Auswirkungen der Euro-Entwicklung auf die Elektrokonjunktur
(Frankfurt am Main) Die Frage nach den Auswirkungen der aktuellen Euroschwäche auf die Elektrokonjunktur ist ebenso nahe liegend wie schwierig zu beantworten. Schwierig zu beantworten, weil sowohl die Internationalisierung der einzelnen Märkte der Elektroindustrie als auch ihre Preisreagibilität ganz unterschiedlich entwickelt sind.
So ist der Halbleitermarkt ein überwiegend auf Dollarbasis funktionierender globaler und sehr preisreagibler Markt. Typische Markenartikler halten dagegen bei kurzfristigen Wechselkursschwankungen in der Tendenz ihre lokalen Preise stabil, um ihre jeweilige Marktposition längerfristig zu stabilisieren und zu entwickeln. Und schließlich gibt es Teilmärkte, bei denen auch weiterhin regionale Strukturen dominieren.
Vorteile hat die deutsche Elektroindustrie in der aktuellen Lage insbesondere dort, wo der Wettbewerb aus den USA und Japan stark ist, wie zum Beispiel in der Informationstechnik, bei den Bauelementen oder bei den Consumer Electronics. Hier begünstigen sowohl Preis- als auch Mengeneffekte die im Euroraum produzierenden Hersteller.
Aber es gibt auch Nachteile: So werden wichtige Vormaterialien wie Halbleiter oder Kunststoffe teurer. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in den Importzahlen, die seit Mitte letzten Jahres praktisch im Gleichschritt mit den Ausfuhren wachsen.
Aktuelle Schätzungen des ZVEI kommen zu dem Ergebnis, dass rund drei Prozent unserer aktuellen Wachstumsprognose für 2000 auf die Abschwächung des Euro seit der Jahreswende zurückzuführen sind. Noch deutlicher fällt dieser Einfluss aus, wenn wir die Entwicklung des Euro seit Mitte 1999 zu Grunde legen. Hierin sind einerseits Preiseffekte auf denjenigen Märkten enthalten, die in Dollar fakturieren. Andererseits enthält diese Zahl auch Mengeneffekte, die auf kurzfristig wettbewerbs- und damit umsatzwirksame Verschiebungen der Kostenpositionen zurückzuführen sind.
Diese Einschätzung wird auch durch die aktuelle Entwicklung des Produktionsindex unterstützt, der ja stärker die Entwicklung der preisbereinigten Produktion abbildet. Hier erwartet der ZVEI für dieses Jahr ein Plus von gut sechs Prozent.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass bei dem aktuellen Wechselkurs Deutschland im weltweiten Vergleich nicht mehr in seiner traditionellen Position eines typischen Hochkostenstandortes ist. Das gilt allerdings auch für unsere Wettbewerber in den anderen Staaten des Euroraums, die teilweise noch konsequenter die notwendigen strukturellen Reformen vorangetrieben haben. Aber auch in Deutschland können wir hier mit der Tarifrunde 2000/2001 und der Unternehmenssteuerreform erste Fortschritte verzeichnen.
Klar ist allerdings auch: Wir müssen die aktuell günstige Konjunkturlage nutzen, um die strukturellen Reformen weiter voranzutreiben. Hier dürfen wir nicht den Fehler der 80er und 90er Jahre wiederholen, in denen der Dollar ja auch zwischen 3,40 DM Ende der 80er Jahre und 1,38 DM im Frühjahr 1995 schwankte, die deutsche Politik aber die relativ günstigen konjunkturellen Phasen nicht hinreichend genutzt hat.
Auch bei einer moderaten Aufwertung des Euro erwartet der ZVEI allerdings keine nachhaltig negativen Auswirkungen auf die Elektrokonjunktur, selbst wenn damit die Umrechnungseffekte bei in Dollar abgeschlossenen Geschäften wegfallen.
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