Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.

Auf dem Weg zu mehr Beschäftigung

(Bonn) - Statement von Hans Werner Busch zur derzeitigen Wirtschaftslage in der deutschen Metall- und Elektro-Industrie.

>Es gilt das gesprochene Wort<

In der deutschen Metall- und Elektro-Industrie herrscht zur Zeit eine komfortable konjunkturelle Konstellation: Die Produktion wächst kräftig, die Kapazitäten sind gut ausgelastet, die Auftragslage ist robust, die Gewinne erholen sich, die Beschäftigung strebt nach oben. Als Exportbranche Nummer Eins verdanken wir von all dem zweifellos einiges auch der Schwäche des Euro.

Wir würden aber unsere eigene Leistung weit unter Wert verkaufen, wenn wir der Wechselkurs-Entwicklung ein zu großes Gewicht beimessen würden. Denn nicht mehr als ein knappes Fünftel vom Gesamt-Export der M+E-Industrie sind für den Dollar-Raum bestimmt, bezogen auf unseren Gesamt-Umsatz macht das gerade einmal ein Zehntel aus.

Mit diesem schmalen Hebel ließe sich konjunkturell längst nicht so viel bewegen, wie wir momentan an Dynamik zeigen. Eine große Stütze der M+E-Konjunktur sind die Exporte in den Euro-Raum, also sozusagen ins Wechselkurs-Inland.

Hier profitieren wir vom Aufschwung in den meisten Nachbarländern deshalb stärker als andere, weil wir qualitativ erstklassige Produkte in einem differenzierten, passgenauen Sortiment zu erschwinglichen Preisen anbieten.

Letzteres zumindest ist auch ein Verdienst der Tarifpolitik.
Der Tarifabschluss vom Frühjahr war eine echte Stimulans für die Konjunktur, weil von den Lohnvereinbarungen weder ein Druck auf die Preise noch ein Druck auf die Gewinnmargen ausging.

Die stabilen Preise haben uns geholfen, uns gegen die Importkonkurrenz zu behaupten. Die besseren Gewinnmargen sorgten für eine steigende Investitionsnachfrage, die uns als wichtigste Technologie-Branche ganz zwangsläufig zugute kommen musste.

Durch den Tarifabschluss vom Frühjahr wurden aber nicht nur unsere Auftragsbücher und Kassen gefüllt. Wir haben als Tarifpartner auch eine Menge für Beschäftigung und Arbeitsmarkt getan.

In der Metall- und Elektro-Industrie haben wir per Saldo 3 ½ Millionen Arbeitsplätze erhalten – 3 ½ Millionen gut bezahlte Arbeitsplätze.
Das ist längst keine Selbstverständlichkeit, denn der industrielle Kern schmilzt in allen hochentwickelten Ländern ab.

Die Experten haben auch für unseren Bereich einen trendmäßigen mittelfristigen Verlust von jährlich 100.000 Arbeitsplätzen vorausgesagt.
Im Gegensatz zu dieser Prognose weist der Trend bei uns seit drei Jahren leicht, aber doch erkennbar nach oben - zur Zeit entstehen von Monat zu Monat 3.000 bis 4.000 neue M+E-Arbeitsplätze.

Diese Zahlen lassen sich bestimmt nicht bis in alle Ewigkeiten fortschreiben, aber sie zeigen eines ganz klar: Industrielle Arbeitsplätze können auch ohne staatliche Subventionen und gegen den weltweiten Trend erhalten und gesichert werden, wenn wir das Umfeld sorgfältig pflegen.

Funktionierende betriebliche Arbeitsbeziehungen und eine funktionierende Tarifpartnerschaft bilden einen Teil der notwendigen Pflege. Niemand hätte von der M+E-Industrie erwartet, dass sie den deutschen Arbeitsmarkt in einem nennenswerten Umfang entlasten könnte.

Doch die Zahl der arbeitslosen Metaller ist in den letzten drei Jahren um fast 150.000 gesunken. Unsere Unternehmen würden sogar noch mehr für die Beschäftigung tun können, wenn auf dem deutschen Arbeitsmarkt mehr Fachkräfte verfügbar wären.

Es gibt in den M+E-Berufen derzeit ungefähr ¼ Million offene Stellen, davon sind etwas über 80.000 direkt bei den Arbeitsämtern registriert.
Dass die Situation der M+E-Industrie in kaum eine Schablone passt, zeigen die Beschäftigungs-Daten: Im Westen schreiben wir 1 Prozent Plus, im Osten dagegen plus 4 Prozent.

Ich will aber nicht verschweigen, dass dieses erfreulich helle Bild der M+E-Industrie sich schon 2001 wieder eintrüben könnte. Denn es gibt einige belastende Momente, die ihre Wirkung erst nächstes Jahr in voller Stärke entfalten werden.

Ganz vorn stehen der Ölpreis und der Euro, die für unsere Branche von ihrem Gewicht her unmittelbar nicht die ganz große Rolle spielen.
Aber es handelt sich in beiden Fällen zweifellos um echte Stimmungs-Killer, die uns an strategischen Stellen gefährden. Zum einen drückt der Gesamteffekt aus hohem Ölpreis und niedrigem Eurokurs mittelbar auf die PKW-Nachfrage im für uns wichtigen Europäischen Binnenmarkt. Zum anderen registriert der Ifo-Test nun schon seit etlichen Monaten in unserer Branche und auch anderswo eine erkennbare klimatische Abkühlung.

Das macht uns insofern Sorgen, als die Investitionstätigkeit erfahrungsgemäß dem Geschäftsklima-Index folgt. In der neuen Prognose aus Kiel für 2001 wurden für die Ausrüstungsinvestitionen kleinere Plus-Werte eingestellt als dieses Jahr.

Der Euro-Wechselkurs wird 2001 unseren Export bestimmt nicht anschieben, wir rechnen da mit einer Normalisierung. Unter diesen Auspizien hat das DIW eine Abschwächung unseres Produktionswachstums von 5 bis 5,5 Prozent in diesem Jahr auf 3,5 Prozent im nächsten Jahr vorausgesagt.

Nach unserer eigenen Einschätzung könnten es aus heutiger Sicht 2000 sogar noch etwas mehr werden – in 2001 dagegen eher etwas weniger.
Das kann aber nichts daran ändern, dass wir 6 Monate nach dem Tarifabschluss eine sehr positive Zwischenbilanz ziehen: Die Tarifpartner der Metall- und Elektro-Industrie haben mit der Lohnvereinbarung vom Frühjahr die konjunkturelle Erholung gefördert.

Der im Sinne des Bündnisses für Arbeit von beiden Seiten angestrebte Beschäftigungseffekt hat sich mit 40.000 neuen Arbeitsplätzen binnen Jahresfrist erwartungsgemäß eingestellt. Dafür kann man sich ruhig einmal auch gegenseitig auf die Schulter klopfen.

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall) Volksgartenstr. 54 a, 50677 Köln Telefon: 0221/33990 Telefax: 0221/3399233

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