozent der hormonellen Belastung in Kläranlagenabläufen geht auf natürliche und synthetischen Hormone in menschlichen Ausscheidungen zurück. Effekte auf die Fortpflanzungs- bzw. Vermehrungsfähigkeit von aquatischen Lebensgemeinschaften sind wahrscheinlich. Dies stellte die Arbeitsgruppe “Endokrin wirksame Substanzen” der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (ATV-DVWK) in ihrem aktuell erschienenen Arbeitsbericht fest. Gleichzeitig werden jedoch Perspektiven für einen effizienteren Abbau der Hormone im Rahmen der Abwasserbehandlung eröffnet.

Kläranlagen als Hormonemittenten?

Seit einigen Jahren machen Hormone oder hormonähnlich wirkende Industriechemikalien in unseren Gewässern Schlagzeilen. Phänomene, wie z.B. Fische mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen waren Auslöser der Diskussion. Verantwortlich hierfür sind die so genannten endokrin wirksamen Substanzen, die Einfluss auf das Hormonsystem von aquatischen Organismen nehmen können, wenn sie in relevanten Konzentrationen im Gewässer vorkommen. Zahlreiche Forschungsvorhaben befassen sich seither mit der Herkunft der beobachteten endokrinen Effekte.

Seit 1999 befasst sich eine ATV-DVWK-Arbeitsgruppe damit, weltweit existierende Untersuchungsergebnisse auszuwerten. Ziel ist es, festzustellen, ob Hormone und bestimmte hormonähnlich wirkenden Industriechemikalien in relevanten Mengen über Kläranlagenabläufe und landwirtschaftlich ausgebrachten Klärschlamm in die Umwelt freigesetzt werden. Erste Ergebnisse der Arbeitsgruppe wurden nun in Form eines Arbeitsberichtes mit dem Titel “Endokrin wirksame Substanzen in Kläranlagen – Vorkommen, Verbleib und Wirkung” veröffentlicht.

Hauptbelastung durch natürliche Hormone und Kontrazeptiva

Aus den Ergebnissen der ATV-DVWK-Arbeitsgruppe wird deutlich, dass mehr als 90 Prozent der endokrinen Aktivität in Kläranlagenabläufen durch natürliche und synthetische Hormone verursacht werden, also aus menschlichen Ausscheidungen stammen. Auf Grund der gemessenen Ablaufwerte von Kläranlagen ist ein Einfluss auf aquatische Lebensgemeinschaften wahrscheinlich und konnte in einzelnen Fällen bereits nachgewiesen werden.

Dagegen scheinen Industriechemikalien in Kläranlagenabläufen im Hinblick auf eine hormonelle Wirkung weit weniger Bedeutung zu haben, da erheblich höhere Konzentrationen erforderlich sind.

Es zeigte sich aber auch, dass natürliche und synthetische Hormone mit einem höheren Wirkungsgrad im Rahmen der Abwasserbehandlung abgebaut werden als hormonähnlich wirkende Industriechemikalien. In Gegenwart von Sauerstoff werden natürliche Hormone schnell und vollständig in eine 100fach weniger wirksame Form umgesetzt. Als Abwasserbehandlungsverfahren eignen sich daher besonders belüftete Verfahren.

Arbeitsbericht kostenlos im Internet

Der komplette Bericht der ATV-DVWK-Arbeitsgruppe kann entweder unentgeldlich auf den Internetseiten der ATV-DVWK unter “Fachthemen/Arbeitsberichte” eingesehen werden oder zu einem Preis von 19 Euro bei der GFA bestellt werden. Zudem befindet sich im Internet unter www.atv-dvwk.de/Aktuelles/Pressemitteilungen eine Langfassung dieser Presseinformation.

Endokrin wirksame Substanzen in Kläranlagen - Vorkommen, Verbleib und Wirkung, ATV-DVWK - Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (Hrsg.), Hennef , August 2002, 51 Seiten, ISBN 3-936514-18-6, 19 Euro, Vertrieb: Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik (GFA), Postfach 11 65, 53758 Hennef, Telefon: 02242/872-120, Telefax: -100, E-Mail: vertrieb@gfa-verlag.de, Internet: www.gfa-verlag.de

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Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, ATV-DVWK, ist in Deutschland Sprecher für alle übergreifenden Wasserfragen und setzt sich intensiv für die Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen Wasserwirtschaft ein. Als politisch und wirtschaftlich unabhängige Organisation arbeitet sie fachlich auf den Gebieten Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall und Bodenschutz. In Europa ist die ATV-DVWK die mitgliederstärkste Vereinigung auf diesem Gebiet und nimmt durch ihre fachliche Kompetenz bezüglich Normung, Bildung und Information der Öffentlichkeit eine besondere Stellung ein. Die rund 16.000 Mitglieder repräsentieren die Fachleute und Führungskräfte aus Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros, Behörden und Unternehmen. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeiten liegt auf der Erarbeitung und Aktualisierung eines einheitlichen technischen Regelwerkes sowie der Mitarbeit bei der Aufstellung fachspezifischer Normen auf nationaler und internationaler Ebene. Hierzu gehören nicht nur die technisch-wissenschaftlichen Themen, sondern auch die wirtschaftlichen und rechtlichen Belange des Umwelt- und Gewässerschutzes.

Quelle und Kontaktadresse:
ATV-DVWK Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. Theodor-Heuss-Allee 17 53773 Hennef Telefon: 02242/872 0 Telefax: 02242/872 135

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