Pressemitteilung | Bitkom e.V.

BITKOM stellt internationale Vergleichsstudie zur Informationsgesellschaft vor

(München) - Deutschland hat weltweit mit die leistungsfähigste Telekommunikations-Infrastruktur. 25 Millionen ISDN-Kanäle, 3,2 Millionen DSL-Anschlüsse und rund 59 Millionen Mobilfunkteilnehmer wurden Ende 2002 gezählt. 29 Millionen PCs sind in Deutschland installiert, jeder zweite Haushalt verfügt inzwischen über ein solches Gerät. 41 Millionen Deutsche werden im Jahr 2003 das Internet nutzen. Deutschlands Verbraucher und Unternehmen gehören zu den Vorreitern im elektronischen Geschäftsverkehr. 87,8 Mrd. Euro wurden im Jahr 2002 über das Internet umgesetzt. Insbesondere im Bildungssystem und dem Gesundheitswesen aber werden moderne Informations- und Kommunikationssysteme nur unzureichend genutzt. In Dänemark stand bereits vor zwei Jahren in den Sekundarschulen auf jeder Schulbank ein PC mit Internetanschluss. Demgegenüber mussten sich in Deutschland 14 Sekundarschüler einen PC teilen und auf jeweils 25 Schüler kam ein Internetzugang. Während es in Großbritannien, Schweden und Finnland kaum noch eine Arztpraxis ohne Internetanschluss gibt, arbeiten in Deutschland immer noch 55 Prozent aller Allgemeinmediziner völlig offline. Lediglich 6 Prozent der deutschen Allgemeinmediziner nutzen den PC für den Austausch von Patientendaten. Dies sind die Ergebnisse einer internationalen Studie, die der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) in München vorgestellt hat.

Weltweit überstieg die Zahl der Mobilfunkteilnehmer im vergangenen Jahr erstmals die Marke von einer Milliarde. 70 Prozent nutzen den in Europa und Deutschland entwickelten GSM-Standard. Das Internet wird inzwischen von mehr als 600 Millionen Menschen weltweit genutzt, das sind 100 Millionen mehr als noch im Jahr zuvor. 54 Millionen Internet-Zugänge laufen bereits über Breitband-Anschlüsse. Dieses Wachstumstempo wird sich im Jahr 2003 nicht verlangsamen, sondern auf dem hohen aktuellen Niveau fortsetzen.

Die BITKOM-Studie zeigt, dass das stationäre Internet auf PC-Basis weiterhin im angelsächsischen Raum und in den skandinavischen Ländern den stärksten Zuspruch findet. In der PC-Ausstattung wird Deutschland auch längerfristig zu diesen Ländern nicht aufschließen können. „Die große Chance Deutschlands liegt im Zusammenwachsen von Mobilfunk, Breitband und Internet,“ kommentiert Bernhard Rohleder, Vorsitzender der BITKOM-Geschäftsführung, die neuen Daten. „Dieser Technologietrend hin zum mobilen, breitbandigen Internet kommt Deutschland entgegen.“

In einigen Bereichen ist Deutschland heute schon führend. So wird ISDN immer mehr zum Standard in der festnetzbasierten Telekommunikation. Jeder fünfte ISDN-Kanal der Welt liegt in Deutschland. Gut 25 Millionen ISDN-Kanäle sind hier zu Lande geschaltet. Im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der Anschlüsse mit einem Plus von 15 Prozent abermals dynamisch. Damit sind die Zeiten durchgängig zweistelliger Wachstumsraten allerdings vorbei. Ab 2005 dürfte der deutsche ISDN-Markt zunehmend gesättigt sein. Der Trend geht eindeutig hin zu breitbandigeren Anschlüssen auf DSL-Basis. Die DSL-Technologie in Deutschland ermöglicht für Privatkunden zurzeit Übertragungsraten von bis zu 1,5 Mbit pro Sekunde im Download. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland zusätzlich 1 Million DSL-Anschlüsse geschaltet. Bis zum Jahr 2005 sollen sich die DSL-Anschlüsse verdoppeln, von heute 3,2 auf dann 6,3 Millionen. Damit liegt Deutschland deutlich vor den USA weltweit in der Spitzengruppe. Führend sind Südkorea und Dänemark.

