Pressemitteilung | Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) - Bundesvorstand

Ausbildungsleistung der Arbeitgeber / Note ungenügend

(Berlin) - Anlässlich der Zwischenbilanz des Ausbildungspakts von Bundesregierung und Wirtschaftsverbänden erklärte DGB-Vorstandsmitglied Ingrid Sehrbock am 03. Dezember in Berlin: "Die Erfolgsmeldungen der Wirtschaft zum Ausbildungspakt sind in Wahrheit Nebelkerzen, die einen Notstand verschleiern sollen. Wie schon seit Jahren haben die Unternehmen auch in diesem Jahr das Ziel, alle Schulabgänger innen und Schulabgänge in eine betriebliche Ausbildung zu bringen, weit verfehlt. Wieder drücken rund 200.000 Jugendliche gegen ihre ursprünglichen Absichten die Schulbank, absolvieren Praktika und warten vergeblich auf ihre Chance auf eine zukunftsfähige Berufsausbildung. Über dieses Versagen darf der geringfügige Anstieg der angebotenen Ausbildungsplätze nicht hinwegtäuschen: Die Gesamtbilanz bleibt negativ.

Damit stellen die Arbeitgeber das duale Ausbildungssystem weiter in Frage. Denn das Grundgesetz sichert allen Bürgerinnen und Bürgern die Freiheit der Berufswahl zu. Ausdrücklich soll sich der Staat aus dem Angebot von Ausbildungsplätzen heraushalten. Damit ist es die Aufgabe der Wirtschaft, ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.

So besteht in Deutschland ein akuter Notstand fort. Nicht nur, dass ein misslungener Einstieg in die Arbeitswelt Jugendliche gerade in einem Alter prägt, in dem sie Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein noch entwickeln. Auch die Wirtschaft tut sich durch ihre ungenügende Ausbildungsleistung einen Tort an: Gute Fachkräfte sind die Voraussetzung für eine innovative Volkswirtschaft, wenn Jahr für Jahr aber zehntausende Jugendliche keine Chance auf eine Lehrstelle haben, werden Unternehmen in der Zukunft massive Schwierigkeiten bekommen, ausreichend Fachkräfte zu finden. Allein seit dem Jahr 2000 wurden 100.000 Ausbildungspätze von den Unternehmen wegrationalisiert. Zwar haben sich in diesem Jahr etliche Betriebe für die Zukunft junger Menschen stark gemacht, insgesamt hat sich die Wirtschaft aber auch in diesem Jahr in punkto Arbeitslosigkeit die Note ungenügend verdient. Denn der Zuwachs an Lehrstellen in 2004 ist angesichts der Erosion der Ausbildungsstellen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das wird sich vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung noch bemerkbar machen.

Tatsache ist jedoch auch: der Verschiebebahnhof der finanziellen Lasten auf
Beitrags- und Steuerzahler wird zugunsten der Wirtschaft fortgesetzt. Bei allen rhetorischen Bekenntnissen zum dualen System der Berufsausbildung schreitet so die "schleichende Verstaatlichung" des Systems fort.

Für die Gewerkschaften ist klar: Nicht jeder Betrieb muss ausbilden, aber alle sollen sich an den Kosten der Ausbildung beteiligen. Um Betriebe zu motivieren, erstmals oder wieder auszubilden, sind Verbundausbildung und externes Ausbildungsmanagement weiter auszubauen. Das Programm der Bundesregierung "StaRegio" setzt an der richtigen Stelle an."

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin Telefon: 030/24060-0, Telefax: 030/24060324

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