Pressemitteilung | Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V. (BDA)

Ausbildung: Die Paktpartner geben anlässlich der Sitzung des Lenkungsausschusses Ausbildungspakt am 7. September folgende gemeinsame Einschätzung zur Situation auf dem Ausbildungsmarkt ab: Ausbildungspakt bis Jahresende wieder zum Erfolg führen

(Berlin) - Die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt zeigt, dass es jetzt entscheidend auf die Nachvermittlungsphase ankommt, damit wir unser gemeinsames Ziel wieder erreichen: Jedem ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen bis zum Jahresende ein Angebot auf Ausbildung zu machen.

Einiges erreicht, aber noch viel zu tun
Schon nach sechs Monaten Ausbildungspakt konnte 2004 eine positive Bilanz gezogen werden: Trotz eines Zuwachses an Bewerbern konnte jedem ausbildungswilligen und – fähigen Jugendlichen ein Angebot gemacht werden. Die Lehrstellenlücke konnte bis Jahresende deutlich stärker als im Vorjahr abgebaut werden. Es wurden trotz schwieriger Ausgangslage erstmals seit fünf Jahren wieder mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen. Alle Paktzusagen sind deutlich übertroffen worden.

Auch 2005 ist der Ausbildungspakt auf dem richtigen Weg, wenn auch noch viel zu tun bleibt, um diesen Erfolg des Vorjahres zu wiederholen. Noch signalisieren die Daten auf dem Ausbildungsmarkt eine differenziert zu bewertende Lage:

Laut Vermittlungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) wurden bis August 2005 9,6 Prozent weniger betriebliche Ausbildungsplätze als im Vorjahr gemeldet. Aktuell sind noch 195.000 Bewerber unvermittelt. Die Lehrstellenlücke ist mit -144.650 zur Zeit noch größer als im Vorjahr. Dabei ist allerdings zu bedenken: Gerade im August und September ist der Ausbildungsmarkt stark in Bewegung, so dass sich hier täglich eine Menge tut und die Lücke schnell kleiner wird. Viele unvermittelte Bewerber erhalten in diesem Zeitraum noch einen Ausbildungsplatz oder entscheiden sich auch für Alternativen, so dass erfahrungsgemäß allein zwischen August und September die Zahl der unvermittelten Bewerber um bis zu 80 Prozent abgebaut werden kann – mit einer entsprechend deutlichen Verkleinerung auch der Lehrstellenlücke. Zudem darf der Vorjahresvergleich nicht überbewertet werden, da der diesjährige Zähltermin der BA rund zwei Wochen vor den Terminen in den vergangenen Jahren liegt und damit viele Bewegungen auf dem Ausbildungsmarkt in den August-Zahlen keine Berücksichtigung mehr finden.

Daher und aufgrund intensiver Paktaktivitäten gehen wir davon aus, dass die Lehrstellenlücke bis Ende September in etwa auf dem Vorjahresniveau liegen und bis Jahresende weiter deutlich abgebaut werden wird.

In diese Richtung weist auch das positive Bild, das die Statistik der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Bereich der Industrie- und Handelskammern (IHKs) und im Handwerk vermittelt. So wurden bundesweit bei den IHKs bis Ende August 2 Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als 2004. Im Handwerk ist noch ein Rückgang von 3,8 Prozent zu verzeichnen – ein leichter Aufwärtstrend im Vergleich zum Vormonat. Beide Kammerbereiche, die erfahrungsgemäß rund 85 Prozent aller Ausbildungsverträge ausmachen, liegen zusammen leicht über dem guten Vorjahresniveau (+0,3 Prozent). Dabei zeigt insbesondere der Vergleich mit 2003 die positive Wirkung des Ausbildungspaktes: Verglichen mit 2003 weisen die bis Ende August neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Industrie- und Handel sowie Handwerk ein deutliches Plus von 3,4 Prozent auf.

Die Ausbildungsvertragszahlen der Kammern machen deutlich, dass die Vermittlungsstatistik der BA nicht das gesamte Ausbildungsengagement der Unternehmen widerspiegelt und dieses nicht in der Größenordnung rückläufig ist, wie die Entwicklung der gemeldeten Ausbildungsplätze suggeriert. So wurden auch im „Erfolgsjahr des Ausbildungspaktes“ 2004 deutlich mehr Ausbildungsverträge als im Vorjahr abgeschlossen, obwohl den Agenturen für Arbeit weniger Ausbildungsplätze gemeldet worden waren. Aufgrund der Paktaktivitäten mit speziellen Vermittlungsaktionen melden viele Unternehmen ihre Ausbildungsplätze nicht den Arbeitsagenturen, sondern besetzen sie direkt. Dies gilt auch für solche Ausbildungsplätze, die mit Jugendlichen besetzt werden, die im gleichen Betrieb eine Einstiegsqualifizierung gemacht haben.

