"Ausbildungsplatz-Statistik ist geschönt" / Bildungsgewerkschaft zur Lehrstellenbilanz 2008/09: "Über 100.000 junge Menschen ohne betrieblichen Ausbildungsplatz"
(Frankfurt/Nürnberg) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat den Partnern des Ausbildungspakts vorgeworfen, "die Lehrstellenbilanz zu schönen". "Fakt ist: Auch im gerade zu Ende gegangenen Ausbildungsjahr haben über 100.000 junge Menschen keinen betrieblichen Ausbildungsplatz erhalten. Für Selbstlob der Ausbildungspakt-Partner gibt es überhaupt keinen Anlass. Rund 1,5 Millionen Menschen der 20- bis 29-jährigen haben keinen Berufsabschluss. Der Fachkräftemangel, den die Arbeitgeber ständig lautstark beklagen, ist selbst verschuldet", sagte GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne am Dienstag (13. Oktober 2009) mit Blick auf die Lehrstellenbilanz 2008/09.
Er wies darauf hin, dass die Ausbildungsmarktstatistik mittlerweile Teil des Problems sei. Junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben und in Warteschleifen geparkt werden, tauchten in der amtlichen Bilanz nicht mehr auf. Nur so sei es möglich, die Zahl unversorgter junger Menschen klein zu rechnen. "In aller Regel sind die Warteschleifen für junge Menschen kein Sprungbrett, um einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Hier werden Lebenszeit und Potenzial der nachwachsenden Generation vergeudet, weil sie in den Maßnahmen nicht die notwendigen Qualifikationen erwerben", unterstrich der GEW-Vorsitzende. Er forderte, dass das Duale System ergänzt werden müsse. Jungen Menschen sollten voll qualifizierende Ausbildungsgänge auch an anderen Lernorten wie beruflichen Schulen angeboten werden. "Der Staat muss in die Bresche springen, wenn die Wirtschaft ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, eine ausreichende Zahl betrieblicher Ausbildungsplätze bereitzustellen, nicht nachkommt", sagte Thöne.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Ulf Roedde, Pressesprecher
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main
Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201
(el)
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