Bayer-Betriebsrat und IGBCE lehnen geplante Standortschließung in Frankfurt ab
(Hannover) - Der Gesamtbetriebsrat (GBR) der Bayer AG und die Chemie-Gewerkschaft IGBCE stellen sich gegen die geplante Schließung des Standorts Frankfurt am Main im Zuge der Neuaufstellung der Agrarsparte „Crop Science“. Die GBR-Vorsitzende Heike Hausfeld macht deutlich: „Wir werden den Standort nicht aufgeben und kämpfen für die Rechte der Kolleginnen und Kollegen.“
Aus Sicht des GBR steht die Schließung, sowie weitere Maßnahmen, die Personalreduzierungen an den deutschen CropScience-Standorten beinhalten, zentralen sozialpartnerschaftlichen Vereinbarungen aus dem gemeinsam verabschiedeten Zukunftskonzept entgegen. Darin hatten sich Geschäftsleitung und Arbeitnehmerseite ausdrücklich dazu bekannt, den Heimatstandort Deutschland zu stärken.
Auch die Chemie-Gewerkschaft IGBCE kritisiert die Maßnahmen. Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands, erklärt: „Diese Schließungspläne sind eine Zäsur in der 162-jährigen Konzerngeschichte und stehen im Widerspruch zum erklärten Bayer-Bekenntnis zum Heimatstandort Deutschland. Hier soll ein moderner, zukunftsfähiger Standort abgewickelt werden – und das, obwohl er gerade erst bedeutende Aufträge akquiriert hat und mit seinen Forschungsergebnissen maßgeblich zum nachhaltigen Unternehmenserfolg beiträgt. Das ist inakzeptabel.“ Grioli fordert die Unternehmensführung auf, Verantwortung zu übernehmen: „Es braucht tragfähige, gemeinsame Lösungen mit den Arbeitnehmervertretungen.“ Das Team in Frankfurt habe in den vergangenen Jahren genau die wissenschaftlichen Fortschritte erbracht, die jetzt gebraucht werden. Innovationen made in Germany seien wesentlich für den weltweiten Erfolg des Unternehmens.
Gemeinsam fordern Gesamtbetriebsrat und IGBCE:
• Kritische Prüfung von Alternativen zur Schließung des Standorts Frankfurt am Main
• Transparente Bewertung der Standortpotenziale in Deutschland – verbunden mit einer langfristigen und verlässlichen Beschäftigungsperspektive
„Bayer befindet sich in einer schwierigen Lage. Uns ist bewusst, dass herausfordernde Zeiten besondere Maßnahmen erfordern. In den letzten Jahren erleben wir jedoch einen Zustand des permanenten Ausnahmezustands: Auf eine Umstrukturierung folgt die nächste – begleitet von Personalabbau und wachsender Unruhe. Die Veränderungszyklen werden immer kürzer, viele Kolleginnen und Kollegen sind längst an ihrer Belastungsgrenze angekommen. Ihnen fehlt es an Zeit, um in den neuen Strukturen anzukommen und sich auf das Gelingen der laufenden Transformation zu konzentrieren“, so Hausfeld. „Unsere Beschäftigten wollen die Zukunft aktiv mitgestalten. Entscheidungen wie diese gefährden deswegen die Gestaltungskompetenz, die der Konzern gerade in diesen wirtschaftlich und geopolitisch schweren Zeiten braucht.“
Historischer Einschnitt
Die Schließung wäre ein Novum in der Unternehmensgeschichte – erstmals würde ein deutscher Standort aufgegeben. In der Vergangenheit habe der GBR den notwendigen Wandel sozialpartnerschaftlich und aktiv mitgestaltet. Das gemeinsame „Zukunftskonzept Deutschland“, das Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter vor wenigen Jahren verabschiedeten, sollte die Grundlage für nachhaltiges Beschäftigungswachstum bilden. Doch die Ziele sind aus dem Blick geraten – und das werden wir nicht zulassen“, so Hausfeld. „Ein Bekenntnis zum Standort Deutschland bleibt wertlos, wenn ihm keine Taten folgen“, so Hausfeld.
Quelle und Kontaktadresse:
IG BCE - Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie - Bundesgeschäftsstelle, Lars Ruzic, Pressesprecher(in), Königsworther Platz 6, 30167 Hannover, Telefon: 0511 7631-0