Bilanz des Deutschlandtourismus in den ersten sieben Monaten positiv
(Bonn) - Der Deutsche Tourismusverband (DTV) blickt trotz des sehr wechselhaften Sommerwetters für die ersten sieben Monate dieses Jahres auf eine positive Gesamtentwicklung im Deutschlandtourismus. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Gäste in den ersten sieben Monaten um 3,0 Prozent auf 67,9 Millionen und die Anzahl der Übernachtungen um 0,9 Prozent auf 192,8 Millionen gestiegen. Eine aktuelle DTV-Umfrage unter den Tourismusorganisationen in den Ländern ergab allerdings größere regionale Unterschiede. Für das Gesamtjahr 2005 erwartet der DTV leichte Zuwächse von bis zu einem Prozent bei den Übernachtungen, so DTV-Hauptgeschäftsführerin Claudia Gilles.
Gern in Deutschland
Urlaub in Deutschland lag auch in diesem Sommer im Trend. Klassische Ferienregionen wie die schleswig-holsteinische Nordseeküste, Ostfriesland, der Westerwald, der Schwarzwald und der Bodensee verzeichneten Zuwächse. Dagegen mussten insbesondere die Destinationen in Mecklenburg-Vorpommern wegen des Wetters und aufgrund des verschärften Wettbewerbs mit dem Nachbarland Polen in dieser Saison Verluste hinnehmen. Gewinner sind wieder einmal die Städte. In den ersten sieben Monaten des Jahres wurden vom Statistischen Bundesamt bundesweit rund ein Drittel aller Gäste (23,4 Millionen von insgesamt 67,9 Millionen Gästen) in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern gezählt. Die Besucher erzeugten in den Großstädten 45,7 Millionen Übernachtungen (plus 5,2 Prozent). Besonders beliebt sind die deutschen Metropolen, vor allem jene, die von Low-Cost-Carriern angeflogen werden. So verbuchte etwa Dresden bei den Übernachtungen in den ersten sieben Monaten ein Plus von 11,9 Prozent, Köln 11,6 Prozent, Berlin 9,2 Prozent. Die positive Entwicklung lässt sich auf eine steigende Zahl von Kurzurlauben, Geschäfts- und Eventreisen zurückführen.
Reisende aus dem Ausland polieren Statistik auf
Deutschland gewinnt auf dem internationalen Reisemarkt immer mehr an Bedeutung. Die Zuwächse bei den Reisenden aus dem Ausland (5,9 Prozent mehr Gäste und 5,3 Prozent mehr Übernachtungen) tragen überproportional zum positiven Ergebnis der ersten sieben Monate dieses Jahres bei. Dabei zieht es die ausländischen Touristen vor allem in Gemeinden mit über 100.000 Einwohnern. Rund 50 Prozent aller Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland wurden in Großstädten getätigt. Deutsche Urlauber hingegen zieht es im eigenen Land eher in kleinere Gemeinden und ländliche Regionen.
Kurzfristiger und kürzer heißt die Devise
Urlaubsbuchungen werden immer stärker wetter- und ereignisabhängig, so der Tenor der Deutschlandtouristiker. Das Wetter bleibt, trotz vielfältiger und attraktiver Angebote, ein Unsicherheitsfaktor für den Deutschlandtourismus, so Claudia Gilles. So haben die kalten und verregneten Sommertage zahlreichen Regionen so auch dem Saarland wichtige Potenziale bei Kurz- und Spontanreisenden gekostet.
Angesichts angespannter Haushaltslage fällt die Urlaubsreise zudem häufig kürzer aus als zuvor. Bundesweit stehen 3,0 Prozent mehr Gäste in den ersten sieben Monaten einem Anstieg von nur 0,9 Prozent der Übernachtungen gegenüber. Die Schere geht auseinander, so die DTV-Hauptgeschäftsführerin Gilles.
Trends
Seit einigen Jahren verzeichnen die Deutschlandtouristiker bei Reisen nach und innerhalb Deutschlands einen deutlichen Trend zum naturnahen und sportlich orientierten Urlaub. Insbesondere das Wandern erlebt eine Renaissance. Wanderziele wie der Rheinhöhensteig und der Rennsteig hoffen bei stabiler Wetterlage auf eine steigende Nachfrage im Herbst. Das Saarland verzeichnet seit der Prämierung des Felsenwegs in Losheim am See zu Deutschlands bestem Wanderweg einen stetigen Anstieg der Wandergäste, so Birgit Grauvogel, Geschäftsführerin der Tourismus Zentrale Saarland GmbH.
Das Internet dient nicht mehr nur als Informationsmedium, sondern wird auch immer mehr als Buchungsplattform genutzt. Auch über die Reisebüros wird Deutschland verstärkt gebucht. Qualitätsprodukte und Pauschalangebote inklusive Transfers und Gepäcktransporte erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. Das Saarland etwa bietet mit großer Resonanz die Pauschale Schlemmerradeln über den Reiseveranstalter Wikinger Individuell an.
Kosten sparen Qualität ist Trumpf
Die schwierige konjunkturelle Lage in Deutschland spiegelt sich im Ausgabeverhalten der Urlauber wieder. Der Deutschlandreisende spart nicht am sondern im Urlaub. Vielerorts haben Gastronomiebetriebe mit einem zurückhaltenden Konsumverhalten der Gäste zu kämpfen. Jüngst veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass das Gaststättengewerbe in den ersten sieben Monaten Einbußen von real 2,7 Prozent hinnehmen musste. Die DTV-Umfrage ermittelte für diesen Sommer eine Bevorzugung von preiswerten Unterkunftsarten wie Urlaub auf dem Bauernhof, Ferienwohnungen und Campingplätzen. Allein im Juli erzielten die touristischen Campingplätze ein Übernachtungsplus von 10,3 Prozent, allerdings muss man einschränken, dass die Campingbranche nach dem Jahrhundertsommer 2003 in 2004 wetterbedingte Rückgänge hinnehmen musste. Doch erfreuten sich in diesem Sommer auch hochpreisige Angebote, z.B. im Wellnessbereich, einer regen Nachfrage. Bei aller Preissensibilität ist der Urlauber auch in diesem Sommer zu größeren Ausgaben bereit, wenn ihn die Qualität des Angebots überzeugt. Von diesem Trend profitierten Häuser der gehobenen Kategorie.
Nur bei innovativer Produktgestaltung und gezieltem Qualitätsmanagement können wir die erfolgreiche Entwicklung der vergangenen Jahre fortschreiben. Denn Deutschland ist ein kundenfreundliches und serviceorientiertes Reiseland, das seinen Preis auch wirklich wert ist so das gemeinsame Resümee von Claudia Gilles und Birgit Grauvogel anlässlich eines Vorab-Pressegespräches zum Deutschen Tourismustag in Saarbrücken.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Tourismusverband e.V.
Bertha-von-Suttner-Platz 13, 53111 Bonn
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