BEE-Statement: Kohleausstieg neu bewerten
(Berlin) - Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie, plädiert vor der Anhörung zum Kohleausstieg für eine Neubewertung: "Die COVID-19-Krise hat die Energiewirtschaft stark verändert. Steinkohlekraftwerke stehen still, Braunkohle ist nur noch mit wenigen Kraftwerksblöcken am Netz. Gaskraftwerke sind vital in den Erzeugungspool zurückgekehrt und ergänzen die günstigen fluktuierenden Erneuerbaren Energien Photovoltaik und Windenergie, die zur tragenden Säule der Stromerzeugung geworden sind. Davor kann man nicht einfach die Augen verschließen. Jetzt gilt es, die Situation am Strommarkt ehrlich zu bewerten und die klima- wie energiepolitisch richtigen Maßnahmen mutig anzupacken.
Das Zeitalter der Kohleverstromung ist vorbei. Wir dürfen nicht zulassen, dass es nach der COVID-19 -Krise noch einmal kurz aufflackert. Die starre fossile Restlast ist fast vollständig abgeschaltet. Niemand kann ein Interesse daran haben, diese marktwirtschaftlich getriebene Entwicklung zu revidieren. Es braucht deshalb dezentrale, flexible Kapazitäten, die die weiter auszubauenden fluktuierenden Erneuerbaren Sonne und Wind flankieren. Als grünes Back-up zur CO2-freien Energieerzeugung dienen Bioenergie und - vorübergehend - Erdgas-betriebene KWK-Anlagen und Gaskraftwerke, die zunehmend durch CO2-neutrale und CO2-freie Optionen ersetzt werden. Allein der bestehende Biogasanlagenpark kann, wenn er auf eine flexible Fahrweise umgerüstet wird, so viel Leistung bereitstellen wie bis zu 60 Gaskraftwerksblöcke. Ausreichend ausgebaute Stromnetze garantieren einen effizienten Ausgleich der dezentralen Erzeugung. Und auch die Nachfragesteuerung (Lastmanagement) und perspektivisch Speicher- und Power-to-X-Anlagen sind notwendig, um Last und Erzeugung zeitlich aufeinander abzustimmen.
Hier muss die Bundesregierung ansetzen. Ein gut abgestimmtes Sicherheitsnetz aus kleinen regelbaren, flexiblen Kraftwerken ist der Schlüssel, um die Energiewende weiter nach vorn zu treiben. Hierüber statt über neue Verzögerungen beim endgültigen Abschalten nicht notwendiger Kohlemeiler sollten wir jetzt sprechen."
Als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Deutschland bündelt der BEE die Interessen von 55 Verbänden und Unternehmen aus den Branchen der Wind-, Bio- und Solarenergie sowie der Geothermie und Wasserkraft. Wir vertreten auf diese Weise 30 000 Einzelmitglieder, darunter mehr als 5 000 Unternehmen, 316 000 Arbeitsplätze und mehr als 3 Millionen Kraftwerksbetreiber. Unser Ziel: 100 Prozent Erneuerbare Energie in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr.
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