Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

BLLV zum Start in das neue Schuljahr Realität vor Ort ist der Maßstab - nicht die politische Show: Jetzt braucht es Ehrlichkeit und 100 Prozent Rückendeckung!

(München) - Eine Woche vor Schulbeginn gibt die Staatskanzlei die Marschrichtung für das neue Schuljahr vor. Der BLLV fürchtet Vorgaben für Schulen und Lehrkräfte, die weder realisierbar noch auf lange Sicht durchzuhalten sind - vor allem mit Blick auf die viel zu dünne Personaldecke an vielen Schulen. Präsidentin Fleischmann warnt vorab: "The show must go on? Nicht mit uns! Für uns zählt die Realität!"

Kurz vor Schuljahresbeginn lädt Ministerpräsident Söder am heutigen Montag Lehrer-, Eltern- und Schülerverbände in die Staatskanzlei. Gemeinsam soll für das neue Schuljahr eine "Balance" gefunden werden zwischen Bildungsauftrag und Gesundheitsschutz. Nichts anderes will auch der BLLV - fordert dafür aber seitens der Politik erneut mehr Ehrlichkeit ein. "Derzeit prallen zwei Krisen aufeinander: der akute Lehrermangel und die Pandemie. Gleichzeitig wird nach wie vor der Eindruck erweckt, die riesigen Löcher in der personellen Versorgung könnten mit Teamlehrkräften, mobilen Reserven und pensionierten Lehrerinnen und Lehrern prima gestopft werden. Das ist unglaubwürdig, unprofessionell und vor allem nicht nachhaltig", so BLLVPräsidentin Simone Fleischmann. Sie betont: "The show must go on? Nicht unter solch prekären Bedingungen, nicht mit uns!"

Volle Transparenz über die personellen Ressourcen
Bei aller Solidarität und dem mehr als guten Willen der Lehrerinnen und Lehrer, die Krise gemeinsam mit den Eltern zum Wohle der Kinder professionell und engagiert zu meistern, mahnt Fleischmann erneut: "Wir können nur so viel geben, wie wir sind."

Denn zu den ohnehin vielfältigen Aufgaben, die Lehrkräfte und Schulleitungen im Schulalltag zu stemmen haben sowie den immer weiter wachsenden Erwartungen an das, was Schule auch in Erziehungsfragen leisten soll, kommt nun in der Pandemie auch noch die Umsetzung von Hygienemaßnahmen und Distanzunterricht hinzu - und das bei chronischer personeller Unterbesetzung, die durch die Corona-Krise noch weiter verschärft wurde.

"Dennoch wissen viele Schulen selbst eine Woche vor Schuljahresstart immer noch nicht, welche personellen Ressourcen ihnen tatsächlich zur Verfügung stehen. Hier mangelt es mal wieder eindeutig an Transparenz der politisch Verantwortlichen , was zu einer hohen Planungsunsicherheit und Verunsicherung führt - nicht nur bei den Lehrkräften, sondern auch bei Eltern und Schülern", so Fleischmann weiter.

Mehr Eigenverantwortung an den Schulen bei voller Rückendeckung durch die Politik!
Gleichzeitig wünscht sich der BLLV gerade in der aktuellen Krise mehr Eigenverantwortung an den Schulen zur Umsetzung der staatlichen Vorgaben bei voller Rückendeckung durch die Politik. "Unsere Lehrkräfte sind gut ausgebildet, agieren professionell und haben seit März doch bewiesen, dass sie alles geben und viele weitaus mehr! Vor Ort und in ihrer Schule sind sie die Experten und entscheiden mit Augenmaß. Das muss die Politik durch Vertrauen und hundertprozentige Rückendeckung honorieren."

Fleischmann betont aber auch: "Ob mit oder ohne Maske, ob im Präsenz- oder Distanzunterricht, ob mit Unterstützung durch mobile Reserven und Teamlehrkräfte oder ohne: Das neue Schuljahr wird keinesfalls ein normales sein und uns alle erneut vor viele Herausforderungen stellen." Die Krise ruft bei allen Menschen Irritationen, Unsicherheit und oft auch Ängste hervor, die ihr Leben aktuell prägen. "Auf uns allen lastet derzeit ein hoher Druck, nicht zuletzt auch auf den Lehrkräften. Die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen wollen alles richtig machen."

Deswegen erwartet der BLLV jetzt umso mehr "Ehrlichkeit seitens der Politik sowie Vorgaben und Richtlinien, die sich an der Realität orientieren - und nicht an dem, was politisch gerade günstig oder gewünscht ist", so Fleischmann.
Der BLLV wird die Situation an den Schulen deshalb genau beobachten und bei seiner Pressekonferenz Mitte Oktober ehrlich aufzeigen, wie sich die Situation an den bayerischen Schulen im laufenden Betrieb tatsächlich darstellt. "Erst wenn wir wirklich wissen, was Sache ist, dann gehen wir an die Öffentlichkeit. Nicht allein der erste Schultag ist entscheidend - wir müssen das ganze Schuljahr im Blick haben. Wir sind am Ende auch diejenigen, die es meistern müssen. Der BLLV steht für professionelle Politik. Die geht ohne Show, nimmt ernst was Realität an den Schulen ist und richtet ihre Forderungen danach aus", wie Fleischmann betont.

Ihr eindringlicher Appell: "Machen wir uns nichts vor, die derzeit schwelenden Krisen sind hart. Die Corona-Pandemie ist sogar lebensbedrohlich. Wir Lehrerinnen und Lehrer werden alles geben und unseren Beitrag leisten, damit die Kinder - und wir alle - gut durch beide Krisen kommen. Es ist aber auch ein Zusammenrücken gefragt - von Lehrkräften, Eltern, Schülern, der Gesellschaft und auch seitens der Politik. Dafür braucht es jedoch deren Rückendeckung. Nur dann kann die Eigenverantwortung der Schulen gelingen und nur so können wir die Situation vor Ort meistern. Nur gemeinsam kann es funktionieren."

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Pressestelle Bavariaring 37, 80336 München Telefon: (089) 721001-0, Fax: (089) 721001-90

(ds)

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