Bayerns Naturerbe in schlechten Händen / DNR-Präsident Weinzierl kritisiert "Überflieger-Mentalität" von Ministerpräsident Beckstein beim Nationalpark Bayerischer Wald
(Bonn) - Scharfe Kritik vonseiten des Naturschutzes muss derzeit der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein einstecken. "Je näher der Termin für die Landtagswahl heranrückt, desto populistischer werden die Auftritte des Landesvaters - zugunsten potenzieller Wählerstimmen und zuungunsten einer Politik mit Perspektive," fürchtet der Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Hubert Weinzierl. Er gehört zu den Gründungsvätern des Nationalparks Bayerischer Wald, des ersten Nationalparks in Deutschland überhaupt. Umso empfindlicher hat er deshalb auf Aussagen des Ministerpräsidenten zur Zukunft des größten bilateralen Waldschutzgebiets Mitteleuropas reagiert.
Beckstein hatte nach einem Hubschrauberflug über den Nationalpark von einer forstlichen Entwicklung gesprochen, "wie ich sie sehr bedauere", so der Ministerpräsident. In seiner Replik erinnert Weinzierl daran, dass es Becksteins Vorgänger waren, die - zum Teil gegen heftigen punktuellen Widerstand - den Bayerischen Wald als Naturerbe für zukünftige Generationen bewahrt hätten. Das Ergebnis dieser Anstrengungen sei ein international anerkanntes Erfolgsprojekt des Naturschutzes und des Tourismus.
"Gerade hat der bayerische Umweltminister Otmar Bernhard eine Studie vorgestellt, die den Nationalpark als Wirtschaftsfaktor und Jobmotor einer ansonsten sehr strukturschwachen Region ausmacht. Da kommt der Wahlkämpfer Beckstein und spricht von einer Einrichtung gegen die Interessen der Menschen", kritisiert der DNR-Präsident. Damit falle er seinem Ressortminister und seinen Vorgängern als Landesvater gleichermaßen in den Rücken, so Weinzierl. "Bayerns Nationalparke", führt er aus, "bilden heute ein Stück unserer Kultur und Identität - so wichtig wie die Residenzen in München und Würzburg oder auch Schloss Schwanstein." Darüber hinaus seien sie Trittsteine im weltweiten Netzwerk des Lebens, zu dessen Erhalt sich die Weltfamilien in internationalen Konventionen verpflichtet hätten. "Das ist kein Thema für einen Landtagswahlkampf!", mahnt der DNR-Präsident.
Nach Ansicht des Naturschützers und Forstexperten ist es nicht möglich, ökologische Vorgänge, wie sie derzeit im Bayerischen Wald ablaufen, "in einer Art Überflieger-Mentalität" vom Hubschrauber aus zu beurteilen. Der DNR-Präsident will den Ministerpräsidenten deshalb zu einer Wanderung mitten hinein in den "bayerischen Urwald" einladen. "Dort wird sich herausstellen, dass unter dem Totholz längst der Wald der Zukunft wächst", zeigt sich Weinzierl überzeugt.
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