Automation: Potenziale noch nicht ausgereizt / VDI-Studie: Unternehmen schöpfen Potenziale nicht aus / Ausschussquote mit automatisierter Prozesskontrolle um 30 Prozent niedriger / Automation stellt jeden vierten Arbeitsplatz in der Elektrotechnik
(Düsseldorf/Baden-Baden) - Zwei von drei Betrieben in Deutschland nutzen einzelne Automatisierungstechniken bislang nicht. Das ist das Ergebnis einer Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag des VDI, die der Ingenieurverein heute (16. Juni 2009) auf dem Kongress "AUTOMATION 2009" in Baden-Baden präsentierte. "Hier liegen beträchtliche unerschlossene Nutzerpotenziale", sagte Professor Gerald Gerlach, Vorsitzender der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik (GMA). "Viele Unternehmen verkennen das wirtschaftliche Potenzial von Automatisierungstechniken. Beispielsweise lassen sich Faktoren wie Arbeitsproduktivität und Termintreue deutlich erhöhen." So ist beispielsweise die Arbeitsproduktivität pro Mitarbeiter beim Einsatz von rechnergeführten Lager- und Materialfluss-Systemen mit 95.000 Euro um fast 20 Prozent höher als ohne (79.000 Euro). Doch nur 49 Prozent der Unternehmen nutzen diese Systeme.
Auch andere Automatisierungstechnologien werden industriell noch nicht umfassend genutzt. "Industrieroboter oder eine prozessintegrierte Qualitätskontrolle finden nach unserer Analyse nur in jedem dritten Unternehmen Anwendung", ergänzte Dr. Steffen Kinkel vom Fraunhofer ISI. "Dabei lassen sich gerade hier positive Zusammenhänge zu wirtschaftlichen Zielgrößen wie Termintreue, Ausschussquote und Arbeitsproduktivität nachweisen." Beispielsweise liefern Unternehmen, die Industrieroboter einsetzen, ihre Ware tendenziell termingerechter als Unternehmen, die keine Industrieroboter nutzen. Und mit einer prozessintegrierten Qualitätskontrolle geht eine um 30 Prozent geringere Ausschussquote einher. Untersucht wurden in der Studie 1.600 Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes.
Wie stark die Automatisierungsbranche ist, zeigte Gerlach noch anhand eines Thesenpapiers "Automation 2020". "2008 erwirtschaftete die Branche 35 Mrd. Euro Umsatz in Deutschland. Sie stellt jeden vierten Arbeitsplatz der Elektrotechnik", ergänzte er. "Doch den wenigsten ist bewusst, dass ohne Automation heutzutage wenig funktioniert. Ob im Fahrstuhl, in Fahrkartenautomaten oder in Heizungsanlagen: In allen Produkten steckt Automatisierungstechnik. Doch als "hidden technology" bleibt sie der Öffentlichkeit häufig verborgen." Das muss sich ändern: "Automation muss als Leitdisziplin der deutschen Industrie verstanden werden, denn die Branche wird künftig als Arbeitsplatzgeber weiter eine wichtige Rolle spielen" führte Gerlach fort. Sowohl im Maschinenbau als auch in der Fahrzeugtechnik sieht der VDI in nächsten Jahren die größten Anwendungsbereiche und damit Wachstumschancen am Standort Deutschland.
Mehr Informationen: www.vdi.de/studien.
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