Pressemitteilung | ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.

Aus PISA lernen

(München) - Eine größere Autonomie der Schulen und externe Prüfungen bewirken ein hohes schulisches Qualitätsniveau, während kleinere Klassen und mehr Computer kaum Auswirkungen auf die Qualität haben. Gleichzeitig wird die Chancengleichheit durch eine bessere frühkindliche Bildung und eine spätere Mehrgliedrigkeit des Schulsystems erhöht. Zu diesen Ergebnissen gelangen umfangreiche Studien des ifo Instituts, die unter der Leitung von ifo-Bildungsexperte Ludger Wößmann Schüler-Individualdaten aller Länder des ersten PISA-Tests und ähnlicher internationaler Schülerleistungsvergleichstests wie IGLU, TIMSS und TIMSS-Repeat untersucht haben. Die jetzt vorgestellten Ergebnisse der zweiten PISA-Studie bescheinigen Deutschland erneut ein ähnlich schwaches Abschneiden: Die durchschnittliche Leistung liegt unter dem Durchschnitt der OECD-Länder, und die Leistungsstreuung gehört zu den größten der Welt.

Reformvorschläge, die lediglich mehr Ausgaben fordern, greifen zu kurz. "Zusätzliche Ausgaben im gegebenen Schulsystem dürften die Leistungen deutscher Schüler kaum verbessern", fasst Wößmann den zentralen Befund der ifo-Untersuchungen zusammen. Im Durchschnitt haben bessere Länder weder kleinere Schulklassen noch eine bessere Ausstattung der Schulen mit Computern, und sie geben nur unwesentlich mehr aus. Auch innerhalb Deutschlands schneiden Schüler in kleineren Klassen nicht besser ab. "Es muss vielmehr darum gehen, das Schulsystem institutionell so auszugestalten, dass alle Beteiligten Anreize zur Förderung der Schülerleistungen haben: Leistungsförderndes Verhalten wird belohnt und leistungshemmendes Verhalten sanktioniert", erklärt Wößmann weiter.

Die institutionelle Ausgestaltung des Schulsystems hat nach den ifo-Ergebnissen wichtige Einflüsse auf die Schülerleistungen. So schneiden Länder mit zentralen Abschlussprüfungen wie dem Zentralabitur wesentlich besser ab. Externe und vergleichbare Prüfungen informieren die Beteiligten über erzielte Leistungen und schaffen auf diese Weise Anreize zur Leistungsverbesserung.

Sobald externe Rechenschaft gegeben ist, ist es leistungsfördernd, wenn die Schulen Autonomie erhalten in Entscheidungsfeldern wie der Auswahl und Vergütung der Lehrer, der Budgetverwaltung innerhalb der Schule und Fragen wie der Auswahl passender Lehrbücher. Gerade im Personalmanagement wäre also im bürokratisch verwalteten deutschen System viel zu tun. Auch Wettbewerb durch privat geleitete Schulen hat sich als leistungsfördernd erwiesen. Wößmann bemerkt dazu: "Eine effiziente Bildungspolitik sollte Zentralprüfungen mit Schulautonomie verbinden, also Standards extern vorgeben und überprüfen, und es den Schulen überlassen, wie sie diese Standards erreichen wollen."

Der wichtigste Einflussfaktor auf die Schülerleistungen ist und bleibt auch nach den neuen PISA-Ergebnissen der familiäre Hintergrund - und das in Deutschland noch weit mehr als anderswo. Analysen internationaler Schülerleistungsvergleiche zeigen, dass die frühe Selektion in ein mehrgliedriges Schulsystem und ein mangelndes System der frühkindlichen Bildung zu einer Verstärkung des familiären Effektes und damit zu einer Verringerung der Chancengleichheit führen. Ein ausgeprägtes Vorschulsystem erhöht auch den Leistungsdurchschnitt eines Landes.

Quelle und Kontaktadresse:
ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Poschingerstr. 5, 81679 München Telefon: 089/92240, Telefax: 089/985369

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