Beschäftigung über den Erwartungen
(Köln) - Die deutsche Metall- und Elektro-Industrie hat sich in den letzten Monaten zu einer Job-Maschine entwickelt. Entgegen vieler Prognosen trägt die Branche mehr als andere zum Abbau der Arbeitslosigkeit bei. Die Folge: Der Mangel an Fachkräften wird größer.
Vorurteile haben die Angewohnheit, recht hartnäckig zu sein auch dann, wenn sie von der Realität längst überholt wurden. Beispiel Beschäftigung: Hier wird in der Öffentlichkeit vielfach die Ansicht vertreten, zwischen Industrie und Gewerkschaften herrsche eine seltene Einigkeit darüber, dass der Job-Pakt im Bündnis für Arbeit die erhofften Arbeitplätze bisher nicht gebracht habe.
Geschürt wird diese Meinung durch Äußerungen wie etwa von Jürgen Peters, 2. Vorsitzender der Industriegewerkschaft Metall. Der wird nicht müde, öffentlich zu fragen, "wo bleiben jetzt die Jobs"? Dabei müsste er sich diese Frage längst selbst beantworten können, denn die Zahlen sind auf dem Tisch und liegen bei der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) weit über den Erwartungen.
So beschäftigte die M+E-Industrie im Oktober 2000 58.000 mehr Mitarbeiter als im Oktober 1999, und rund 125.000 mehr als in der sogenannten Optimismus-Variante einer gemeinsamen Prognose von Arbeitgebern und Gewerkschaften aus dem gleichen Jahr. Streng genommen war der Zuwachs sogar noch größer. So wurden etwa Leiharbeiter nicht erfasst und circa 5.000 ausgegliederte IT-Arbeitsplätze fielen aus der Statistik heraus. Insgesamt verzeichnet die M+E-Industrie seit Mitte 1997 rund 107.000 Neueinstellungen und weitere 50.000 Stellen in den Zulieferbereichen.
Das ist keine Selbstverständlichkeit, wie ein Vergleich mit den anderen Industrienationen zeigt. Der industrielle Kern, so lässt sich nämlich in allen hochentwickelten Ländern verfolgen, schmilzt unablässig.
So sagen Wirtschafts-Experten seit geraumer Zeit auch für die deutsche Metall- und Elektro-Industrie im Rahmen des allgemeinen Strukturwandels trendmäßig einen mittelfristigen Verlust von jährlich 100.000 Arbeitsplätzen voraus. "Im Gegensatz zu dieser Prognose", so Hans Werner Busch, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, "weist der augenblickliche Trend in der M+E-Industrie spiegelbildlich nach oben."
Die Ursachen sind vielfältig und liegen zum einen sicherlich bei der starken Stellung von deutschen M+E-Produk-ten auf den Weltmärkten. Als ein weiterer entscheidender Faktor ist die Tarifpolitik hinzugekommen. Nach Jahren mit viel zu hohen Abschlüssen, die auch zum Abbau von Arbeitsplätzen geführt haben, "war der Tarifabschluss 2000/2001 eine echte Stimulans für Konjunktur und Beschäftigung" (Busch).
"Durch den Tarifabschluss wurde nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen gestärkt", so Busch, "wir konnten als Tarifpartner auch eine Menge für die Beschäftigung und den Arbeitsmarkt tun." Und die Unternehmen der M+E-Industrie würden gerne noch mehr für die Beschäftigung tun, wenn auf dem Arbeitsmarkt mehr Fachkräfte verfügbar wären.
So ist die Zahl der arbeitslosen Metaller in den letzten drei Jahren um fast 160.000 gesunken. Mit 13,6 Prozent war der Rückgang der Arbeitslosigkeit in der M+E-Branche in den letzten 12 Monaten doppelt so stark wie in der übrigen Wirtschaft. Erstmals seit 1991 liegt die Arbeitslosenzahl in den M+E-Berufen wieder unter 400.000. Im November waren es 398.800, das sind 63.400 weniger als vor Jahresfrist. Längst suchen viele Betriebe händeringend nach Facharbeitern. Der Mangel an ausgebildeten Kräften wird für manche Unternehmen bereits zu einem echten Problem. Und auch angebotene Ausbildungsplätze bleiben häufig unbesetzt.
In den M+E-Berufen gibt es derzeit bundesweit etwa 240.000 offene Stelle, mehr als 78.400 sind direkt bei den Arbeitsämtern registriert. Das hat Auswirkungen. So konnten rund neun Prozent der im ifo-Konjunkturtest vertretenen M+E-Unternehmen (hochgerechnet rund 2.000 Unternehmen) im Oktober ihre Produktion wegen fehlender Facharbeiter nicht voll ausfahren. "Dies ist", so Busch, "die gravierendste Form des Arbeitskräftemangels."
Innerhalb der letzten neun Monate hat sich die Zahl der betroffenen Firmen vervierfacht. Vor allem Facharbeiter, Techniker und Ingenieure sind knapp geworden. Gäbe es die gesuchten Arbeitskräfte, würde die Beschäftigungszahl wesentlich stärker steigen. "Denn die Jobs", so Busch, "sind da."
Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall)
Volksgartenstr. 54 a
50677 Köln
Telefon: 0221/33990
Telefax: 0221/3399233
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