Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

Bildungsungleichheit in der Grundschule verschärft sich weiter - wie lange schaut die Politik noch zu?

München - Das Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) reagiert auf die besorgniserregenden Ergebnisse nationaler Vergleichsstudien und formuliert Empfehlungen zur Vermittlung basaler Kompetenzen in der Grundschule. Der BLLV sieht sich in seinen Positionen bestätigt.

"Es darf doch nicht wahr sein, dass nun ein weiteres Gutachten wieder mal bestätigt, was wir alle doch schon lange wissen: Die Bildungsungerechtigkeit verschärft sich immer weiter! Die Schwächsten werden erneut weiter abgehängt. Gerade in der Grundschule müssen alle Ressourcen verstärkt und dann so genutzt werden, wie es für die Kinder am besten ist! Wir als die Experten der Praxis und die Wissenschaft wissen, was zu tun ist - nun müssen die politisch Verantwortlichen endlich handeln!", so die BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Bei der Vermittlung basaler Kompetenzen muss bereits im frühen Kindesalter angesetzt werden. Es braucht zielgruppenspezifische und niedrigschwellige Hilfsangebote sowie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Familie, Frühe Hilfen, Kita und Grundschule, damit sich Ungleichheiten in der Teilhabe nicht weiter manifestieren. Der Negativtrend schreibt sich nicht nur hinsichtlich der sprachlichen und mathematischen Kompetenzen, sondern auch bezüglich der sozial-emotionalen Kompetenzen junger Schülerinnen und Schüler fort. Themen wie Diagnostik und individuelle Förderungen gewinnen an Bedeutung und bedürfen einer systematischen Einbindung in fachdidaktische und bildungswissenschaftliche Studienanteile.

Die BLLV-Forderungen stimmen mit der Analyse des Gutachtens überein: Es braucht dringend eine flexible Lehrerbildung, eine indexbasierte Zuweisung von Ressourcen an die Schulen sowie eine Stärkung und Ausweitung von Unterstützungssystemen! Ferner muss Schluss damit gemacht werden, dass alle Schulen irgendwie gleich gut oder schlecht versorgt werden - Personal und Ressourcen dürfen nicht blind mit der Gießkanne ausgeschüttet werden. Man kann nicht Ungleiches mit Gleichem behandeln, wenn man wirklich bedarfsorientiert agieren möchte - und muss.

Mit Blick auf die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft fordert der BLLV schon lange den Einsatz multiprofessioneller Teams an Schulen, sodass zusätzliche Fachkräfte die Lehrerinnen und Lehrer unterstützen können und qualitativ hochwertige Bildung gesichert werden kann. Diese Menschen dürfen die Lehrkräfte nicht ersetzen - also die Löcher des Lehrermangels stopfen - sondern müssen uns in professionellen Teams ergänzen und somit die Möglichkeiten bieten, die Breite der Bedarfe der Schülerinnen und Schüler aufzufangen.

Der BLLV nimmt die Politik in die Verantwortung: Es braucht strukturelle Rahmenbedingungen sowie ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen, damit die Empfehlungen der SWK umgesetzt, Bildungsqualität gesichert und Bildungschancen ermöglicht werden können. Wie lange will die Politik noch zuschauen?

Die Gesellschaft, die Wirtschaft und wir alle werden die fehlenden Kompetenzen der jetzigen Generation noch lange beklagen, wenn wir nicht jetzt entsprechend reagieren und uns über den Auftrag von Schule verständigen, die individuelle Förderung in den Mittelpunkt stellen und die deutlich zu erhöhenden Ausgaben für die Kleinsten - also die Kinder in Kita und Grundschule - selbstverständlich sind. "Die Bildungsfinanzierung muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden", so Fleischmann.

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Birte Pretz, Assistentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Bavariaring 37, 80336 München Telefon: (089) 721001-0, Fax: (089) 721001-90

(jg)

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