In den USA wird nur jeder dritte Breitbandanschluss über DSL realisiert. Jenseits des Atlantiks basieren knapp 11 Millionen Breitbandanschlüsse auf Kabelmodems. Jeder zehnte US-Haushalt nutzt das TV-Kabelnetz, um ins Internet zu gehen. In Deutschland liegt die Anschlussrate bei geringen 0,2 Prozent, also um den Faktor 50 niedriger, als in den USA. In keinem anderen Bereich hinkt Deutschland seinen Wettbewerbern ähnlich weit hinterher, wie bei der Ausstattung mit Kabelmodems. Lediglich 0,4 Prozent der weltweit 23 Millionen Kabelmodems sind in Deutschland installiert.

Das hier zu Lande geringe Interesse am Internet-Zugang über TV-Kabel liegt an der fehlenden Leistungsfähigkeit deutscher Kabelnetze. Nur in wenigen Regionen sind die Netze überhaupt in der Lage, wesentlich mehr als nur Rundfunk- und Fernsehprogramme zu übertragen. Zumeist fehlen die Rückkanal-Fähigkeit und die Bandbreite für Datenanwendungen. In dieser Hinsicht hat Deutschland gegenüber den USA, aber auch einigen europäischen Nachbarländern wie den Niederlanden, Belgien und Österreich, starken Nachholbedarf. Dies ist umso bedauerlicher, als das Kabelnetz bei uns sehr eng geknüpft ist. 54 Prozent der deutschen Haushalte verfügen über einen Kabelanschluss. Aber erst wenn die Kabelnetze technisch aufgerüstet sind, werden sie als Infrastruktur für multimediale und sonstige Internet-Dienste wirklich attraktiv. Vor diesem Hintergrund ruft BITKOM gerade die strukturschwachen Bundesländer auf, den Strukturentwicklungsfonds der Europäischen Union stärker als bisher in Anspruch zu nehmen, um die notwendigen Aufbauleistungen zu unterstützen.
Im Jahr 2003 wird in der Internet-Nutzung ein wichtiger Markstein erreicht: Jeder zweite Deutsche wird dann regelmäßig im Internet unterwegs sein. In 2002 lag die Internet-Rate noch bei 44 Prozent. Knapp 5 Millionen Deutsche sind im vergangen Jahr erstmals online gegangen. Bis 2005 sollen jährlich weitere 4 bis 5 Millionen hinzu kommen. Die deutsche Internetgemeinde soll bis dahin auf 50 Millionen Mitglieder anwachsen. In absoluten Zahlen aber stellt Deutschland nach den USA und nur knapp hinter Japan weltweit den drittgrößten Internetmarkt.

In Deutschland sind inzwischen 29 Millionen PCs installiert und im Jahresverlauf 2003 soll die 30-Millionen-Marke überschritten werden. Damit verfügt jeder zweite deutsche Haushalt über einen eigenen Rechner. Deutschland liegt hier leicht über dem europäischen Schnitt, allerdings deutlich hinter den USA. Jahr für Jahr vergrößert sich die installierte Basis bei uns um etwa 1,5 Millionen Geräte. Sehr viel stärkere Wachstumsraten weist zurzeit insbesondere Japan auf. Allein im Jahr 2001 wurden dort 10 Millionen zusätzliche PCs installiert, in 2002 waren es 5 Millionen.

