Auslesesystem überwinden kein Kind darf scheitern
(Frankfurt am Main) - Der Individualität der Schüler Rechnung zu tragen und sich endlich vom Lernen im Gleichschritt zu verabschieden, hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gefordert. Das deutsche Schulsystem, das vom ersten Tag stark auf Auslese der Kinder setzt, ist überholt und kontraproduktiv. Es muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Individuelle Förderung statt Sitzenbleiben, rechtzeitige Unterstützung statt Abschieben auf eine andere Schulform, heißt das Gebot der Stunde. Kein Kind darf am Schulsystem scheitern, verlangte GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange heute mit Blick auf die Tagung Fördern - Fordern der Kultusministerkonferenz (KMK) in Bonn. Lehrerinnen und Lehrer müssen trainieren, mit den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, Fähigkeiten und Interessen der Schüler umzugehen. Dazu brauchen sie, beginnend mit der Ausbildung, pädagogisches Rüstzeug, entsprechende Rahmenbedingungen im Klassenzimmer und Zeit. Sie benötigen Unterstützung, zum Beispiel durch Sozialpädagogen und Schulpsychologen, sowie nach skandinavischem Vorbild - die Abkehr vom Auslesesystem durch die Schulpolitik. Die Ganztagsschule könne ein Baustein für diesen Perspektivenwechsel sein.
Bisher seien die Lehrkräfte vor allem darauf vorbereitet worden, mit Lerngruppen zu arbeiten, die vermeintlich den gleichen Stand von Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten haben. Dieses Konzept ist gescheitert. Es hat weder in der Spitze, noch in der Breite dazu geführt, dass deutsche Schüler im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gute Leistungen bringen, stellte Stange fest. Die Schulleistungsstudie PISA habe gezeigt, dass die Bundesrepublik im unteren Drittel der Tabelle rangiere. Spitze ist Deutschland nur bei der Abhängigkeit des Bildungserfolges vom Geldbeutel der Eltern und dem weiten Auseinanderklaffen der Leistungen der Schüler. Sozial Schwächere werden abgehängt, kritisierte die GEW-Chefin. Sie betonte, dass 25 Prozent eines Schülerjahrgangs ein hohes Risiko hätten, kein Bein auf den Arbeitsmarkt zu bekommen. Zehn Prozent der Jugendlichen verließen die Schule ohne Abschluss. Der mangelhafte Schulabschluss der jungen Menschen verschleudere Potenzial und bedeute hohe ökonomische Folgekosten für die Gesellschaft.
Schüler sind unterschiedlich und reich an Talenten. Wir müssen lernen, diese Kompetenzen und Voraussetzungen als Chance, als Bereicherung des Unterrichts zu nutzen. Leistungsgleiche Gruppen taugen für die Paukschule von gestern. Wissen flexibel anzuwenden, in der Diskussion zu prüfen und weiterzuentwickeln, lernen die Schüler nur unzureichend, sagte Stange.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt
Telefon: 069/78973-0, Telefax: 069/78973-201
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