Berufliche Ausbildung muss über die Krisenphase hinweg weiter stattfinden
(Berlin) - Am 26.05.2020 haben die Spitzen der Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt analysiert und im Rahmen einer gemeinsamen Erklärung Maßnahmen vereinbart, um Auszubildende und Betriebe vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie gleichermaßen zu unterstützen. Dazu erklärt Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH):
"Das Handwerk setzt auch in dieser schwierigen Krisensituation auf Fachkräftesicherung durch eigene Ausbildung. Mit Blick auf das Ausbildungsjahr 20/21 muss vor dem Hintergrund einer großen Verunsicherung bei Unternehmen wie potenziellen Auszubildenden jetzt gehandelt werden, damit es nicht zu coronabedingten Verwerfungen auf dem Ausbildungsmarkt kommt. Nach einer Umfrage im April unter Handwerksbetrieben beabsichtigen zwar rund 42 Prozent der befragten Betriebe, ihr Ausbildungsengagement auf gleichem oder höherem Niveau fortzusetzen. Allerdings sagen aber auch 25 Prozent der befragten Betriebe, dass sie im Herbst weniger Ausbildungsplätze anbieten wollen.
Um die Verunsicherung der Ausbildungsbetriebe zu minimieren und eine Entscheidung zugunsten von betrieblichen Ausbildungsangeboten zu stimulieren, hat die Allianz für Aus- und Weiterbildung mit ihrem Treffen einen positiven Impuls gesetzt. Es ist zu hoffen, dass mit den verabredeten Maßnahmen dazu beigetragen werden kann, das Ausbildungsengagement von Unternehmen und Handwerksbetrieben zu stabilisieren.
Aktuell müssen wir jetzt zeitnah das Matching am Ausbildungsmarkt in den Fokus nehmen. Die Allianzpartner setzen sich deshalb dafür ein, dass die Berufsorientierungsmaßnahmen in den Schulen möglichst zeitnah in Abstimmung mit den Partnern vor Ort und ergänzend in digitalen Formaten nachgeholt werden. Denn aufgrund der Schulschließungen und Kontakteinschränkungen sind Berufsorientierungsmaßnahmen und Ausbildungsmessen ausgefallen. Damit fehlen Schulabsolventinnen und -absolventen entscheidende Kenntnisse des Angebots an Ausbildungsberufen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Kontakt zwischen Betrieben und Bewerbern deutlich eingeschränkt ist, Schulpraktika abgesagt wurden. Deshalb ist es zentral, dass die Berufsorientierungsmaßnahmen nachgeholt und der Kontakt der Betriebe zu den Schülerinnen und Schülern der Abschlussjahrgänge ermöglicht werden. Dabei sollte es einen Mix aus Präsenzterminen in Kleingruppen und virtuellen Angeboten geben. Die Kammern und Verbände des Handwerks sind hier bereits mit Webinaren, WhatsApp-Sprechstunden und der Digitalisierung ihrer Beratungs- und Informationsangebote aktiv.
Ein richtiges Zeichen, das zugleich motivierend und stabilisierend wirken dürfte, ist es, dass Betriebe, die Auszubildende aus insolventen Betrieben in ein Ausbildungsverhältnis übernehmen, befristet bis Ende 2020 eine Übernahmeprämie erhalten sollen. Sofern sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt verschärfen sollte, ist ein befristetes Programm geplant, das Betrieben die Möglichkeit bietet, Teile der Ausbildung an überbetriebliche Bildungsstätten zu übertragen. Ziel ist eine möglichst schnelle Fortsetzung der Ausbildung im Ausbildungsbetrieb.
Es ist gut, dass sich die Allianzpartner darauf verständigt haben, die Auswirkungen der Pandemie auf den Ausbildungsmarkt weiter genau im Auge zu behalten und die vereinbarten Maßnahmen bedarfsgerecht weiter zu entwickeln. Damit die Ausbildungskette nicht reißt und Betriebe auch in der Zukunft in der Lage sind, Ausbildung zu stemmen, ist es aus Sicht des Handwerks notwendig, dass Ausbildung insgesamt dringend eine Entlastung erfährt. Insofern ist positiv zu werten, dass die Bundesregierung in der Folge des Allianztreffens prüft, wie klein- und mittelständische Ausbildungsbetriebe, die durch die Corona-Pandemie in direkter oder indirekter Form in besonderem Maße durch außergewöhnliche Umsatzeinbußen wirtschaftlich betroffen sind und trotz der schwierigen Situation an ihrer Ausbildungsleistung festhalten, in geeigneter Weise unterstützt bzw. entlastet werden können - beispielsweise auch durch einen Ausbildungszuschuss."
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