Daher dürfen einzelne Zahlen nicht überbewertet werden, es bleibt die weitere Entwicklung in der Nachvermittlung und die Zahl der insgesamt abgeschlossenen Verträge 2005 abzuwarten.

Paktzusagen auf gutem Wege
Zu einer positiven Bilanz bis Jahresende werden wieder ganz erheblich die im Ausbildungspakt gemachten Zusagen beitragen. Ihre Erfüllung ist auch 2005 auf gutem Wege:

- Die Wirtschaft hat die Einwerbung von im Jahresdurchschnitt 30.000 neuen Ausbildungsplätzen zugesagt. Nach rund 60.000 neuen Ausbildungsplätzen 2004 sind bisher in 2005 bereits 39.800 neue Plätze eingeworben worden, 27.800 im IHK-Bereich und 12.000 im Handwerk.

- Zugesagt wurde darüber hinaus die Bereitstellung von 25.000 betrieblich durchgeführten Einstiegsqualifizierungen. Mit der Einwerbung dieser Plätze wird schwerpunktmäßig im Spätsommer begonnen, da die Vermittlung in duale Ausbildung entsprechend den Paktvereinbarungen Vorrang vor anderen Qualifizierungsangeboten hat.

- Die BA hat zugesagt, ihre ausbildungsfördernden Maßnahmen auf dem Niveau von 2003 fortzusetzen. In konkreten Zahlen bedeutet dies, dass im Bereich SGB III bis Ende Dezember 2005 rd. 113.000 Teilnehmerplätze in berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, 66.000 in außerbetrieblichen Ausbildungsmaßnahmen und 57.000 für ausbildungsbegleitende Hilfen von der BA bereitgestellt werden. Für diese Maßnahmen hat die BA 2004 insgesamt 1,74 Mrd. Euro aufgewendet. Hinzu kommen noch weitere außerbetriebliche Plätze und ausbildungsbegleitende Hilfen, die von den ARGEn und optierenden Kommunen im Zuständigkeitsbereich SGB II geschaffen werden.

- In der Bundesverwaltung konnte im vergangenen Jahr das Ausbildungsplatzangebot gegenüber 2003 stärker als die im Ausbildungspakt vereinbarten 20 Prozent gesteigert werden – mit Steigerungsraten von rd. 23 Prozent (mittelbare Bundesverwaltung) bzw. 37 Prozent (unmittelbare Bundesverwaltung). Die Bundesressorts werden im Interesse der Jugendlichen dieses deutlich ausgeweitete Ausbildungsplatzangebot auch in 2005 wieder erbringen und zum Teil weiter ausbauen.

- Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Finanzmittel für das Programm STARegio wie im Ausbildungspakt vereinbart um 50 Prozent von 25 Mio. Euro auf 37 Mio. Euro aufgestockt und in diesem Jahr die Ausschreibungen für die 4. und 5. Förderrunde durchgeführt. Ende Mai wurde zwischen der Bundesregierung und den Regierungen der neuen Länder die Neuauflage des Ausbildungsplatzprogramms Ost 2005 zur Förderung von 14.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen vereinbart.

- Auch die Modernisierung der Ausbildungsberufe wurde 2005 intensiv fortgesetzt. Zum 1. August 2005 gingen fünf neue und 18 modernisierte Ausbildungsberufe an den Start. Darunter sind auch vier zweijährige Ausbildungsberufe, die insbesondere auch Jugendlichen mit schlechteren Startchancen neue Ausbildungsmöglichkeiten eröffnen.