In der Mobilkommunikation hat Deutschland eine einzigartige Aufholjagd hinter sich. Im Jahr 2000 hatte sich die Zahl der mobilen Anschlüsse auf 48 Millionen verdoppelt. Und die Zahl der Mobilfunkteilnehmer steigt weiter. Bis Ende 2005 darf mit 70 Millionen Anschlüssen gerechnet werden, zurzeit liegen wir bei knapp 60 Millionen. Inzwischen gibt es mehr mobile als Festnetzanschlüsse. UMTS bringt zusätzliche Spannung in den Markt. Mit UMTS eröffnet die Mobilkommunikation jenseits der Übertragung von Sprache und Kurznachrichten völlig neue Möglichkeiten für hoch leistungsfähige Anwendungen. Rohleder: „Nachdem in den 90er Jahren Festnetzkommunikation und Internet verschmolzen, wachsen nun Mobilkommunikation und Internet zusammen. 2003 wird damit zum Startpunkt in die mobile, digitale Internetwelt.“ Nachdem Deutschland in den 90er Jahren den Internet-Zug zunächst verpasst hatte, bekommen wir nun im Zuge von UMTS eine zweite Chance. Wenn wir diese nicht nutzen, wird der Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig dort landen, wo der Bildungsstandort Deutschland heute leider ist: am unteren Ende der Skala, so Rohleder.

Ein Armutszeugnis stellt BITKOM weiterhin den deutschen Schulen aus. In deutschen Sekundarschulen mussten sich 14 Schüler einen PC teilen und auf jeweils 25 Schüler kam ein Internetzugang. In Dänemark stand demgegenüber auf jeder Schulbank ein PC mit Internetanschluss. Auch im E-Government gibt es Handlungsbedarf: Deutschland müsse weg kommen vom aktuellen Flickenteppich unterschiedlichster Modelle, hin zu einem gemeinsamen Ansatz. Rohleder: „Wir brauchen einen Masterplan, der die zahlreichen Einzelinitiativen verknüpft und über ein gemeinsames Online-Portal allgemein zugänglich macht.“

Nachholbedarf sieht BITKOM auch im Gesundheitswesen. Während es in Großbritannien, Schweden und Finnland kaum noch eine Arztpraxis ohne Internetanschluss gibt, arbeiten in Deutschland immer noch 55 Prozent aller Allgemeinmediziner völlig offline. Lediglich 6 Prozent der deutschen Allgemeinmediziner nutzen den PC für den Austausch von Patientendaten. Rohleder: „Damit bilden wir das Schlusslicht in Europa, hinter Irland, Portugal und Griechenland.“ In deutschen Praxen und Krankenhäusern werden Daten weiterhin überwiegend von Hand eingegeben und konventionell übermittelt. Das ist kostenintensiv und fehleranfällig. Die medizinische Versorgung ließe sich deutlich verbessern, wenn ein einheitlicher Informations- und Kommunikationsstandard im Gesundheitswesen eingeführt würde. Dieser Standard würde von Arztpraxen, Krankenhäusern, Apotheken und Krankenversicherungen eingesetzt. Die Gesundheitskarte ist nach BITKOM-Ansicht ein wichtiger Teil eines solchen Programms und deshalb würden diese Themen mit ins Zentrum der aktuellen gesundheitspolitischen Überlegungen gehören.

Die Investitionen in Informations- und Kommunikationssysteme tragen inzwischen erheblich zum Wirtschaftswachstum der meisten Länder bei. In Deutschland könnten wir aber noch sehr viel mehr aus diesen Technologien herausholen. Anfang der 80er Jahre lag der ITK-Beitrag zum Wirtschaftswachstum in den großen Industrienationen zwischen 0,2 und 0,4 Prozentpunkten. In den Jahren 1995 bis 2000 hat sich dieser Wert in den meisten Ländern verdoppelt. Durchschnittlich 0,9 Prozentpunkte des gesamtwirtschaftlichen Wachstums in den USA waren ITK-Investitionen zuzurechnen. Deutschland lag mit einem Wert von 0,4 Punkten auf einem Niveau, das in den USA bereits Anfang der 80er Jahre erreicht worden war. Informations- und Kommunikationssysteme sind Katalysatoren für die Leistungsfähigkeit eines Landes. Das müssten wir in Deutschland noch stärker in allen Bereichen nutzen, so Rohleder.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) Albrechtstr. 10 10117 Berlin Telefon: 030/275760 Telefax: 030/27576400

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