Pressemitteilung | Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen e.V. (bad) - Bundesgeschäftsstelle

bad e. V. kritisiert Pläne von Niedersachsens Kassenärzten und Landesregierung für hausärztlich unterversorgte Regionen / Kassenverbände noch nicht von "Modell Niedersachsen" überzeugt / Examinierte Pflegefachkräfte besser als unerfahrene Arzthelferinnen für Modell Niedersachsen (MoNi) geeignet: Qualität und Kosten sprechen für ambulante Pflegedienste!

(Essen) - Mit Verwunderung hat der Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad e. V.) auf die Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) reagiert, in hausärztlich unterversorgten Regionen im Lande ärztliche Aufgaben, insbesondere behandlungspflegerische Leistungen an speziell fortgebildete medizinische Fachangestellte aus Arztpraxen (früher "Arzthelferinnen") zu delegieren. "Warum greift die KVN nicht auf die vorhandenen examinierten Pflegefachkräfte aus den vielen bestehenden ambulanten Pflegediensten zurück, um die Versorgungsprobleme in einzelnen Regionen zu lösen?" fragt sich Andrea Kapp, Geschäftsführerin Nord des bad e.V.. Schließlich zähle die so genannte Behandlungspflege (Verbandswechsel, Blutdruck- und Blutzuckermessungen, Medikamentengaben etc.) doch zu den ganz alltäglichen Kernaufgaben von examinierten Pflegefachkräften, die sie auf ärztliche Anordnung hin übernehmen.

Hintergrund: Da es insbesondere in den ländlich strukturierten Regionen Oberharz und Emsland, aber auch in den Landkreisen Gifhorn, Lüchow-Dannenberg und Soltau-Fallingbostel an Hausärzten mangelt, hatte die KVN im Oktober mit Unterstützung der niedersächsischen Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann der Landesregierung das Projekt MoNi vorgeschlagen. Danach sollen medizinische Fachangestellte aus Arztpraxen mit einem besonderen "niedrigschwelligen" Curriculum fortgebildet und konsequent in den unterversorgten Regionen von Ärzten delegierte Aufgaben übernehmen.

Im Gegensatz zu Mecklenburg-Vorpommern, wo auch examinierte, speziell geschulte Pflegefachkräfte in ärztlich unterversorgten Regionen selbstständig Behandlungspflege ausführen (Modell AGNES), brauche man in Niedersachsen aufgrund der insgesamt höheren Ärztedichte nur ein "niedrigschwelliges" Angebot, hatte die KVN argumentiert.

"Allerdings hat jener Runde Tisch von KVN und Landesregierung im Oktober die Chance völlig ignoriert, einfach examinierte erfahrene Pflegefachkräfte aus bestehenden ambulanten Pflegediensten in hausärztlich unterversorgten Regionen einzusetzen," bemängelt die bad-Geschäftsführerin Nord, Andrea Kapp.

Auch bei Niedersachsens Kassenverbänden scheinen Zweifel aufgekommen zu sein: Nach Recherchen des bad e. V. haben sie sich bislang mit der KVN noch nicht auf den Umfang der delegierbaren hausärztlichen Leistungen, auf die Qualitätsanforderungen an die medizinischen Fachangestellten, auf die Modellregionen sowie den Kostenumfang des "Modells Niedersachsen" einigen können.

Dazu Andrea Kapp: "Examinierte erfahrene Pflegefachkräfte einzusetzen, wäre für die Krankenkassen kurz- und langfristig mit Sicherheit billiger und qualitativ verlässlicher, als medizinische Fachangestellte erst einmal schnell fortzubilden und dann noch als Neulinge in der Behandlungspflege einzusetzen." Niedrigschwellig zu arbeiten, wie von der KVN geplant, berge doch immer auch hohe Risiken für die hochwertige, von Hausärzten verantwortete Patientenversorgung. Folgekosten bei Pannen in der Behandlungspflege müssten die Krankenkassen dann fürchten.

Nach den Vorstellungen der KVN soll der zweijährige Modellversuch MoNi laut deren Sprecher Detlef Haffke möglichst ab April 2010 in den Modellregionen Oberharz, Emsland, Gifhorn, Lüchow-Dannenberg und Soltau-Fallingbostel anlaufen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen e.V. (bad) Pressestelle Annastr. 58-64, 45130 Essen Telefon: (0201) 354001, Telefax: (0201) 357980

(mk)

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