Intensives Engagement der Paktpartner geht mit Nachvermittlung weiter
Die erfolgreichen Erfahrungen insbesondere des letzten Jahres zeigen, wie wichtig das Engagement in der Nachvermittlung ist. Daher werden in den nächsten Monaten noch zahlreiche Aktivitäten folgen, um den noch unvermittelten Bewerbern Qualifizierungsangebote unterbreiten zu können. Dabei setzen wir den Schwerpunkt auf gezielte Vermittlungsaktivitäten für die noch unvermittelt gemeldeten Bewerber und die Einwerbung weiterer Ausbildungsplätze sowie Einstiegsqualifizierungen. Hierzu leisten die Paktpartner vielfältige Beiträge: Die Wirtschaft wird ihre Aktivitäten zur Mobilisierung von Ausbildungsplätzen und Einstiegsqualifizierungen fortsetzen und sich intensiv für die Vermittlung noch unversorgter Bewerber engagieren. Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) sowie Handwerkskammern leisten weiterhin mit einem breiten Spektrum von Aktivitäten zur Akquise von Ausbildungsplätzen einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Ausbildungssituation. In den kommenden Wochen werden sie zudem schwerpunktmäßig, zum Beispiel im Rahmen von Last-Minute-Börsen, darauf drängen, dass das vorhandene Ausbildungsangebot voll ausgeschöpft wird.

So gehen im Falle gelöster Ausbildungsverträge die IHKs und Handwerkskammern auf die Betriebe zu, um für eine rasche Neubesetzung zu werben. Die Arbeitgeber- und Fachverbände setzen sich weiterhin für die Schaffung von Ausbildungsplätzen und Einstiegsqualifizierungen durch ein vielfältiges Unterstützungsangebot (z.B. Organisation von Ausbildungsverbünden, gezielte organisatorische und ggf. finanzielle Unterstützung) ein und unterstützen die Vermittlung noch unversorgter Bewerber unter anderem durch gezielte Nachwuchswerbung.

Die Bundesagentur für Arbeit wird entsprechend der Paktzusage die Aktualisierung der Bewerbermeldungen und Stellenangebote über Call Center-Aktivitäten fortsetzen, um ihre Bemühungen auf tatsächlich noch nicht vermittelte Jugendliche und unbesetzte Stellen zu konzentrieren. Mit einer groß angelegten Werbekampagne (Fußballmotive) wirbt die BA gegenwärtig bei Arbeitgebern erneut um die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen, vor allem in stark nachgefragten Berufen („Deutschland braucht...“). Mit Abschluss der Sommerferien starten gemeinsam mit den Kammern die intensiven Nachvermittlungsbemühungen. Dabei wird bei Arbeitgeberkontakten verstärkt nachgefragt, ob Ausbildungsplätze durch Vertragslösungen wieder besetzt werden können und bisher nicht gemeldete Ausbildungsplätze, die beispielsweise auf Internetseiten angeboten werden, in die Vermittlung einbezogen werden können.

Im Rahmen der gemeinsamen Nachvermittlungsaktionen von Arbeitsagenturen und Kammern werden die noch unvermittelt gemeldeten Bewerber zu Ausbildungsbörsen eingeladen.
Bei Bedarf werden Kompetenzchecks durchgeführt, um die vorhandenen Kompetenzen und Potenziale festzustellen sowie ein Eignungsprofil der unversorgten Jugendlichen abzuleiten und dadurch neue Optionen zu eröffnen. Diese werden überwiegend vom Psychologischen Dienst der Arbeitsagenturen oder von freien Trägern durchgeführt; in einigen Ländern wurden in regionalen Pakten eigene Verfahren vereinbart. Die Jugendlichen sind aufgerufen, an den Nachvermittlungsaktionen teilzunehmen und die ihnen dort gemachten Angebote zu nutzen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird noch in diesem Jahr das neue Programm JOBSTARTER auflegen. Das Programm führt erfolgreiche Instrumente aus früheren Initiativen fort und ergänzt diese um innovative Themenschwerpunkte und Maßnahmen. Es wird mit einem Programmbudget von rund 100 Mio. Euro einen spürbaren Beitrag zur Sicherung des betrieblichen Ausbildungsangebotes und zur Verbesserung regionaler und sektoraler Ausbildungsstrukturen leisten.

Zahlreiche Angebote für unvermittelte Bewerber
Um allen noch unvermittelten Bewerbern ein Angebot machen zu können, setzen die Paktpartner in der Nachvermittlung zum Endspurt an. Das Engagement zur Mobilisierung von Ausbildungspotenzial geht weiter. Insbesondere gilt es in den nächsten Monaten, Angebot und Nachfrage effizient zusammenzubringen und alle Chancen zu nutzen. Das Angebot umfaßt derzeit noch knapp 51.000 unbesetzt gemeldete Ausbildungsplätze für das laufende Ausbildungsjahr. Hinzu kommt ein Großteil der 14.000 Plätze aus dem Bund-Länder-Sonderprogramm, die erst nach dem 30. September eingesetzt werden, sowie weitere nocheinsetzbare, öffentlich geförderte Ausbildungsplatzangebote. Zudem wird erfahrungsgemäß eine erhebliche Anzahl von Ausbildungsverträgen aufgrund von Doppelzusagen oder einer Entscheidung für andere Wege, zum Beispiel ein Studium, nicht angetreten. Wir appellieren dringend an die Jugendlichen, solche Ausbildungsplätze rechtzeitig freizugeben, und an die Betriebe, diese Plätze den Kammern oder Arbeitsagenturen zu melden und neu zu besetzen.

