Beschluss der Agrarministerkonferenz zur Legehennenhaltung: Fortschritt oder Mogelpackung?
(Hamburg) Am Freitag 26.04.2004 haben sich Bund und Länder auf einen Kompromiss beim Streit um die Legehennenhaltung geeinigt. Danach entsprechen ausgestaltete Käfige nicht den Vorgaben des Tierschutzes. Stattdessen sollen sogenannte Kleinvolieren entwickelt werden. Nach Einschätzung der internationalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN verfolgt der Beschluss vor allem ein Ziel: Es musste ein politischer Kompromiss gefunden werden, der es allen Beteiligten ermöglicht, das Gesicht zu wahren. Da der Begriff Kleinvoliere nicht näher definiert wurde, bleibt unklar ob er auch dem Schutz der Legehennen dienen wird.
Politische Entscheidungsträger zeigten sich allseits zufrieden mit dem Kompromiss beim Streit um die Käfighaltung. Positiv scheint, dass eine Verschiebung des Käfigverbotes nun nicht mehr zur Diskussion steht. Aus Tierschutzsicht kann das Ergebnis aber noch nicht abschließend bewertet werden. Falls mit dem Beschluss lediglich die vorgeschriebene Mindesthöhe von zwei Metern aufgeweicht und leicht modifizierte Käfigsysteme salonfähig gemacht werden sollen, würde es sich sogar um einen fatalen Rückschritt handeln, sagt Thomas Pietsch, Nutztier-Kampaigner bei VIER PFOTEN.
Auch erscheint es praxisfern, bis zum Verbot der Käfighaltung ab 2007 ein gänzlich neues Haltungssystem entwickeln zu wollen und dieses den Hühnerhaltern als Alternative schmackhaft zu machen, kommentiert Pietsch den Beschluss. Zudem dürfte ein neuer Käfigtyp, der den Legehennen deutlich mehr Platz bietet, ökonomisch kaum konkurrenzfähig sein. Denn schon heute lassen sich in bestehenden Volierenställen Eier zu vergleichbaren Preisen wie in ausgestalteten Käfigen erzeugen. Die Hühnerhalter sind deshalb gut beraten, von Anfang an auf alternative Haltungssysteme zu setzen und sich nicht auf kostspielige Umwege einzulassen.
Die konsequente Weiterentwicklung bestehender Volierenhaltungen hingegen ist aus Sicht des Tierschutzes sinnvoll. Die heutigen Volierensysteme ermöglichen den Tieren zwar freie Bewegung, als problematisch haben sich hier aber vor allem die zu großen Gruppen von nicht selten mehreren zehntausend Hennen pro Stall erwiesen. Wenn der Begriff Kleinvoliere darauf abzielt, ein vergleichbares System für kleinere Hühnerherden von wenigen hundert Tieren pro Stallabteil zu entwickeln, kann dies einen Fortschritt für den Tierschutz bedeuten, so Pietsch abschließend. Eine wirklich verhaltensgerechte Hühnerhaltung lässt sich nach Überzeugung von VIER PFOTEN nur im Freiland realisieren.
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