Betriebskrankenkassen fordern mehr Veränderungswillen in der Pflege
(Berlin) - Zum heutigen Auftakt der Bund-Länder-Arbeitsgruppe Pflege fordern die Betriebskrankenkassen mutige Ideen und zukunftsweisende Beschlüsse. „Die Zeit drängt. Es braucht jetzt handfeste Lösungen und den politischen Willen zur Veränderung in der Pflege. Ich warne ausdrücklich davor, dass sich die Arbeitsgruppe in einem Bund-Länder-Ping-Pong aufgrund unterschiedlich gelagerter finanzieller Interessen verliert. Für uns bleibt zudem unverständlich, warum in der Arbeitsgruppe die Expertise der Pflegekassen nicht genutzt wird. Das ist eine vertane Chance auf dem Weg zu einer besseren pflegerischen Versorgung“, sagt Anne-Kathrin Klemm, Vorständin des BKK Dachverbandes.
„Die soziale Pflegeversicherung (SPV) lebt seit Jahren von der Hand in den Mund“, so Klemm. „Trotz zweier Beitragserhöhungen steuern wir bereits Ende 2025 auf ein Defizit von einer halben Milliarde Euro zu. Das jüngst mit dem Bundeshaushalt beschlossene Darlehen wird hier leider keine Abhilfe schaffen. Damit wird die Galgenfrist lediglich weiter aufgeschoben.“
Stillstand bedeutet Rückschritt, daher sind Innovationen notwendig
Die demografische Alterung und der prognostizierte Anstieg des Pflegebedarfs machen innovative und bedarfsgerechte Lösungen erforderlich. „Das starre Sektorenkorsett der Pflegeversicherung und die künstlichen bürokratischen Grenzen zur Krankenversicherung sind nicht mehr zeitgemäß. Dadurch werden Innovationen ausgebremst und echte Verbesserungen in der pflegerischen Versorgung blockiert. Die Pflege der Zukunft muss flexibler, bedarfsgerechter und ohne administrative Mauern sein. Sie muss die betroffenen Menschen in den Blick nehmen.“
Mehr Prävention, weniger Reparatur
Die Betriebskrankenkassen fordern eine bessere Verzahnung von Medizin und Pflege sowie einen stärkeren Fokus auf Pflegeprävention. „Es ist volkswirtschaftlicher Wahnsinn, das Potenzial von Prävention und Rehabilitation ungenutzt zu lassen“, sagt Klemm. „Hier schlummert eine riesige Chance, selbstbestimmtes Altern zu ermöglichen und gleichzeitig Kosten einzusparen. Ein gemeinsames Präventionsbudget von Kranken- und Pflegekassen wäre der erste logische Schritt.“
Finanzierung neu denken
Angesichts der dramatischen Finanzsituation in der Pflege unterstreichen die Betriebskrankenkassen ihre Forderung, die SPV für versicherungsfremde Leistungen aus Steuermitteln zu bezuschussen. „Die Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die sich auch in der Finanzierung niederschlagen muss. Es kann nicht sein, dass die Beitragszahlenden die pflegerische Zukunft Deutschlands finanziell allein stemmen. Wir brauchen zudem eine strategische Neuausrichtung, die durch Prävention und effiziente Strukturen die Ausgaben langfristig senkt. Die Zukunft liegt dabei in der Umlagefinanzierung und nicht in den Gewinnmargen der Privatwirtschaft. Und die Länder müssen endlich ihrer Investitionsverantwortung vollumfänglich nachkommen. Wer mitbestimmen will, darf sich bei der Finanzierung nicht rarmachen.“
Gleichzeitig muss die Pflege- und Sorgearbeit von Angehörigen endlich angemessen gewürdigt werden. „Sie sind das Rückgrat unseres Pflegesystems“, betont Klemm. „Sie brauchen ein umfassendes Unterstützungs- und Entlastungssystem – inklusive fairer finanzieller Anerkennung.“
Quelle und Kontaktadresse:
BKK Dachverband e. V., Mauerstr. 85, 10117 Berlin, Telefon: 030 27 00 406-0