Daneben stehen die zugesagten 25.000 Einstiegsqualifizierungen zur Verfügung, deren Einwerbung gerade begonnen hat, um in der Nachvermittlung zum Einsatz zu kommen. Hier bieten sich, wie die Erfahrungen aus dem Jahr 2004 zeigen, gute Chancen für Jugendliche: Mehr als 17.000 Jugendliche haben 2004 eine Einstiegsqualifizierung begonnen – mit erfreulichen Aussichten auf eine Übernahme in Ausbildung. Zahlreiche Betriebe werden aufgrund guter Erfahrungen Teilnehmer in Ausbildung übernehmen. Daten aus Berlin und Brandenburg weisen auf eine Übernahmequote von rund 40 Prozent hin, in Nordrhein-Westfalen kann im Handwerk sogar mit Übernahmen von rund 70 Prozent gerechnet werden. Die Einstiegsqualifizierungen bewähren sich damit als Brücke in Ausbildung. Für Unternehmen sind sie ein gutes Instrument, einen Jugendlichen kennen zu lernen und seine Fähigkeiten in der Praxis zu testen – wenn die Datenlage, z.B. die Zeugnisse, eine erfolgreiche Ausbildung zunächst eher unwahrscheinlich erscheinen lässt. Unternehmen, die in den nächsten Monaten Einstiegsqualifizierungen anbieten möchten, finden vielfältige Unterstützungsangebote
bei den Kammern, Arbeitsagenturen und Verbänden. So haben ZDH und DIHK Modelle für Einstiegsqualifizierungen entwickelt, die von den Betrieben genutzt werden können. Im Handwerk stehen 123 Qualifizierungsbausteine in 21 ausbildungsstarken Handwerksberufen zur Verfügung. Für Industrie- und Handel sind 47 Einstiegsqualifizierungen für verschiedene Ausbildungsberufe erarbeitet worden.

Engagement vor Ort verdient Dank und Unterstützung
An dieser Stelle möchten wir denjenigen danken, die sich auch in diesem Jahr für die Ausbildung des Nachwuchses engagieren. Dies gilt zum einen für die Paktpartner vor Ort, deren Mobilisierungsgrad beeindruckend ist.

In zahllosen regionalen Initiativen engagieren sich die Vertreter der Paktpartner auf regionaler Ebene für mehr Ausbildung. Dies dokumentieren die zahlreichen, im Zusammenhang mit den nationalen Ausbildungspakt abgeschlossenen Länderpakte und -bündnisse, die 2005 fortgesetzt werden. Nur Dank diesem Engagement kann der nationale Pakt flächendeckend mit Leben gefüllt und erfolgreich umgesetzt werden.

Unser Dank gilt insbesondere den Betrieben, die beständig auf hohem Niveau ausbilden oder ihr Ausbildungsangebot ausgeweitet haben. Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft, die sich lohnt. Dennoch fällt vielen Unternehmen die Entscheidung für Ausbildung schwer, insbesondere solchen mit wenig oder gar keiner Ausbildungserfahrung. Wir appellieren an diese Betriebe, die vielfältigen Unterstützungsangebote anzunehmen. So tragen beispielsweise Verbände und Kammern sowie Programme von Bund und Ländern zur Organisation von Ausbildungsverbünden bei und erleichtern damit vielen Betrieben den Einstieg in Ausbildung. Kammern, Arbeitsagenturen und Verbände sind darüber hinaus ständige Ansprechpartner bei allen Fragen der Umsetzung von Ausbildung von ersten Informationen über Ausbildungsberufe, den erforderlichen betrieblichen Voraussetzungen bis hin zur Unterstützung bei der Vermittlung von Bewerbern.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V. (BDA) Breite Str. 29, 10178 Berlin Telefon: 030/20330, Telefax: 030/20331055

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