Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

BLLV: Büchergeld ist ein falsches bildungs- und familienpolitisches Signal / Präsident Albin Dannhäuser: „Kinder aus sozial schwachen Familien dürfen in der Schule nicht stigmatisiert werden“

(München) - Der Unmut an den Schulen zum Schuljahresbeginn ist wegen des Büchergeldes groß. Die Bayerische Staatsregierung hatte trotz heftigen Protests von Eltern, Schülern und Pädagogen im Sommer die Einführung von Büchergeld beschlossen. „Die Lehrerschaft sieht sich nun zum Schuljahresbeginn gezwungen, ein Büchergeld einzusammeln, dem sie mehrheitlich äußerst skeptisch gegenübersteht“, stellte der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Albin Dannhäuser, fest und bezeichnete das Büchergeld erneut als falsches bildungs- und familienpolitisches Signal.

„Es ist nicht die Aufgabe von Pädagogen, die finanziellen Verhältnisse ihrer Schülerinnen und Schüler abzufragen, so dass Kinder und Jugendliche aus sozial schwächer gestellten Familien stigmatisiert werden. “ Zunächst einmal muss festgestellt werden, ob in Anbetracht der immensen Verwaltungsausgaben einzelne Schulen von dieser Maßnahme überhaupt profitieren.


Lehrerinnen und Lehrer werden mit einem erheblichen zusätzlichen Verwaltungsaufwand konfrontiert. Besonders hart trifft es Schulleiter/innen, denn sie müssen letztlich prüfen, ob eine Familie in der Lage ist, das Büchergeld zu zahlen oder nicht. Darüber hinaus müssen sie zahlungssäumige Eltern den Kommunen melden.

Grundsätzlich hält der BLLV an seiner Kritik fest: „Auch wenn vorgesehen ist, sozial schwache Familien von den Kosten zu befreien oder die Kosten nach Einkommen zu staffeln, werden die Pläne letztlich dazu führen, dass sozial schlechter gestellte Eltern und viele Alleinerziehende, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen, massiv belastet werden“, erklärte Dannhäuser. Schon jetzt strapaziert der Schulbesuch den Geldbeutel über die Maßen: Kopiergeld, Materialgeld, Geld für Schulausflüge und Projekte, Geld für die nötige Ausstattung vom Federmäppchen bis zur Sportkleidung, etc. „Der BLLV lehnt es daher entschieden ab, dass Eltern immer tiefer in die Tasche greifen müssen, um ihren Kindern Schulkosten zu finanzieren. Es ist ein eklatanter Widerspruch, die Bedeutung der Familie mit Kindern polit-rhetorisch zu beschönen und diese gleichzeitig finanziell immer mehr zu belasten.“

Laut Armutsbericht ist jedes zehnte Kind in Deutschland arm - die Zahl der Familien, die an der Armutsgrenze leben, steigt. „Vor diesem Hintergrund ist es un-verantwortlich, Familien finanziell noch weiter zu belasten“, kritisierte Dannhäuser. Er bedauerte erneut, dass die Staatsregierung die massiven Einwände zahlreicher Organisationen gegen die Einführung des Büchergelds ignoriert hat. „Gute Bildung darf nicht von Einkommen, Herkunft und schon gar nicht vom jeweiligen Familienstand abhängen. Kinder aus sozial schwächeren Familien dürfen in der Schule nicht zusätzlich ausgegrenzt und mit dem Etikett der Armut versehen werden. Schulen dürfen nicht zu Zweigstellen von Sozialämtern gemacht werden.“

Zentrale Aufgabe der Politik muss es sein, mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Dannhäuser erinnerte an den Grundsatz der Lernmittelfreiheit in Bayern, der seit 1948 ein hohes bildungs- und sozialpolitisches Gut sei, das vor allem den Grundsatz gerechter Bildungschancen für alle Schülerinnen und Schüler schützt.

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Annemarie Detsch, Pressesekretariat Bavariaring 37, 80336 München Telefon: 089/7210010, Telefax: 089/7250324

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