Pressemitteilung | Der Mittelstand. BVMW e.V. - Bundesverband mittelständische Wirtschaft Unternehmerverband Deutschlands - Bundeszentrale

Auffassungen des BVMW zur Zwangsarbeiterentschädigung

(Berlin) - In der Öffentlichkeit werden derzeit verstärkt Vorwürfe erhoben, der Mittelstand entziehe sich der Verpflichtung, durch rege Teilnahme an der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft an der Entschädigung von Zwangsarbeitern mitzuwirken.

Der Vorwurf ist nicht gerechtfertigt. Der BVMW als Interessenvertreter des Mittelstandes muss diesen Vorwurf zurückweisen.Ca. zwei Drittel der weit mehr als 4.000 Mitglieder der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft sind Unternehmen, die dem Mittelstand zuzuordnen sind. Darunter sind zahlreiche BVMW-Mitglieder. Von der Pizzeria aus Bremen bis zum Spirituosenhersteller in Niedersachsen, von der Apotheke in Wiesbaden bis zum kleinen Maschinenbauer aus der Region Köln. Was die Zahl der teilnehmenden Firmen betrifft, so wird die Stiftungsinitiative weit überwiegend vom Mittelstand getragen.


1. Warum hat sich der Mittelstand erst so spät beteiligt?

In der Öffentlichkeit wurde die Stiftungsinitiative - die sich erst einmal an die Großunternehmen wendete - zunächst nur als Einrichtung der Großindustrie wahrgenommen. Erst als aus der Großindustrie nicht genügend Mittel zusammenkamen, hat man auch öffentlich an den Mittelstand appelliert, sich der Stiftungsinitiative anzuschließen. Offenbar ging die Stiftungsinitiative davon aus, dass sich Unternehmen mit Marktinteressen vor allem in den USA Rechtssicherheit einhandeln könnten und dass sich der Mittelstand davon nicht in erster Linie betroffen fühlen würde.


2. Warum sind es dennoch nur mehrere Tausend Unternehmen, die Mitglied der Stiftung wurden?

Viele Unternehmer haben die Sorge, daß die finanziellen Mittel nicht ausschließlich den Opfern zu Gute kommen. Viele fürchten, dass zu viel für die US-Anwälte, für die Verwaltung, für die Finanzierung der Vorstandsmitglieder der Stiftung (ca. 250.000,--DM p.a. sind im Gespräch) oder für Symposien, Workshops und Kulturprogramme ausgegeben wird.


3. Wo liegen Mängel der Stiftungsinitiative?

Es werden keine Alternativen entwickelt und angeboten, wie Unternehmen konkret den Opfern und ihren Nachkommen helfen können. Viele Unternehmer kritisieren, dass die Stiftungsinitiative apodiktisch als einziger und alleiniger Weg dafür propagiert wird. Unternehmer fördern und helfen lieber unmittelbar und konkret und nicht über Umwege. Uns sind zahlreiche Beispiele von Unternehmerfamilien bekannt, die sich um direkte Hilfe bemühen. Sie unterstützen z.B. die Ausbildung der Nachkommen der Opfer oder überweisen regelmäßig Geld. Es gibt Unternehmerfamilien, die noch heute guten Kontakt zu den betroffenen Familien haben und wo die sogenannten Opfer glänzende Augen bekommen, wenn sie an die gute Zeit als Mitarbeiter eines deutschen Familienbetriebes denken.

Während ein Großteil der Zwangsarbeiter in großen Industriebetrieben eingesetzt wurden, die zum Teil für den Kriegsbedarf produzierten, hatten viele kleine Unternehmen eher die Aufgabe, die Versorgung der Bevölkerung mit Produkten des täglichen Bedarfs sicherzustellen. Weil die Söhne der meisten Familien Wehrmachtsdienst zu leisten hatten, wurden den Unternehmen Zwangsarbeiter zugewiesen. Hier gab es in der Regel ein gutes Verhältnis zwischen zugeteilten Mitarbeitern und der Unternehmerfamilie.

Es geht bei der Zwangsarbeiterproblematik um ein „deutsches“ und damit gesamtgesellschaftliches Problem – historisch und moralisch. Man kann nicht alles auf die Stiftungsinitiative delegieren und sich dann entlastet fühlen.

Jeder muß entscheiden, welchen Weg er geht. Den der Stiftungsinitiative oder einen anderen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband mittelständische Wirtschaft Unternehmerverband Deutschlands e.V. (BVMW) Mosse Palais - Leipziger Platz 15 10117 Berlin Telefon: 030/5332060 Telefax: 030/53320650

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