Brasilien zu einer der wichtigsten Agrarhandelsnationen aufgestiegen / Stabile wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung, aber soziale Probleme
(Berlin) - Brasilien entwickelt sich rasant zu einer weltweit führenden Agrarhandelsnation. Das Exportvolumen beträgt rund 31 Milliarden US-Dollar (2004). Noch im Jahre 2000 war es nur etwa halb so hoch. Nur die Vereinigten Staaten bzw. die Europäische Union exportieren mit etwa 55 Milliarden US-Dollar deutlich mehr Agrarprodukte. Hauptprodukte des brasilianischen Agrarexports sind Sojabohnen, Fleisch, Zellulose und Holz, Zucker, Kaffee sowie Obstsaft. Dies stellt der Deutsche Bauernverband (DBV) in einer Analyse zu den WTO-Verhandlungen fest. Aus Sicht des DBV sollten die Entwicklungsländer bei den WTO-Verhandlungen differenzierter als bisher behandelt werden. Es mache wenig Sinn, wettbewerbsstarken Agrarexporteuren wie Brasilien die gleichen Handelsvorteile einzuräumen wie den ärmsten der armen Entwicklungsländer.
Bei Rindfleisch, Geflügelfleisch, Kaffee, Orangensaftkonzentrat, Sojabohnen und Zucker steht das südamerikanische Land weltweit an führender Stelle des Exports. Wichtigste Exportregion für brasilianische Agrarprodukte ist die EU mit einem Anteil von 41 Prozent. Die größten Exportzuwächse werden in Märkten wie China und Russland registriert. Vergleichsweise gering sind die Agrarexporte in die südamerikanischen Nachbarländer. Dagegen importiert Brasilien Agrargüter in Höhe von 4,8 Milliarden US-Dollar (2004) vor allem aus Argentinien und den übrigen Anrainerstaaten. Bei Getreide ist Brasilien Nettoimporteur.
Krisen durch Hyperinflation und hohe Auslandsschulden gehören in Brasilien der Vergangenheit an. Um den Wohlstand zu verbessern, setzt die Wirtschaftspolitik des Landes stark auf die Land- und Agrarwirtschaft, wie der DBV in seinem kürzlich erschienenen Situationsbericht 2006 feststellt. Brasiliens Landwirtschaft hat demnach gute natürliche Ausgangsbedingungen. Die landwirtschaftliche Nutzfläche Brasiliens ist mehr als doppelt so groß wie die der Europäischen Union bei vergleichbarer Einwohnerzahl. Noch ist traditionell der Grünlandanteil sehr hoch. Doch kann Weideland umgebrochen werden. Die Ackerflächen sind auch durch Regenwaldrodungen mittlerweile auf einen Umfang von 67 Millionen Hektar angewachsen. In den vergangenen Jahren wurden jährlich etwa 2 Millionen Hektar Acker zusätzlich in die Produktion genommen. Experten gehen davon aus, dass etwa 100 Millionen Hektar zusätzlich für die landwirtschaftliche Nutzung erschlossen werden können. Das günstige Klima erlaubt zwei oder drei Ernten jährlich.
Die wirtschaftspolitischen Reformen in den 90er Jahren haben die Entwicklungsmöglichkeiten des Agrarsektors deutlich verbessert, wenngleich immer noch hohe Zinsen und Inflation die Entwicklung der Landwirtschaft erschweren. Von Nachteil sind auch die vergleichsweise schlechte Infrastruktur und hohe Transportkosten. Auch hat es Brasilien bisher versäumt, vielen Millionen armen Kleinbauern und Landarbeitern eine Zukunftschance zu eröffnen. Die Förderung von Kooperationen und eine Landreform mit dem Zugang von Eigentum für die Landlosen ist eine noch weitgehend ungelöste Aufgabe. Einige Produktionsbereiche wie die Zucker- oder Orangenerzeugung liegen in der Hand weniger Großgrundbesitzer oder Konzerne.
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